Angst als Symptom von Trauer?
Wie es zu Heikes Zwangserkrankung gekommen ist? „Was ziemlich schlimm und einschneidend für mein Leben war: 1983 ist mein Bruder gestorben auf einem Ausflug auf Korsika. Sein Freiheitsdrang war groß – bei mir hat sich dann verinnerlicht: Wenn du Freiheit willst, stirbst du. Seitdem trage ich viele Ängste in mir. Natürlich weiß ich, dass das vom Verstand alles nicht stimmt, aber trotzdem tut das seine Wirkung.“
Zwangserkrankung: Darum hebt Heike viele Gegenstände auf
Heute fällt es Heike schwer sich von Dingen in ihrer Wohnung zu trennen: „Früher war ich ordentlich. Die Wohnung war aufgeräumt, ich habe sogar ein privates Kassenbuch geführt.“ Doch irgendwann sammelt sich bei Heike immer mehr Zeug an, durch Umzüge verkleinern sich ihre Wohnungen, aber sie schmeißt nichts weg. „Hier steht viel zu viel rum, meine Laufwege sind schmal. Ich hebe alles Mögliche auf. Alles, was seinen Platz nicht bekommen hat in der Wohnung, liegt rum, aber ich verdränge das und kümmere mich nicht darum.“
Heike hat in ihrem Leben weitere geliebte Menschen verloren: „Ende der 90er starb mein Vater. Und der Vater meines Sohnes, um den weine ich heute noch.“ Dann vor vier Jahren starben ihre Mutter, ihr Lebensgefährte und auch ihr Schwager. „Ich glaube, alles, was im Leben nicht stimmt, wie eine Trauer – da muss man sich drum kümmern. Wenn man das nicht tut, dann meldet sich das zurück. Durch die Todesfälle war ich in eine Art Dornröschenschlaf. Dadurch ist ziemlich viel in der Wohnung angewachsen.“
Weg damit: Heike will raus aus dem Chaos und zurück in die Ordnung
Mittlerweile ist Heike selbst genervt von den Dingen, die rumstehen. „Ich frage mich, ob ich die letzten Jahre eine Depression hatte. Ich habe drei Jahre geschlafen. Jetzt kommt die Zeit, dass ich das nicht mehr haben will.“ Heike hat sich eine Therapeutin gesucht und arbeitet an sich und an ihrer Wohnung. „Ich will mein altes Leben zurück. Für mich wäre es schlimm, wenn mit mir etwas passiert und meine Kinder müssten das in Ordnung bringen. Die sollen mit nichts belastet werden.“