Gänsehaut ist garantiert. Wenn Eren Dinkci am Samstag ins Bremer Weserstadion einläuft, dann ist das keine Momentaufnahme wie jede andere für den Fußballprofi. Der 22-Jährige spielt zum ersten Mal in der Bremer Arena gegen seinen Heimatclub: "Werder ist immer noch Top eins für mich von meinen Lieblingsvereinen in Deutschland, das wird auch immer so bleiben", sagt Eren Dinkci vor seinem großen Auftritt an der Weser gegenüber Radio Bremen, "ich freue mich auf die Jungs, ich freue mich, alle wiederzusehen. Und nach dem Spiel quatschen wir dann, werden lachen und über alles reden." Wohlgemerkt: Erst nach dem Spiel!
Freunde und Familie auf der Tribüne in der Bremer Arena
Mit auf der Tribüne unter den rund 40.000 Fans in der ausverkauften Arena sitzt dann selbstverständlich auch die ganze Familie Dinkci um Papa Safak, der die Karriere von Sohn Eren von Kindesbeinen an tatkräftig unterstützte, ihn vom kleinen Bremer Vorstadtverein SC Borgfeld vor vier Jahren zum großen SV Werder brachte. Dazu haben sich viele Freunde und Bekannte zum brisanten Spiel angesagt.
Dazu muss man wissen, dass Eren Dinkci nur für die laufende Bundesligasaison von Werder an den 1. FC Heidenheim ausgeliehen ist. Ab Sommer steht er wieder bei Werder unter Vertrag. Dort, wo ihm am 19. Dezember 2020 unter Florian Kohfeldt der Sprung in die Bundesliga gelang. Unvergessen: Damals köpfte er beim Debüt in Mainz mit dem ersten Ballkontakt nach seiner Einwechslung kurz vor Schluss den 1:0-Siegtreffer.
Sieben Treffer in 19 Bundeligaspielen für Heidenheim
In Bremen war Eren Dinkci bis zum vergangenen Sommer zunächst bei allem Talent aber nicht über eine Rolle als Edelreservist hinausgekommen. Deshalb die Leihe ins Schwäbische, um beim Neuling in Heidenheim wichtige Spielpraxis zu sammeln. Das Vorhaben ist bestens gelungen, sogar besser als erwartet. Der flotte Stürmer ist aus der FCH-Mannschaft nicht mehr wegzudenken, er erzielte in 19 Partien als Stammspieler bereits sieben Bundesligatreffer.
Eren Dinkci ist der aktuell schnellste Bundesligaspieler
Dinkci ist mit seiner Schnelligkeit und seinem unbändigen Zug zum gegnerischen Tor kaum zu bremsen: "Ich habe hier viel mehr Spielpraxis und werde selbstbewusster", beschreibt Eren Dinkci seine Entwicklung im Brenztal seit seinem Wechsel aus Bremen, "es klingt immer so böse, aber es ist einfach so, hier in Heidenheim ist die Wertschätzung irgendwie höher als bei Werder". Dazu kommt "das 100-prozentige Vertrauen des Trainers". Eren Dinkci fühlt sich bei Frank Schmidt bestens aufgehoben: "Er ist sehr offen und kommunikativ, das hilft mir sehr". Mit einem Topspeed von 36,41 km/h ist der deutsche Angreifer mit türkischen Wurzeln aktuell laut dem "kicker" sogar der schnellste Spieler der Bundesliga.
Zur nächsten Saison die Rückkehr zu Werder Bremen?
Bei Werder stören die selbstbewussten Töne aus Heidenheim keineswegs: "Wir sehen diese positive Entwicklung, das sorgt für Selbstvertrauen", so Clemens Fritz, der Leiter der Bremer Lizenzspielerabteilung, "natürlich steigt mit jedem Spiel der Anspruch, auch an ihn. Wir freuen uns, dass er einer von unseren Spielern ist".
Klingt alles nach Rückkehr im Sommer an die Weser? "Wir wollen die weiteren Entwicklungsschritte abwarten", so Fritz, "es ist jetzt noch zu früh, das intensiv zu besprechen. Wir sind in Kontakt mit ihm und seinem Berater". Werder-Trainer Ole Werner wird da schon konkreter: "Wir freuen uns, wenn Eren wieder im Sommer dabei ist. Wir planen mit ihm, sonst hätten wir ihn fest abgegeben und nicht nur verliehen."
FCH-Trainer Frank Schmidt würde Eren Dinkci gerne behalten
Beim 1. FC Heidenheim würde man den Turbo-Torjäger Dinkci gerne über die Saison hinaus behalten, alles aber hängt von der Bereitschaft von Werder ab, den Spieler auch abgeben zu wollen: "Er passt gut zu uns, er bringt Leistung und kann sich bei uns voll entfalten", sagt Trainer Frank Schmidt gegenüber SWR Sport. "Klarer Fall, wenn die Chance da wäre, dann würden wir ihn gerne behalten. Er hat es in kürzester Zeit geschafft, hier Leistungsträger zu werden, er passt gut zu uns und wir zu ihm. Und wenn es diese Chance gäbe, dann würde wir sie auch nutzen."
Im Hinspiel zwei Dinkci-Tore beim 4:2 gegen Werder
So oder so werden am Samstag zwei Herzen in der Brust der Bremer Familie Dinkci und auch bei Eren schlagen. Einerseits die Liebe zur Heimat Bremen und zu Werder. Andererseits aber auch die Sympathie zum aktuellen Arbeitgeber, dem Neuling Heidenheim, der im Kampf um den Klassenerhalt weiterhin jeden Punkt gut gebrauchen kann. Am Samstag jedenfalls ruht für Eren Dinkci die Freundschaft für einen Tag: "Es geht um drei Punkte, ein Sieg wäre sehr wichtig für uns, damit könnten wir Werder in der Tabelle überholen, und wir hätten einen noch größeren Abstand zu den Abstiegsplätzen."
Im Hinspiel am 17. September gewann der aktuell seit sieben Spielen ungeschlagene FCH gegen Werder mit 4:2, es war der erste Bundesligasieg überhaupt für den Neuling. Und Eren Dinkci schoss zwei Tore gegen seine Bremer, die am Wochenende ihr 125-jähriges Vereinsjubiläum feiern: "Ich hoffe", sagt Eren, "dass wir die Partie trotzdem crashen können."
Schließlich zählt für ihn am Samstag ausschließlich der 1. FC Heidenheim. Was ab Sommer kommt, das weiß im Moment noch niemand.