Selbständig und blind: Nathalie verliert während des Studiums ihre Sehkraft

Stand
Autor/in
Berno Graf
Porträt Berno Graf.

Wir treffen Nathalie zufällig auf dem Louis Braille Festival in Stuttgart, eine Veranstaltung für Menschen mit Sehbehinderung. Nathalie hat einen Blindenstock in der Hand und trinkt mit ihren Eltern einen Kaffee, als wir die 25-Jährige ansprechen.

Ich bin stolz darauf, dass ich es wieder so weit geschafft habe. Als ich meine Sehkraft verloren habe, war ich sehr abhängig. Und jetzt sage ich: Komm, geh raus und probiere es.

Blind während des Studiums

Nathalie studiert im Medienbereich, eigentlich ist alles ganz normal. Doch dann verändert sich ihr Leben: „Ich habe 100 % gesehen und ganz plötzlich, kurz vor meinem Praxissemester, bin ich erblindet.” Der Grund ist eine seltene Krankheit: „Es hat sich zu viel Wasser im Kopf angestaut und hat von innen auf den Sehnerv gedrückt. Der Sehnerv ist dann nach und nach abgestorben.” Keine leichte Zeit für Nathalie und ihr Umfeld. Mitten im Studium muss sich die heute 25-Jährige neu orientieren. Doch sie kämpft und schließt ihr Studium ab. Derzeit absolviert sie die Blindentechnische Grundqualifizierung. Diese dauert ein Jahr und hilft, um sich nach einem Sehverlust gut im Alltag und Beruf zurechtzufinden. Mehr Infos hier

Wie orientiert sich Nathalie?

Woran sich Nathalie erst gewöhnen musste, war der Blindenstock. Heute ist er ihr täglicher Begleiter: „Der Stock ist gerade für Pfosten und Treppen gut. Durch das Pendeln merke ich diese. Auch für andere Menschen ist der Stock gut. Die merken dann: Die Person sieht wenig, da muss ich aufpassen.” In neuen Umgebungen kann sich Nathalie mittlerweile auch selbstständig zurechtfinden. Mithilfe des Screenreaders, dem Navigationsgerät auf dem Handy und ihren 3 % Sehkraft: „Ich arbeite auch noch mit meinem Sehrest und schaue auf den Boden oder orientiere mich an Häusern.”

Zukunft mit 3 % Sehkraft

Zwar hat Nathalie ihr Studium im Medienbereich erfolgreich absolviert, aber sie ist sich noch unsicher, was sie einmal arbeiten möchte: „Ich habe mir zum Beispiel auch Physiotherapie angeschaut, weil das einfach sehr gut möglich ist und auch nicht den ganzen Tag nur am PC stattfindet.”

Ich habe das Ziel, etwas zu finden, was mich glücklich und zufrieden im Leben macht. Vielleicht auch ehrenamtlich helfen und Leute über Barrierefreiheit aufklären.

Wir verabschieden uns von Nathalie und wünschen ihr auf dem weiteren Weg alles erdenklich Gute! Danke Nathalie für deine Offenheit.

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