Öffentliches Coming-Out
Dass Ralf schwul ist, weiß im Schwarzwald, wo er in zwei Gemeinden Priester ist, kaum jemand. Bisher war er sehr vorsichtig, wem er sich anvertraut. Doch genau das möchte Ralf ändern und erreichen, dass er auch als offen bekennender schwuler Mann als katholischer Priester arbeiten kann. Deshalb macht er jetzt – gleichzeitig mit vielen anderen – seine LGBTQIA*-Identität öffentlich. Problem: Wenn es nach dem Vatikan geht, hätte Ralf als schwuler Mann die Priesterweihe gar nicht empfangen dürfen.
Kirche ist mehr als der Vatikan
Doch Ralf hat Hoffnung, dass sich etwas verändert. Denn die Kirche ist für ihn viel mehr als die Haltung des Vatikans, für ihn steht sie auch für Mitmenschlichkeit und Toleranz. Das hat er vor einiger Zeit selbst erlebt, als er sich getraut hat, vor einigen Jesuiten-Ordensangehörigen zu erwähnen, dass er schwul ist. „Ich habe es ungefähr so gesagt: ‚Ich möchte ihnen sagen, dass ich homosexuell bin. Ich sage es, weil ich finde, eine Debatte kann nur gewinnen, wenn die Betroffenen sichtbar an der Debatte beteiligt sind. Und ich wünsche mir, dass sie eine Einladung an homosexuelle Menschen aussprechen.‘ Was dann geschah, war unglaublich. Es gab riesen Applaus, und zwar gab es den, nachdem ich gesagt hatte, ich bin homosexuell. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mir kam eine Mutter entgegen, die mich einfach in die Arme nahm. Eine andere Frau kam zu mir, dankte mir – sie dankte mir einfach.“
Die ganze Doku zum Coming Out in der katholischen Kirche „Wie Gott uns schuf”, gibt es hier.