Ultraschallsticker ermöglicht Blick ins Körperinnere

Medizin

Ultraschallpflaster ermöglicht Blick ins Innere des Körpers

Stand
Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
Onlinefassung
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Ingenieure des MIT haben einen Ultraschall-Aufkleber entwickelt, der in den Körper sehen kann. Dieser Ultraschallaufkleber ist nur so groß wie eine Briefmarke, kann aber klare Bilder von Herz, Lunge und anderen inneren Organen erzeugen.

Wer heute einen Ultraschall braucht, der muss noch in eine Arztpraxis oder Klinik gehen. Denn für die Ultraschallbildgebung sind zurzeit noch große sperrige Geräte nötig. Ultraschall wird in der Medizin häufig und gerne angewandt, da mit dieser Technik sicher und nicht invasiv in den Körper und auf die inneren Organe geschaut werden kann. Mit Ultraschallsonden werden Schallwellen in den Körper geleitet. Wenn diese Wellen zurückreflektiert werden, erhält man hochauflösende Bilder des Herzens, der Lunge und anderer tiefliegender Organe.

Ultraschallpflaster kann Bilder der inneren Organe aufzeichnen

Ingenieure des MIT haben sich überlegt, wie sie diese Ultraschalltechnologie tragbar und damit später einmal allen Menschen unkompliziert zugänglich gemacht werden könnte. Sie haben einen Ultraschallaufkleber entwickelt, dessen Design sich optisch an herkömmlichen Pflastern orientiert. Es ist ein etwa briefmarkengroßes Gerät, das auf der Haut haftet und 48 Stunden lang Ultraschallbilder der inneren Organe aufzeichnen kann.

Die kleinen Ultraschallaufkleber hat das Forschungsteam an Freiwilligen getestet und gezeigt, dass die Geräte hochauflösende Live-Bilder von großen Blutgefäßen und tieferen Organen wie Herz, Lunge und Magen erzeugen können. Und zwar selbst während die Testpersonen sich bewegten, joggten oder Fahrrad fuhren. Die Aufkleber erfassten auch Details von tieferen Organen, zum Beispiel, wie das Herz seine Form ändert, wenn es sich während des Trainings anstrengt. Und als einige Freiwillige Gewichte hoben, konnte das Team helle Muster in den Muskeln erkennen, die auf vorübergehende Mikroschäden hindeuteten. Eine mögliche Anwendung wäre daher für SportlerInnen denkbar. Sie könnten mit Hilfe der Bildgebung ihre Belastung während des Krafttrainings kontrollieren und damit schmerzhafte Zerrungen vermeiden.

Mit dem Ultraschallsticker lassen sich komfortabler als bislang auch Langzeitaufnahmen innerer Körperstrukturen erstellen.
Mit dem Ultraschallsticker lassen sich komfortabler als bislang auch Langzeitaufnahmen innerer Körperstrukturen erstellen.

Geeignet zur längeren Überwachung innerer Organe

Zurzeit müssen die Aufkleber aber noch über Kabel mit Instrumenten verbunden werden, die die reflektierten Schallwellen in Bilder übersetzen. Man könnte sie trotzdem jetzt bereits – ähnlich wie die EKG-Aufklebersonden zur Herzüberwachung – sinnvoll bei Patienten nutzen, bei denen es wichtig ist, über eine längere Zeit kontinuierlich innere Organe zu überwachen.

Doch das große Ziel ist natürlich, dass die Mini-Ultraschallaufkleber-Geräte drahtlos betrieben werden können. Dann könnten Patienten sie von einer Arztpraxis mit nach Hause nehmen oder sogar in einer Apotheke kaufen.

Der Fantasie der ForscherInnen geht aber noch weiter. Sie stellen sich Aufkleber vor, die an verschiedenen Stellen des Körpers angebracht werden und dann die Daten an unser Mobiltelefon kommunizieren. Dort könnten dann KI-Algorithmen die Bilder analysieren. Mit ein paar Pflastern auf unserem Körper könnten wir dann also unsere inneren Organe betrachten und überwachen. Außerdem könnten die Ultraschallaufkleber auch zur Überwachung von wachsenden Tumoren genutzt werden oder für werdende Eltern als "Babyfernsehen" – also zur Beobachtung der Föten – verwendet werden.

Der Ultraschallsticker (YouTube-Video in englischer Sprache)