Christian Streich hält ein Handy in der Hand und guckt konsterniert

Fußball | Bundesliga

Streich über digitale Likes: "Muss aufpassen, auf dem Boden zu bleiben"

Stand
Autor/in
Leon Sander

Freiburg-Trainer Christian Streich tut sich schwer mit den sozialen Medien. Dort werde manipuliert und gehetzt. Er selbst habe noch nie über einen eigenen Account nachgedacht.

In der "Badischen Zeitung" erzählt der Coach des SC Freiburg über seine Kindheit ohne digitale Medien. Um Fußballinfos zu suchen, habe er damals kein Smartphone in der Hand gehabt, sondern ganz klassisch eine gedruckte Zeitung. Der junge Streich hörte nach seinen eigenen Jugendspielen in der Badewanne immer die ARD-Bundesliga-Konferenz. Das habe er bis heute beibehalten: "Ich höre noch gern Radioreportagen, da kannst du dir ein eigenes Bild vom Spiel machen", sagt Streich.

Streich über Frauen im Sportjournalismus

Etwas wehmütig wird der 57-Jährige beim Thema Sportjournalismus. Er hatte früher das Gefühl: "Die Journalisten hatten mehr Zeit, in die Tiefe zu gehen." Heute sei durch die Onlinemedien alles schnelllebiger geworden. Journalisten, "die ihr Handwerk über Jahre von älteren Kollegen gelernt haben", seien weniger geworden. Allerdings freut er sich, dass immer mehr Frauen im Sportjournalismus zu finden sind. "Es ist in keinem Bereich gut, wenn da nur Männer sind."

Auch Streich ist online unterwegs

Streich ist in einer analogen Welt groß geworden. Das prägt ihn bis heute: "In Ruhe einen Artikel zu lesen auf einem gedruckten Papier, ist etwas anderes. Ich lese auch lieber Bücher oder höre Musik lieber auf Platten und nicht auf Spotify." Durch die ständige Zugänglichkeit gehe für ihn etwas der Zauber der Medien verloren. Trotzdem gibt der Fußballlehrer zu: "Auch bei mir ist der Onlinekonsum in den letzten Jahren mehr geworden. […] Ich muss nur aufpassen, dass ich das nicht fünf Mal am Tag mache."

Christian Streich macht ein Selfie mit Moderatorin Britta Hofmann
Christian Streich macht ein Selfie mit Moderatorin Britta Hofmann

Soziale Medien: "Da wird manipuliert, gelogen und gehetzt"

In der Fußballbranche ist Christian Streich eine Ausnahme. Er ist bei keinem sozialen Netzwerk angemeldet, auch nicht privat: "Da wird manipuliert, gelogen und gehetzt. Nicht nur, aber halt auch." Was in den sozialen Medien über ihn erzählt werde, blende er aus. Nur durch jüngere Trainerkollegen oder durch den Pressesprecher des Vereins bekomme er manchmal etwas mit.

Seinen Spielern rät Streich, der Negativität im Netz fernzubleiben. Einem seiner Spieler, der im Internet abfällig bewertet wurde, sagte er: "Was sind das für Menschen, die so über dich urteilen, obwohl sie sich gar nicht kennen und du so hart arbeitest? Der Spieler zog sich aus den sozialen Medien zurück. Das war genau die richtige Entscheidung."

"Auch ich bin eitel"

Ironischerweise liefert Streich selbst regelmäßig Inhalt fürs Netz. Seine Aussagen werden oft millionenfach geklickt, auf YouTube findet man die besten seiner Sprüche. Darauf könnte Streich gut verzichten: "Ich brauche nicht noch mehr Aufmerksamkeit durch die sogenannten sozialen Medien." Gleichzeitig gibt der Trainer aber zu, dass auch er gerne gelobt werde. "Auch ich bin eitel und mag es nicht, wenn man mich kritisiert." Auch er müsse aufpassen, auf dem Boden zu bleiben. "Das ist gar nicht so einfach, wenn die Leute so nett zu einem sind und man so viel Anerkennung bekommt."

Christian Streich hält ein Fernsehmikrofon und gibt ein Interview
Seine Zitate sind gefragt: Christian Streich im Interview

Es ist nicht alles schlecht

Streich wäre aber nicht Streich, wenn er nicht auch die positiven Seiten der modernen, digitalen Welt im Blick hätte. So sieht er in Social Media eine Möglichkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. "Das ist grundsätzlichen etwas Gutes.“ Streich verschließt sich dem Neuen nicht, er hält nur eine kritische Distanz.

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Leon Sander