Michael Rotert zeigt auf die erste in Deutschland empfangene E-Mail, die er vor 40 Jahren an der Universität Karlsruhe in Deutschland erhielt.

Vor 40 Jahren

Wie die erste E-Mail nach Deutschland kam

Stand
Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
Onlinefassung
Lilly Zerbst
Portraitbild der Reporterin Lilly Zerbst.

Heute ist die E-Mail eines der wichtigsten Kommunikationsmittel – doch dafür wurde sie eigentlich nicht entwickelt. Auch darum ist es so schwer, sie sicher zu machen, erklären Fachleute gegenüber dem SWR.

Rund 350 Milliarden E-Mails wurden laut Statista im Jahr 2023 täglich weltweit empfangen und versendet - auf die Bevölkerung heruntergerechnet sind das fast 45 E-Mails pro Person pro Tag.

Am 3. August 1984 begann in Deutschland das Zeitalter der digitalen Kommunikation: An der Universität Karlsruhe kam die erste E-Mail auf einem deutschen Computer an - über 24 Stunden, nachdem sie in den USA losgesendet wurde. Vier Jahrzehnte später ist die E-Mail aus unserem Internet-Alltag nicht mehr wegzudenken.

Erste E-Mail auf Deutsch – mit Tippfehler

Die erste E-Mail in Deutschland kam in einem Keller in Karlsruhe an. Dort stand ein waschmaschinengroßer Server, den Michael Rotert - damals wissenschaftlicher Mitarbeiter des noch als exotisch geltenden Fachbereichs Informatik an der Universität Karlsruhe - extra dafür eingerichtet hatte.

Am 3. August 1984 um 10:14 Uhr lief dann die erste E-Mail in Deutschland ein: "Wilkomen in CSNET", lautet der Betreff an die Adresse rotert%germany@csnet-relay.csnet. „Die Amerikaner haben versucht, sich anzupassen und haben auf Deutsch ‚Wilkomen‘ geschrieben - (…) nur mit einem ‚L‘ – da wurde ich häufiger drauf angesprochen – aber ich fand das so toll, dass sie auf Deutsch schreibt“, erinnert sich Michael Rotert, der Empfänger der Mail, gegenüber dem SWR.

Originalausdruck der ersten E-Mail, die vor 40 Jahren in Deutschland ankam mit dem Betreff "Wilkomen im CSNET".
Originalausdruck der ersten E-Mail, die vor 40 Jahren in Deutschland ankam mit dem Betreff "Wilkomen im CSNET".

Mit dieser Mail bestätigte die Absenderin Laura Breeden, dass die Informatiker der Universität Karlsruhe als Erste in Deutschland nun an das Computer Science Network (CSNET) angeschlossen waren. Das CSNET wird auch als „Erstes Internet“ bezeichnet.

Erster "Internet-Anschluss" in Deutschland

Das CSNET wurde 1981 als akademisches Computernetz mit dem Ziel der besseren Vernetzung der Hochschulen in den USA gegründet. Daran wurde Karlsruhe vor 40 Jahren angeschlossen.

Eingefädelt hatte Michael Rotert das über einen befreundeten Professor aus den USA, der nach Karlsruhe gekommen war, aber noch seinen amerikanischen Mail-Account hatte. Diesen durfte der Informatiker mitbenutzen. Er habe dann über den Account des Kollegen Verbindungen in die USA aufgebaut und alle notwendigen Informationen besorgt, erinnert sich Rotert. „Das war - wenn man so will - der Anfang vom Anfang.“

E-Mail hat ihren Ursprung beim Militär

Erfunden wurde die E-Mail schon 1971 von dem amerikanischen Informatiker Ray Tomlinson. Er versandte über das vom Militär genutzte Netzwerk ARPANET erstmals eine Mail von einem Computer zum anderen. „Ich hatte von dem Vorschlag gehört, Botschaften in unserer Abteilung auf dem Rechner zu schreiben und sie dann auszudrucken und in Briefkästen der Mitarbeiter zu stopfen“, so Tomlinson.

So kam er auf die Idee, die Botschaften gleich von Maschine zu Maschine zu senden – ohne Schnittstelle außerhalb. Das probierte er so lange, bis es funktionierte: Heute gilt Ray Tomlinson nicht nur als Erfinder der E-Mail, sondern auch als Erfinder des Klammeraffen - des @-Zeichens, das heute das Herz jeder E-Mail-Adresse ist.

Ray Tomlinson ist der Erfinder der E-Mail.
Ray Tomlinson ist der Erfinder der E-Mail.

E-Mails hatten „Luxus“-Status

Aus dem ARPANET entwickelten sich dann verschiedene Netzwerke. Für den wissenschaftlichen Austausch innerhalb der USA wurde das Computer Science Network (CSNET) gegründet und ab 1984 dann auch sukzessive dem Austausch mit der ganzen Welt geöffnet.

Ganz billig war das Senden und Empfangen von E-Mails damals aber nicht. Die Telefonkosten gingen in die Zehntausende, erinnert sich Michael Rotert: „Es kamen schon oft so 30.000 Euro zusammen. Das stand auf der Telefonrechnung, dann ist immer die Univerwaltung vom Hocker gefallen, aber so war es halt.“

In Deutschland ging nach dem Startschuss in Karlsruhe alles ganz schnell: Schon bald gingen die Universitäten in Kaiserslautern und Saarbrücken mit Forschungsschwerpunkten zur Künstlichen Intelligenz ans Netz. Deutschland und Israel waren die ersten Nationen, die bereits 1984 an das CSNET angeschlossen waren.

Cyberkriminalität nutzt Schwachstellen der E-Mail

Heute, 40 Jahre später, ist die E-Mail als Kommunikationsmittel aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Das ist auch für Cyberkriminelle attraktiv, sagt Melanie Volkamer, die sich am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit der Sicherheit von E-Mails und möglichen Gefahren beschäftigt gegenüber dem SWR: „Die E-Mail ist damals nicht für die Anwendung entwickelt worden, die sie heute erfüllt. Das heißt, es gab damals nicht die Notwendigkeit, viel Sicherheit einzubauen und es ist auch schwierig das nachträglich zu tun.“

Virus-Alarm auf Computer - E-Mails wurden ursprünglich nicht zur Massen-Kommunikation entwickelt. Deshalb gibt es noch immer Probleme, sie wirklich sicher zu machen.
E-Mails wurden ursprünglich nicht zur Massen-Kommunikation entwickelt. Deshalb gibt es noch immer Probleme, sie wirklich sicher zu machen.

Künstliche Intelligenz verschärft Sicherheitsproblem der E-Mail

Das Protokoll der E-Mail sei im Wesentlichen das gleiche geblieben, so Volkamer, die Sicherheitsmechanismen seien nachträglich eingebaut worden. Am bekanntesten sind die Spamfilter: Sie prüfen eingehende E-Mails darauf, ob sie einem Muster entsprechen, das von Spam oder sogenannten ‚Phishing Mails‘ bereits bekannt ist. Dann werden sie geblockt.

Doch im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz (KI) nutzen auch die Angreifer die KI um ihre E-Mails durch die Spamfilter zu bringen. Volkamer rät daher, sich einerseits den Absender und dessen E-Mail-Adresse genau anzuschauen. Andererseits solle man sich auch die Webadresse – auch URL genannt – hinter dem Link genau anschauen, bevor man daraufklickt.

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