Künstliche Intelligenz

Warum nutzen Frauen seltener Chatbots als Männer?

Stand
Das Interview führte
Jochen Steiner
Interview mit
Anja Bezold
Onlinefassung
Richard Kraft
Richard Kraft, Reporter für SWR Wissen Aktuell.

Studien zeigen: Frauen nutzen seltener KI-Chatbots als Männer. Dabei fällt vor allem der Einstieg oft schwer. Buch-Autorin Anja Bezold will das ändern.

Etwa 50 Prozent der Menschen in Deutschland nutzen regelmäßig ChatGPT und Co. Dabei nutzen Frauen seltener KI-Chatbots als Männer. Das kann der Karriere schaden. Doch es gibt Initiativen, die zeigen wollen, wie KI Frauen in Beruf, Familie und Freizeit unterstützen kann - ohne technisches Vorwissen.

Jochen Steiner im Gespräch mit Autorin Anja Bezold. Sie hat zusammen mit einem KI-Fachmann das Buch "#WomenGPT - Mit KI den Alltag meistern" geschrieben.

Chatbot zum Kofferpacken?

Jochen Steiner, SWR Impuls: Sie sind voll berufstätig, sind Mutter und hatten oft zu wenig Zeit - so steht es im Pressetext zu Ihrem Buch. Sie haben Chatbots für sich entdeckt, um Ihren Alltag effizienter zu gestalten. Wofür nutzen Sie denn KI-Chatbots?

Anja Bezold: Vorweg gesagt: Ich bin keine KI-Expertin. Sondern ich bin eine ganz normale Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Ich jongliere viele Bälle gleichzeitig in der Luft – ob als Mutter, als Führungskraft oder als Netzwerkerin.

Bis vor anderthalb Jahren war ich gefühlt der analogste Mensch auf Erden. Dann hatte ich einen Schlüsselmoment, und ich habe zum ersten Mal ChatGPT genutzt – zum Thema Wochenendgestaltung mit der Familie. Ich habe es ausprobiert, hatte ein klasse Ergebnis, und dann wollte ich mehr.

Mittlerweile habe ich über 30 KI-Assistenten zu unterschiedlichen Anwendungen. Das kann von WhatsApp über Mails, Protokolle, Berichte bis hin auch zur Urlaubsplanung gehen. Ich habe letztens ausprobiert: Kofferpacken. Das funktioniert wunderbar, und ich möchte das einfach nicht mehr missen.

"Zu viele Aufgaben, zu wenig Zeit" - Chatbot kann helfen

SWR: Was haben Sie denn von anderen Frauen mitbekommen, als Sie die auf das Thema KI, ChatGPT, Chatbots allgemein angesprochen haben?

Bezold: Ich habe mich mit ganz unterschiedlichen Frauen ausgetauscht, aus unterschiedlichen Lebensbereichen – ob alleinerziehende Mütter, Unternehmerinnen, Studentinnen, Rentnerinnen, begütert, nicht begütert. Alle hatten unisono eine Herausforderung, und die lautet: viel zu viele Aufgaben und viel zu wenig Zeit.

Die meisten hatten tatsächlich von ChatGPT oder beziehungsweise von künstlicher Intelligenz gehört. Ihnen ging es genauso wie mir zu Beginn. Aber so richtig den Dreh oder den Einstieg haben sie nicht gefunden. Sie haben sich genau das gewünscht, nämlich einen ganz niederschwelligen Einstieg. Einen persönlichen Ratgeber: Wie starte ich denn überhaupt damit?

Tipps zum Einstieg

SWR: Welche Vorurteile sind Ihnen begegnet, als Sie das Thema recherchiert haben?

Bezold: Da gibt es unterschiedliche Themen. Es ist natürlich ein großes Thema, und damit habe ich mich auch intensiv auseinandergesetzt. Mit dem Thema Datenschutz – sensible Daten einzugeben, persönliche Daten. Da ist immer ganz, ganz wichtig, und das sage ich: Niemals persönliche Daten eingeben! Ich glaube, dass die Aufklärung auch einfach noch nicht so weit ist, dass Frauen erstmal die Basics, die Grundlagen verstehen müssen.

SWR: Das heißt, das wären dann auch die Gründe, warum Frauen seltener KI-Anwendungen nutzen?

Bezold: Ja, definitiv. Ich glaube, die meisten, die sehnen sich einfach nach einem einfachen Einstieg. Einfach mal auszuprobieren! Ich selbst bin jetzt auch gerade dabei, eine empirische Studie durchzuführen. Es fehlt am niederschwelligen Einstieg.

SWR: Was würden Sie denn speziell den Frauen empfehlen, die den Alltag ein bisschen besser meistern wollen durch KI?

Bezold: Einfach mal hinsetzen und sagen: Mensch, worauf habe ich denn Lust? Oder was steht gerade momentan an? Zum Beispiel: Urlaubsplanung, Kofferplanung. Und dann setzt man sich hin, macht beispielsweise ChatGPT auf und stellt simple Fragen und schaut einmal, was dabei als Ergebnis herauskommt. Es geht darum, im Alltag diesen Umgang einzubauen.

Ungleiche Nutzung könnte Frauen benachteiligen

SWR: Welche Folgen kann es denn haben, wenn Frauen jetzt generell sagen: Nein, da traue ich mich nicht ran, und weniger KI-Anwendungen wie Chatbots nutzen?

Bezold: Wenn Frauen KI weniger nutzen, hat dies zur Folge, dass die digitale Kluft zwischen den Geschlechtern sich weiter verstärkt. KI-Modelle lernen aus den Daten ihrer Nutzer. Und wenn diese überwiegend von Männern stammen, spiegeln die Systeme natürlich auch deren Perspektiven wider.

Das heißt im Umkehrschluss: Es kann dazu führen, dass dann entsprechend Lösungen entstehen, die die Bedürfnisse von Frauen gar nicht ausreichend berücksichtigen. Mein Ziel ist es, dass die Frauen gerade jetzt ansetzen, um keine Chancen mehr zu verpassen, um Zeitersparnis zu haben, um vielleicht auch berufliche Möglichkeiten zu ergreifen.

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