Nach dem Karriereende

Lust auf Landesliga: Wo "Fußballrentner" Nils Petersen jetzt seine Tore schießt

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Autor/in
Kersten Eichhorn

Vor einem halben Jahr hat Bundesliga-Rekordjoker Nils Petersen seine Karriere beim SC Freiburg beendet. Inzwischen genießt der ehemalige Torjäger seine Freiheit und Freizeit.

Eigentlich ist Nils Petersen seit Mai vergangenen Jahres Fußballrentner. Ende der Profikarriere. Aber so ganz kann der frühere Freiburger das Toreschießen doch noch nicht lassen. Immer mal wieder, wenn's passt und die Freizeit es erlaubt, schlüpft Petersen ins Trikot des Blankenburger FV, seines Heimatvereins im Nordharz.

Der Rekordjoker der Bundesliga in der Landesliga Sachsen-Anhalt: "Das ist schön, ab und zu noch im Amateurfußball dabei sein zu können", freut sich Nils Petersen im Gespräch mit SWR Sport über die gelegentlichen Stippvisiten in die sechste Liga. Kicken mit den alten Kumpels - "da kriege ich den Kabinengeruch und bleibe dem Fußball auf eine angenehme Art und Weise erhalten", so Petersen.

Drei Spiele bislang beim Blankenburger FV

Dreimal hat Nils Petersen seit Sommer das blaue Trikot der Blankenburger getragen, zum Saisonauftakt gegen Köthen gelang dem 89-fachen Bundesliga-Torschützen gleich auch sein erster Treffer in der Landesliga. Für die Rückrunde hat er sich zum Ziel gesetzt, häufiger für Blankenburg anzutreten, trotz der 600 Kilometer Anfahrt von Freiburg. Warum? "Weil ich auch merke, dass ich nachlasse, wenn ich keinen Rhythmus habe, und auch dass ich körperlich nachlasse jetzt mit über 30".

Nils Petersen, sympathisch ehrlich wie er ist, gibt lächelnd zu: "Ich habe die Landesliga auch etwas unterschätzt, ich muss mich schon strecken um mitzuhalten. Aber der Fußball macht mir nach wie vor Spaß".

Freiburg als Lebensmittelpunkt

Blankenburg, die alte Heimat, ist nur ein Gastspiel. Längst hat sich Nils Petersen für Freiburg und den Breisgau als neuen Lebensmittelpunkt festgelegt, auch nach seiner Profi-Karriere. "Hier haben wir unser Haus, da werde ich mich nicht mehr verändern, als Fußballer bist du lange genug eine Art Heimatloser", sagt der 35-Jährige. Hier in Freiburg fühlt er sich wohl, hier trifft er auch immer mal wieder seine ehemaligen Mitspieler.

Und nach 277 Pflichtspielen in acht Jahren ist ihm nicht nur die Stadt Freiburg, sondern ganz besonders auch der Sport-Club ans Herz gewachsen: "Ich habe den Verein schätzen und lieben gelernt. Er nimmt den größten Platz in meinem Herzen ein, ist mein Fixpunkt Nummer eins, obwohl ich viele tolle Vereine hatte. Vom SC Freiburg bin ich der größte Fan".

"Schnupperpraktikum" beim SC Freiburg geplant

Den Fußballspieler Nils Petersen gibt es nur noch in der Freizeit. Den Fußballtrainer Nils Petersen wird es in Zukunft nicht geben, "das habe ich für mich ausgeschlossen, das fühle ich nicht so", sagt er. "Ich kenne das von meinem Vater, das ist einer der kurzlebigsten und schwierigsten Jobs, die es gibt".

Vielmehr möchte er beim SC Freiburg ins Fußball-Management reinschnuppern. "Irgendwann will ich das Business oberhalb der Katakomben kennenlernen", so sein Vorhaben. Einen fixen Termin für den Einstieg gibt es noch nicht. Möglicherweise ist es im Sommer soweit, dass der neue Praktikant auf der Geschäftsstelle der Freiburger Nils Petersen heißt.

Vorerst genießt der zweimalige A-Nationalspieler noch für einige Monate sein neues Leben als "Fußballrentner", arbeitet nebenbei noch als TV-Experte: "Ich habe nicht mehr den Druck, immer fit sein zu müssen", beschreibt Nils Petersen, der 2007 beim damaligen Zweitligisten Jena mit der Profi-Karriere begann, die aktuelle private Situation. "Das ist schon sehr herausfordernd als Profi, seinen Körper immer auf hundert Prozent zu bringen. Dass die Konkurrenz hinter Dir bleibt, dass du auch als Spieler gebraucht wirst".

Nils Petersen genießt seine neuen Freiheiten

Seit dem vergangenen Sommer, seit dem unglaublich emotionalen Abschied vom SC Freiburg und seinen Fans, ist alles anders: "Das Leben, das ich jetzt führe, das kannte ich nicht", beschreibt Nils Petersen nach 16 Jahren Profi-Dasein ungewohnte Annehmlichkeiten. "Ich bin nach wie vor so viel unterwegs wie früher als Fußballer, kann jetzt aber andere Städte genießen, kann die Kultur kennenlernen". Auch in Sachen Disziplin und Ernährung hat sich einiges verändert: "Ich kann später ins Bett gehen, muss nicht immer acht Stunden schlafen und morgens meine Müsli-Bowl essen, kann entspannter durch den Tag gehen. Ich schätze die Zeit, die ich jetzt habe, auch die freien Wochenenden."

Fan statt Fußballer beim SC Freiburg

Und ganz wichtig für den ehemaligen Bundesligastürmer: "Ich kann als Fan Fußball schauen, ob in Freiburg oder anderswo." Zuletzt unterstützte er die Freiburger sogar in der Europa-League in England bei West Ham United mit Fan-Schal von der Tribüne aus.

Einmal Fußballer, immer Fußballer, das gilt auch für Nils Petersen. Kribbelt's also noch immer, wenn es samstags auf 15:30 Uhr zugeht? "Es kribbelt schon freitagabends", sagt er und lacht, "ich liebe den Fußball, ich liebe den einfachen Sport. Ich sitze aber nicht auf der Tribüne und möchte da unten mit aller Macht mitspielen, weil ich den Druck kenne. Das ist ein Stück Arbeit, das ist hart und tut weh." Aber er räumt auch ein: "Wenn's gut gelaufen ist auf dem Platz, das vermisst man schon. Aber ich komme gut damit zurecht."

Daumendrücken auf der Tribüne

Also drückt Nils Petersen jetzt von der Tribüne aus seinem Sport-Club fest die Daumen. Mit aktuell Platz acht in der Bundesliga, mit Schlagdistanz zu den Europapokalplätzen und dem Weiterkommen in der Europa League, sind die Freiburger für ihn voll im Soll: "Wenn ich ehrlich bin, dann hatte sie so gut gar nicht erwartet, weil der Druck nach zweimal Europapokal größer geworden ist und man auch gute Spieler verloren hat. Das ist schon aller Ehren wert und gar nicht hoch genug einzuschätzen."

Nils Petersen: "Vor dem VfB Stuttgart muss man den Hut ziehen"

Ein Lob, das auch für den VfB Stuttgart gilt. Im Gespräch mit SWR Sport gerät Nils Petersen geradezu ins Schwärmen, wenn es um den Freiburger Rivalen im Land geht: "Wenn 16 Spiele gespielt sind, dann steht man zurecht da, wo man steht", sagt er über die Stuttgarter auf Überraschungsplatz drei. "Sie spielen attraktiven Fußball, den man gerne anschaut. In der Offensive sorgen Guirassy, Millot, Führich für Furore. Ich glaube schon, dass der VfB weiterhin die Chance hat, da oben mitzuspielen. Vor Stuttgart", so Petersen, "muss man den Hut ziehen."

Baden-Württemberg-Duell am 3. Februar

Schon am 3. Februar kommt es in der Rückrunde zum großen Baden-Württemberg-Duell. Dann gastiert der VfB Stuttgart beim SC Freiburg. Nils Petersen sitzt garantiert auf der Tribüne der Freiburger Arena. Einen Tag später, am 4. Februar, ist er dann als unser "Derby-Experte" Studiogast bei SWR Sport im SWR Fernsehen. Und kann uns dabei auch von seinen jüngsten Einsätzen beim Landesligisten Blankenburger FV berichten.

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Kersten Eichhorn

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