Als wir um das Stuttgarter Rathaus unterwegs sind, fällt uns der rosa Kinderwagen auf, den eine Frau schiebt und der mit ganz vielen Blumen verziert ist. Wir sprechen sie an und fragen, ob sie kurz Zeit hat. Ja, ihre Tochter schlafe gerade, kein Problem. Sie spreche nur nicht perfekt Deutsch, weil sie aus Russland komme. Sie sei wegen ihres Mannes nach Deutschland gekommen und lebe seit 3 Jahren in Stuttgart.
Tinder-Date in Mailand
Wenn sie von ihm erzählt, strahlen Marias Augen. Bei einem Kurztrip nach Mailand lernt sie Philipp kennen, erzählt sie uns. „Ich war dort mit einer Freundin unterwegs, er mit einem Freund und irgendwie hatten wir beide vier Stunden Zeit in Mailand. Wir haben uns auf Tinder geliked. Dann hatte er Zeit und ich war frei für vier Stunden. Wir haben gar nichts weiter geplant. Wir wollten einfach gemeinsam durch die Stadt spazieren.”
Philipp will mehr als nur ein Date
„Ich hatte keine Hintergedanken, dass es zu was führen kann: Weil ich aus Russland komme, er aus Deutschland und wir hatten nur die vier Stunden zusammen in Mailand. Aber nach dem Date in Mailand hat Philipp vorgeschlagen, zu skypen. Und ab dem Tag haben wir jeden Tag geskyped. Nach einem Monat bin ich zu ihm geflogen, dann er zu mir. Nach anderthalb Jahren haben wir beschlossen, dass es was Ernstes ist und ich bin zu ihm gezogen.“
Während ihrer Fernbeziehung liegen fast 2.000 km zwischen Maria, die damals noch in St. Petersburg lebt und Philipp in Deutschland. Jetzt sind die beiden verheiratet und wohnen in Stuttgart. Im November 2023 kommt ihre Tochter Vivien auf die Welt.
Fernbeziehung: Tipps von Paartherapeut Dr. Peter Wendl "Sich am Alltag teilhaben lassen ist wichtig"
Diplom-Theologe und Paartherapeut Dr. Peter Wendl erforscht das Thema "Fernbeziehung" seit fast 25 Jahren. Er gibt Tipps, damit die Liebe auf Distanz funktioniert.
Neue Stadt und keine Freunde
In Stuttgart macht Maria viele positive Erfahrungen, sagt sie uns. Doch eines fällt ihr bisher schwer: „Freundschaften zu knüpfen ist nicht so einfach. Ich habe Leute, mit denen ich mich hier treffen kann. Viele Mütter aus dem Geburtsvorbereitungskurs. Aber meine Freunde sind in der Welt verteilt. So starke Beziehungen in drei Jahren zu entwickeln, das habe ich bisher nicht geschafft. Freundschaft ist für mich ein besonderes Wort. Ich vermisse meine Freunde sehr. Wir haben Gruppen auf WhatsApp und wir sprechen oft. Wenn ich spazieren gehe und jemand anderes spazieren geht, dann rufen wir uns gegenseitig an. Das ist sehr wichtig. Wir kennen uns schon seit 24 Jahren. Wir sind zu viert: Eine ist in Israel, eine in London, eine in Berlin.”