Theo aus Ehrenkirchen pflegt seine Mutter 6 Jahre lang. Damals ist er in der Geschäftsleitung eines Unternehmens tätig. Um mehr Zeit für seine Mutter zu haben, geht er in Teilzeit.
Diagnose Demenz
2015 wird bei Theos Mutter Demenz diagnostiziert. Für ihn ist klar, dass er seine Mutter pflegt und für sie da ist: „Wir haben die Situation so angenommen, wie sie war. Und haben immer versucht, das Beste daraus zu machen.“
Von der Geschäftsführung in die Pflege
Um mehr Zeit für seine Mutter zu haben, arbeitet er nur noch in Teilzeit: „Ich habe festgestellt, durch die Pflegebedürftigkeit meiner Mutter bedarf es jetzt einfach einem familiären Einsatz.” Er hat nur noch eine 4-Tage-Woche, um einen Tag ausschließlich für seine Mutter da sein zu können. Trotzdem ist es für Theo nicht einfach, den Job und die Pflege zu vereinen: „Ich musste mich da schon ganz schön strecken, um dem allen noch gerecht zu werden. Aber mir war das auch einfach wichtig, jetzt auch für die Familie da zu sein und vor allen Dingen das auch für meine Mutter zu tun.“
Kindheitserinnerungen
Als Kind wächst Theo zusammen mit seiner Schwester bei seiner Mutter auf. Die Eltern lassen sich scheiden, als Theo in der vierten Klasse ist. „Ich hatte eine sehr schöne Kindheit. Meine Mutter ist immer hinter uns gestanden und hat sich immer für uns eingesetzt. Und vor allen Dingen hat sie uns immer die Freiräume gegeben, die wir brauchten. Wir waren ein gutes Team”, erzählt Theo über die Beziehung zu seiner Mutter.
Pflege zu Hause
Theos Mutter kann bis kurz vor ihrem Tod zu Hause leben. „Mithilfe der Pflegedienste, der Hausärzte und auch dem Zutun von vielen guten Geistern konnte meine Mutter ganz lange zu Hause bleiben – in ihrem gewohnten und sicheren Umfeld. Das war schön”, erinnert sich Theo. Das letzte halbe Jahr verbringt sie in einer ambulant betreuten Pflegewohngruppe. „Dass meine Mutter immer schwächer wurde, das war ganz offensichtlich. Und wir waren darauf vorbereitet, dass meine Mutter geht. Es war nur eine Frage der Zeit.” Als Theos Mutter 2021 stirbt, entsteht ein großes Loch in seinem Leben: „Nicht nur ich habe meine Mutter verloren, sondern meine Mutter hat auch mich verloren.“
Trauer
Für Theo ist die Pflege seiner Mutter eine Erfüllung. Er hat es gerne gemacht: „Wenn ich zurückblicke, finde ich schon, dass wir alles richtig gemacht haben, und das hat sie uns auch immer wieder bestätigt: Wie froh sie ist, dass wir immer für sie da sind.” Und er bekommt einen anderen Blick auf das Leben: „Die Diagnose der Demenz, durch die Konfrontation auch mit der Endlichkeit dessen, was uns auch immer begleitet hat in der Familie und auch das Verhältnis zu meiner Mutter, gab es wie so ein Perspektivenwechsel. Ich habe so auf einmal anders hingeschaut, erkannt, dass alles irgendwo auch vergänglich ist.”
Erfahrung mit der Pflegesituation in Deutschland
Durch die Pflege seiner Mutter hat Theo über einen langen Zeitraum Einblick in die Pflegesituation in Deutschland erhalten. Er wünscht sich mehr Transparenz und Attraktivität für den Pflegebereich. „Wenn man sechs Jahre jemanden begleitet, dann stellt man relativ schnell fest, dass die Pflegesituation bei uns so gestaltet ist, dass es zwar unheimlich viele Hilfsangebote und Unterstützungsleistungen gibt, aber sehr viele Menschen gar nicht wissen: Welche Leistungen gibt es? Wie komme ich an die Leistung? Wie koordiniere ich diese Leistungen? Ich hatte das Gefühl, ich muss das Rad komplett neu erfinden. Ich hatte keine zentrale Anlaufstelle, die mir umfassend Informationen gegeben hat. Ich musste mir viele Dinge auch selbst beibringen: Learning by Doing, Fehler machen und davon lernen”, berichtet Theo.
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