Der Rücktritt von Martin Schmidt als Sportdirektor markiert eine Wende in der Führungsetage von Mainz 05. Aufgrund eines Krankheitsfalls in der Familie zieht sich Schmidt aus dem Tagesgeschäft zurück und wird dem Verein nur noch beratend zur Seite stehen. Ex-Profi Nico Bungert übernimmt den Posten und wird mit dem neuen technischen Direktor Meikel Schönweitz den Kurs des Vereins bestimmen. Doch was bedeutet dieser Generationenwechsel für die Rheinhessen?
Neu im Amt, aber nicht neu in Mainz
Ex-Profi Bungert absolvierte über 200 Pflichtspiele für die 05er. In der vergangenen Saison war er als Co-Trainer der Profimannschaft unter Bo Henriksen tätig. Das ist vorbei. Als Sportdirektor übernimmt Bungert nun die Verantwortung für die sportliche Ausrichtung des Vereins und ist damit Henriksens Vorgesetzter.
In seiner neuen Position erhält Bungert deutlich mehr Einfluss und Aufmerksamkeit, steht aber auch vor größeren Herausforderungen. Läuft es in dieser Saison nicht besser, wird sich der Sportdirektor kritischen Fragen stellen und für seine Entscheidungen geradestehen müssen. Nach kurzer Zeit im Amt wirkt Bungert davon noch unbekümmert.
Nico Bungert: "Es gibt keinen Job, in dem man immer alle glücklich machen kann"
“Als Spieler bin ich wahrscheinlich lauter und kantiger gewesen, als ich es in meiner neuen Rolle sein muss", erklärte Bungert. Schon während seiner aktiven Profi-Karriere habe er sich bei ausbleibendem Erfolg kritischen Fragen stellen müssen. Und auch als Co-Trainer habe der 37-Jährige unpopuläre Entscheidungen mitgetragen. “Das gehört dazu”, weiß er inzwischen. Es gebe keinen Job, in dem man immer alle glücklich machen könne - außer vielleicht als Eisverkäufer. Zudem sei er zuversichtlich, in der neuen Saison viele positive Fragen beantworten zu dürfen.
“Ich möchte die besten Entscheidungen für den Verein treffen, im engen Austausch mit dem Trainerteam. Meine Stärke sehe ich als Bindeglied vom Sport zur Führungsebene", so Bungert, “natürlich ergänzend mit Meikel".
Als neuer technischer Direktor blickt Meikel Schönweitz bereits auf eine erfolgreiche Karriere als Cheftrainer der U-Nationalmannschaften beim DFB zurück. Den Grundstein dafür hat er bei Mainz 05 gelegt, wo er 2012 als Trainer der U17 die Qualifikation zum Fußballlehrer abschloss. Nach vier Jahren in Mainz ging es 2014 auf Ruf von Hansi Flick dann zum DFB. Im Mai vergangenen Jahres kehrte Schönweitz als Direktor für Fußballentwicklung zu den Rheinhessen zurück.
Das neue Führungsmodell bei Mainz 05: Einheit und Eigenkraft
Jetzt setzen die Mainzer auf ein gemeinschaftliches Führungsmodell mit frischem Wind und bewährter Expertise. Ob die Mannschaft bereit für die Bundesliga-Saison ist, entscheidet ein Gremium aus Sportvorstand Christian Heidel, Bungert, Schönweitz und Chefscout Bernd Legien. Die aktuelle Einschätzung? "Wir könnten mit der Mannschaft, die wir jetzt haben, in die Saison gehen. Gleichzeitig halten wir die Augen offen", antwortet Schönweitz.
Die neue Führung bei Mainz 05 verfolgt eine klare Vereinsphilosophie, die der technische Direktor so formuliert: "Wir wollen aus eigener Kraft und aus den eigenen Strukturen heraus etablieren."
Ob sich diese Philosophie auch in der Personalpolitik des Vereins widerspiegelt, bleibt abzuwarten. Vor allem wenn es darum geht, die Lücke zu schließen, die durch die wahrscheinliche Rückkehr von Sepp van den Berg nach Liverpool entsteht.
"Natürlich schauen wir uns auf dem Markt um", so Schönweitz, "aber wir werden nicht immer einen 1:1-Ersatz bekommen, sondern auch Spieler verpflichten, die sich noch entwickeln müssen und dann bei uns den nächsten Schritt machen." Bis zum Ende der Transferphase, verrät er, werde sich noch was tun.
Weitere Führungswechsel stehen bevor
Wenn sich die neue Doppelspitze um Bungert und Schönweitz in der kommenden Saison eingespielt hat, wird sie sich schon bald um Verstärkung kümmern müssen.
Auch Sportvorstand Christian Heidel hat seinen Posten in Aussicht gestellt. Im Trainingslager sagte der 61-Jährige dem SWR: "Ich werde ganz sicher nicht da sein, bis ich das offizielle Rentenalter erreicht habe." Dass es bis zu seinem 65. Geburtstag nicht mehr lange hin ist, sei ihm bewusst, Heidel ist 61 Jahre alt.