Ehrenamt Besuchsdienst: Birgit besucht wöchentlich die Seniorin Ruth

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Berno Graf
Porträt Berno Graf.
Autor/in
Anna Knake

Ruth ist 75 Jahre und wohnt im Betreuten Wohnen in Stuttgart. Sie bekommt regelmäßig Besuch von der 61-jährigen Birgit, die in ihrer Rente ehrenamtliche Besucherin ist.

Das mit Ruth ist ein Glücksfall. Es ist für mich keine Pflicht. Ich mache das gern und freue mich auf die Mittwochnachmittage. Wir haben meistens viel Spaß zusammen.  

Ehrenamt in der Rente: Besuchsdienst

Birgit hat 24 Jahre lang einen Zeitungskiosk betrieben: „Der Kontakt mit Menschen, aber auch das selbständige Entscheiden und keine Rechenschaft ablegen zu müssen, hat mir an dem Job immer gefallen.“ Ihren Kiosk führt sie sechs Tage in der Woche, kaum Zeit für etwas anderes. Heute ist die 61-Jährige in Rente und hat viel Zeit. Sie entscheidet sich als ehrenamtliche Besucherin zu engagieren. „Der Umgang mit älteren Menschen liegt mir einfach. Manche freuen sich und erzählen eine halbe Stunde die gleiche Geschichte. Das war beim Kiosk auch so. Und dann dachte ich: Die müssen ja einsam sein, weil wer erzählt wildfremden Menschen die Lebensgeschichte?“ Anfang des Jahres wird sie dann Ruth vorgestellt. 

Gegen Einsamkeit im Alter 


Als Ruth zum ersten Mal auf Birgit trifft, war für sie direkt klar: „Diese Person passt zu mir. Es gab keine Themen, bei denen wir Probleme haben könnten. Das war für mich wichtig.“ Seitdem bekommt Ruth jeden Mittwoch für zwei Stunden Besuch von Birgit. „Wir gehen einkaufen, spazieren und wir schwätzen. Es kommt einfach darauf an, wie das Wetter ist,“ erzählt Ruth. Die 75-Jährige lebt seit ein paar Jahren in einem Betreuten Wohnen, da ihre alte Wohnung nicht barrierefrei eingerichtet war. Ihr Sohn meldet sie dann beim Besucherservice an: „Es ist nicht so, dass eine Person mit der anderen immer zusammenpasst. Ich hatte letztes Jahr schon eine Erfahrung gemacht und die Person war nicht für mich geeignet.“ 


Neue Freundschaft? 

Beide ziehen aus den wöchentlichen Treffen viel füreinander raus und Birgit erzählt: „Man lernt mehr über sich selbst kennen. Als Beispiel: Zuhören. Man sollte nicht immer Zwischenfragen stellen, sondern einfach zuhören. Und wenn man darauf achtet, merkt man, dass man ins Wort fällt. Ich finde man lernt viel, was für einen selbst gut ist.“ Und Ruth ist dankbar: „Ich weiß jetzt, dass Birgit mittwochs kommt. Und ich weiß auch, dass wenn es dringend wäre, könnte ich mit ihr an einem anderen Tag rechnen.“ 

Wo finde ich einen Besuchsdienst? 


Es gibt verschiedene lokale Anbieter. Birgit übt ihr Ehrenamt bei der Evangelischen Gemeinde in Stuttgart aus. Weitere Möglichkeiten bietet aber auch das DRK an oder auch die Malteser

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