Neun Jahre hat Thomas Wörle, Trainer des SSV Ulm 1846 Fußball, erfolgreich die Frauen des FC Bayern trainiert. Im Interview schätzt er die Chancen Deutschlands Chancen bei der WM ein.

Fußball | Frauen-WM

Interview mit Thomas Wörle: "Traue ihnen zu, ganz oben dabei zu sein"

Stand
Interview
Volker Wüst

Neun Jahre hat Thomas Wörle, Coach des SSV Ulm 1846 Fußball, erfolgreich die Fußballerinnen des FC Bayern trainiert. Wie schätzt er die Chancen der deutschen Frauen bei der WM ein?

Zweimal Deutscher Meister, einmal DFB-Pokal-Sieger mit dem FC Bayern: Die Bilanz von Thomas Wörle liest sich gut. Zwischen 2010 und 2019 hat er die Frauen der Bayern trainiert, bevor er 2021 bei den Herren des SSV Ulm 1846 Fußball anheuerte und mit ihnen in diesem Jahr den Aufstieg in die 3. Liga schaffte. Im SWR-Interview erklärt Wörle, warum Deutschland seiner Meinung nach gute Chancen auf den Titel hat und welche Vorurteile ihm in seiner Zeit als Trainer der Fußballfrauen der Bayern entgegenschlugen.

SWR Aktuell: Herr Wörle, wie viel Frauenfußball werden Sie die nächsten Wochen schauen?

Thomas Wörle: Grundsätzlich würde ich gerne das eine oder andere Spiel verfolgen. Aber es ist von den Anstoßzeiten her nicht ganz so leicht. Und wir sind mitten in der Vorbereitung auf die 3. Liga. Insofern werde ich vielleicht Zusammenfassungen anschauen, aber nicht viel mehr.

SWR Aktuell: Die deutschen Herren schwächeln ja etwas. Wie viel trauen Sie den Frauen zu?

Wörle: Das ist eine Mannschaft mit wirklich qualitativ starken Spielerinnen und einer tollen Trainerin, Martina Voss-Tecklenburg. Die haben alle die Qualität, sich im Turnier weiterzuentwickeln. Insofern bin ich total gespannt, wie sie starten werden und ich traue ihnen zu, ganz oben mit dabei zu sein.

SWR Aktuell: Es geht los am Montag gegen Marokko. Wie sehen Sie die Chancen?

Wörle: Bei einer WM ist jeder Gegner schwer zu bespielen. Jeder wird alles dafür tun, es dem Gegner so schwer wie möglich zu machen. Ich denke aber, dass sie sich durchsetzen und das Spiel gewinnen werden.

Zweimal wurde Thomas Wörle mit den Frauen des FC Bayern Meister - und feierte gemeinsam mit den Herren und deren Startrainer Pep Guardiola auf dem Münchener Marienplatz.
Zweimal wurde Thomas Wörle mit den Fußballerinnen des FC Bayern Meister - und feierte gemeinsam mit den Herren und deren Startrainer Pep Guardiola (re.) auf dem Münchener Marienplatz.

SWR Aktuell: Es interessieren sich immer mehr Menschen für Frauenfußball. Das sieht man ja auch an den Einschaltquoten. Ich habe aber das Gefühl, es gibt immer noch viele Vorurteile. Haben Sie die in ihrer Zeit beim FC Bayern als Trainer der Frauen auch erlebt?

Wörle: Ja natürlich. Die Vorurteile gab es immer und die wird es immer ein Stück weit geben - vor allem von Menschen, die sich mit dem Frauenfußball vielleicht noch gar nicht wirklich beschäftigt haben. Aber wenn jemand den Frauenfußball in den letzten sechs, sieben Jahren verfolgt hat, dann muss er einfach anerkennen, dass eine Riesenentwicklung stattgefunden hat. Technisch und taktisch hat das sehr hohe Qualität.

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Trainer Thomas Wörle könnte den SSV Ulm 1846 Fußball nach langer Zeit in den Profifußball zurückführen. Der 41-Jährige feierte mit den Frauen des FC Bayern große Erfolge. Im Männerfußball stieß das erst Mal auf wenig Interesse.

SWR Aktuell: Sie haben den Vergleich zwischen Männern und Frauen im Fußball wie kaum ein anderer. Wo sind Frauen vielleicht sogar besser als die Männer?

Wörle: Wo sie einfach unheimlich gut sind, ist abseits des Platzes, in der professionellen Art und Weise, wie sie mit diesem Sport umgehen. Das Thema Ernährung war vor fünf, sechs Jahren zu meiner Zeit schon ein Riesenthema im Frauenfußball, wofür die Mädels sich sehr interessiert haben. Die wollten das Beste für sich rausholen. Was das Spiel auf dem Platz angeht, sind sie technisch und taktisch sicherlich auf einem hohen Niveau. Sie spielen sehr ehrlichen Fußball. Das bedeutet, dass sie nach einem Foul schnell aufstehen. Ich finde auch, dass sie sehr geschlossen agieren. Diese Teamfähigkeit ist hochentwickelt.

SWR Aktuell: Wie groß war denn für Sie die Umstellung damals von einem Frauenteam zu einem Männerteam, dem SSV Ulm 1846 Fußball? Was haben Sie grundsätzlich anders gemacht?

Wörle: Gar nicht wirklich viel. Man hat es mit einer Gruppe von Menschen zu tun, die geführt und mitgenommen werden wollen. Die Männer brauchen die große Bühne drumherum, um Höchstleistungen zu bringen. Aber prinzipiell gibt es zwischen Frauen- und Männerfußball in der Handhabe keine so großen Unterschiede.

SWR Aktuell: Und letzte Frage: Wer wird Weltmeister?

Wörle: Es gibt ein paar heiße Kandidaten. Ich hoffe ja sehr, dass die Deutschen am Ende ganz oben stehen.

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