Nils Petersen

Fußball

Nils Petersen: "Ich wäre gerne als Derbysieger gekommen"

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Autor/in
Michi Glang

Nils Petersen spricht bei SWR Sport über das Duell seines Ex-Klubs SC Freiburg gegen den VfB Stuttgart und verrät, wie es ihm nach dem Karriereende persönlich geht.

Mit 1:3 hatte der SC Freiburg am Samstag im Baden-Württemberg-Duell mit dem VfB Stuttgart das Nachsehen gehabt. "Der VfB war der verdiente Sieger, das muss ich leider zugeben. Ich wäre gerne als Derbysieger heute gekommen", sagte der ehemalige Freiburger Publikumsliebling im Gespräch mit SWR Moderator Michael Antwerpes.

Deniz Undav (3. Minute), Chris Führich (7.) und Maximilian Mittelstädt (74.) hatten vor 34.700 Zuschauern für den VfB getroffen. Für die Freiburger, bei denen Offensivmann Merlin Röhl in der 18. Minute wegen eines Fouls die Rote Karte sah, erzielte Abwehrspieler Lukas Kübler den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer (45.+11). Gerade in Unterzahl sei es natürlich "brutal schwer" für seine ehemaligen Teamkollegen gewesen, sagte Petersen.

Petersen über "brutale Saison" des VfB

Die Niederlage schmerzt Petersen. Und doch findet er lobende Worte für den schwäbischen Kontrahenten. Die kontinuierliche Arbeit nach Jahren im Tabellenkeller trägt Früchte und erinnert ihn auch an die Freiburger. "Ich denke schon, dass sie sich das eine oder andere bei uns abgeschaut haben. Schadet ja auch nicht, beim guten Nachbarn zu schauen. Und das haben sie gut hingekriegt", sagte Petersen. Der VfB habe zudem zuletzt "clevere Transfers gemacht".

Ist der VfB jetzt reif für Europa? "Wenn man nach 20 Spielen einen Zwei-Punkte-Schnitt hat, dann steht das einfach für Qualität", so Petersen, der im vergangenen Sommer seine Karriere beendet hatte. "Ich sage das ungern als Freiburger, aber: Der VfB spielt dieses Jahr eine brutale Saison." Der Kader verfüge zudem mit Deniz Undav oder Chris Führich über "sauspannende" Spieler, die in der aktuellen Form auch ein Thema für die Nationalmannschaft seien.

Fußball-Fan statt Profi

Petersen selbst kommt nach dem Ende seiner Profi-Karriere sehr gut zurecht. Dem Bundesliga-Samstag fiebere er aber schon am Freitagabend entgegen, wie er vor einigen Wochen im Interview bei SWR 1 Stadion sagte. "Ich liebe den Fußball, ich liebe den einfachen Sport. Ich sitze aber nicht auf der Tribüne und möchte da unten mit aller Macht mitspielen, weil ich den Druck kenne. Das ist ein Stück Arbeit, das ist hart und tut weh", so der ehemalige Torjäger.

Langweilig wird es Petersen ohnehin nicht. Der 35-Jährige arbeitet als TV-Experte und plant, irgendwann beim SC Freiburg tätig zu werden. In welcher Funktion, das sei noch offen. Eile hat der ehemalige Angreifer keine: "Es wird nur eine Frage der Zeit sein. Aber ich habe auch ein bisschen unterschätzt, wie schön jetzt das halbe Jahr ohne Fußball war und wie schnell es vorbeigegangen ist."

Petersen kickt jetzt in der Landesliga

Sport ist weiterhin ein wichtiges Thema in Petersens Leben. Und auch die Fußballschuhe schnürt er immer noch: Wenn es die Zeit erlaubt, läuft er für den Blankenburger FV in der Landesliga in Sachsen-Anhalt auf. Ansonsten genießt er die Freiheit, sich als Fußball-Fan Spiele anzuschauen. So unterstützte er zum Beispiel die Freiburger bei ihrem Europa-League-Auftritt bei West Ham United.

Petersen: Joker-Rolle nicht immer einfach

Und was bleibt mit einem halben Jahr Abstand übrig von der Karriere? Kein anderer hat mehr Bundesliga-Tore für den SC Freiburg erzielt, Petersen ist zudem mit 34 Toren der erfolgreichste Joker der Bundesliga-Historie. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich finde es nicht cool. Ich bin schon stolz drauf", sagte Petersen.

Dabei sei es nicht immer einfach gewesen, den Joker zu geben. "Ich glaube, da wird ganz viel im Kopf entschieden. Es ist immer eine Enttäuschung, zu erfahren, dass man wieder nicht spielt. Der Trainer sieht ohne dich die größere Möglichkeit, das Spiel zu gewinnen. Ich habe erst im Laufe der Jahre gelernt, wie wichtig die Rolle des Einwechselspielers ist." Dann gelte es, die Enttäuschung in "positive Aggression" umzusetzen.

Petersen nimmt Pleiten jetzt gelassener

Petersen galt Zeit seiner Karriere als selbstkritischer Profi. Verändert hat sich der "Fußball-Rentner" in dieser Hinsicht nicht. "So schnell geht das auch nicht. Man bleibt sich ja irgendwie treu. Man kann ja nicht den Charakter ändern, nur weil der Job als Profifußballer nicht mehr da ist", sagte Petersen, der weiter mit dem Sport-Club fiebert, dem man aber eine deutlich entspanntere Haltung zum Fußball-Geschäft anmerkt. "Nach einer Niederlage ärgere ich mich nicht mehr so lange wie früher. Da hatte ich zwei, drei Tage dran zu knabbern. Heute gehe ich nach Hause, Mund abwischen und dann schaue ich das Top-Spiel abends."

Mit dem Ende der Laufbahn sei auch eine Last von ihm abgefallen, sagte Petersen. "Klar, man sieht immer Samstagnachmittag volle Stadien. Wir sind Künstler, wir unterhalten das Publikum. Aber es gibt natürlich immer einen Rucksack, den man mit sich herumträgt. Der Druck wird ja nicht weniger - ob man Erfolg hat oder nicht." Jetzt ist der Druck weg für Petersen. Die Begeisterung für den Fußball ist ihm dabei mehr denn je anzumerken.

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Michi Glang

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