Behind the Job Landwirtschaft: Felix und Sarah Schwenk sprechen über Milchviehhaltung und Bauernproteste

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Autor/in
Berno Graf
Porträt Berno Graf.
Corinna Jähn
Porträt Corinna Jähn.

Landwirt Felix und seine Frau Sarah Schwenk betreiben den Benzinger Hof in 8. Generation. Der Betreib umfasst unter anderem 280 Milchkühe. Wir haben sie einen Tag in der Landwirtschaft begleitet.

Wir haben es innerhalb von 2 Generationen geschafft, dass Menschen vergessen haben, wo ihre Lebensmittel herkommen. Sie wachsen nicht im Supermarkt-Regal.

Berufung Landwirt: Landwirtschaft als Lebenswerk 

Felix (32) und Sarah (30) haben 2 Kinder und leben mit der Familie auf ihrem landwirtschaftlichen Betrieb. Felix betreibt die Landwirtschaft zusammen mit seinem Vater. Schon immer stand für Felix fest, dass er Landwirt wird: „Für mich ist das keine Arbeit, sonst würde ich das nicht tun. Wenn ich einen Nine-to-five-Job hätte: Das wäre für mich Arbeit, weil da muss ich hingehen. Ich mache das mit Begeisterung und die Arbeit ist mein Hobby. Ich zähle keine Stunden. Das ist eine Berufung.” Doch ihn beschäftigen viele Themen, unter anderem erzählt er uns: „Zu Corona-Zeiten waren wir Landwirte systemrelevant. Da dachte ich: Ok, jetzt werden wir mal wieder wertgeschätzt. Aber 2-3 Jahre später merken wir nichts mehr davon. Mir kommt es manchmal so vor: Wir sind einfach Klimakiller, Tierschänder und unerwünscht.” 

Aufklärungsarbeit über landwirtschaftliche Themen 

Seine Frau Sarah hat im Marketing gearbeitet und ist derzeit in Elternzeit. Ihre Aufgaben auf der Landwirtschaft:  Neben der Care-Arbeit auch „eigentlich das komplette Büro: Rechnungen, Überweisungen, die ganze Buchführung und mit dem Steuerberater in Kontakt stehen. Aber auch die Öffentlichkeitsarbeit.” Denn Sarah ist es wichtig, in den Dialog zu gehen: „Mich hat es schon immer gestört, dass jeder eine Meinung über die Landwirtschaft hat. Aber viele Leute wissen nicht, was wirklich dahintersteckt. Mir ist einfach bewusst geworden, wie viel Unwissen, Halbwissen und Vorurteile da bestehen. Ich finde, mit Social Media hat man die Möglichkeit, seine eigene Stimme zu sein. Ich kann zeigen, wie es ist und realistische Einblicke geben.”  

Der Preis wird vom Markt vorgegeben: Erzeugerpreise für Milch 

Die Familie investiert immer wieder in den Betrieb und vergrößert den Stall ihrer Milchkühe. Heute haben sie 280 Milchkühe und viele Jungtiere, sowie Kälber. „Mein Opa hat 1992 den ersten Stall gebaut. Er hat jahrelang immer 20 Kühe gehalten, ganz klassisch unten im Haus mit Anbindehaltung und Weidegang. Seither haben wir jedes Jahr irgendetwas gebaut und immer vergrößert”, erklärt Felix. Beim täglichen Rundgang über den Hof erzählt er: „Ich sage immer: Wir sind ein großes Krankenhaus, ein großer Kreißsaal.” Sarah erzählt: „Wir können davon leben. Aber was man verdient, für die Leistung, die man bringt, ist wahrscheinlich verhältnismäßig gering. Man ist viel im Einsatz und wir haben keinen Einfluss auf den Preis, den wir bekommen. Wir liefern die Milch ab und wissen im Vorfeld nicht, was wir kriegen.” Von der Politik wünscht sich Sarah: „Mehr Dialog, mehr Verständnis, mehr gegenseitige Rücksichtnahme. Gerade die Bauernproteste: Das Problem ist nicht die Sache an sich, wir wollen keine Subventionen. Das große Problem war einfach, es wurde kommuniziert: Die Förderungen fallen weg, ohne dass ins Gespräch gegangen wurde. Da fühlt man sich machtlos.” 

Das ist Leben: Wir stehen zwischen Leben und Tod mit Lebewesen. Das ist unser Job.  

Konventionelle Landwirtschaft vs. bio 

Sie betreiben auf dem Hof konventionelle Landwirtschaft. Was Felix beschäftigt? „Ich glaube, der Großteil der Gesellschaft ist mit der heimischen Landwirtschaft zufrieden. Man spricht viel über einen kleinen Bruchteil der Nörgler. Das ist so über alle Themen hinweg. Von uns wird viel abverlangt, z. B., dass wir bio werden. Aber im Laden wird viel konventionell gekauft. Und der Markt gibt es eigentlich nicht her, dass jeder auf bio umstellen kann.” Dazu kommen: „Die ganzen Auflagen, die uns in Zukunft noch betreffen: Da wird in Deutschland noch viel passieren. Vor allem in der Tierhaltung. Weil wir da nicht mehr erwünscht sind. Es gibt aber viele Menschen, die gerne Fleisch, Milch etc. essen. Wir werden in Deutschland nicht verhungern. Aber wo kommt es dann her? Aus dem Ausland. Und da haben wir keine Kontrolle mehr und auch keine Sicherheit, dass wir in einem Engpass versorgt werden. Deshalb darf man die eigene heimische Landwirtschaft nicht vernachlässigen.” 

Milchkühe in der Landwirtschaft 

Auf Social Media unter @schwenks_hofleben klären Sarah und Felix über verschiedene Themen auf. Unter anderem zur Milchvieh-Haltung und Sarah erklärt: „Die Nutztierhaltung ist immer ein kontroverses Thema. Aber ich finde, nichts zu machen ist auch keine Lösung. Wenn man aufklären will, muss man sich auch dem stellen, dass es Leute auch nicht gut finden, was wir machen.” An der Branche gefällt Sarah: „Ich habe im Marketing gearbeitet. Das hat mir Spaß gemacht und tut es immer noch. Aber es ist nichts, was man wirklich braucht, um zu überleben. Das, was ich gemacht habe, ist nicht, was ein lebenserfüllender Sinn ist. Aber die Landwirtschaft braucht jeder: Wir müssen alle etwas essen. Das ist das Natürlichste und Ursprünglichste, was es gibt. Wir produzieren Lebensmittel im Einklang mit der Natur und Umwelt.” Felix ergänzt, was ihm besonders gefällt an seinem Beruf: „Das Arbeiten mit der Natur. Denn ich brauche die Natur, um die Tiere zu füttern. Das im Einklang mit der Technik und den Maschinen. Und dann wiederum mit den Tieren. Ich finde, das macht es einzigartig. Du hast so eine Abwechslung: Das gibt es sonst nirgends.” 

Mehr über Schwenks Hofleben 

Wir haben Felix und Sarah Schwenk einen Tag auf ihrem landwirtschaftlichen Familienbetrieb begleitet. Mehr dazu gibt es in unserem Story-Highlight auf Instagram. Gut zu wissen: Die Schwenks sind mit ihrem Instagram-Kanal Teil des Talentnetzwerks des SWR. 

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