Die Serumtherapie nennt man auch passive Impfung. Dabei spendet ein geheilter Patient Blut. Das Blut wird aufbereitet und einem anderen Patienten gespritzt, der noch keine Antikörper gebildet hat. Es ist quasi eine Antikörper-Spende. Die Antikörper bilden ein Immungedächtnis, das übertragen werden kann.
Serumtherapie für Risikogruppen und schwer Erkrankte
Besonders gefährdete Menschen könnten so immunisiert werden, weil sie durch die Serumtherapie schon vor der Erkrankung die Antikörper gegen das Virus im Blut haben.
Und Patienten, die gerade schwer gegen eine Infektion ankämpfen, bekommen mit den Antikörpern eine Hilfestellung für das Immunsystem.
Paul-Ehrlich-Institut gibt Startschuss für klinische Studie
Das zuständige Paul-Ehrlich-Institut hat jetzt die Genehmigung für eine erste klinische Studie zur Serumtherapie bei Covid-19 erteilt. Das Projekt heißt „Capsid“.
Die Capsid-Studie untersucht, ob die Serumtherapie auch bei Covid-19 eingesetzt werden kann. Also ob Menschen, die eine Covid-19-Erkrankung schon hinter sich haben, ihre Antikörper weitergeben können.
Passiv-Impf-Studie wird von der Uniklinik Ulm geleitet
Federführend bei der großangelegten Studie ist das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik in Ulm in Zusammenarbeit mit dem Blutspendedienst Baden-Württemberg Hessen.
Über 15 Zentren in ganz Deutschland sind an der Studie beteiligt, aus Baden-Württemberg beispielsweise in Tübingen, Mannheim oder Freiburg.
Blutspendedienste suchen nach Genesenen
Menschen, die nach einer bestätigten Covid-19-Infektion wieder gesund sind, können sich bei den Blutspendediensten melden und eine Plasmaspende vereinbaren. Das gespendete Plasma wird daraufhin untersucht, aufbereitet und zur Behandlung von schwer-kranken Covid-19-Patienten eingesetzt.
100 Covid-19 Patienten sind in der ersten Testphase
Etwa 100 Patienten mit einer akuten Infektion mit dem neuen Coronavirus sind in der Capsid-Studie eingeschlossen – die Hälfte erhält eine Antikörper-Therapie, die andere Hälfte nicht. So soll wissenschaftlich nachgewiesen werden, ob die Therapie wirkt und ob es Nebenwirkungen gibt.
Serumtherapie wurde schon gegen Ebola und Schweinegrippe eingesetzt
Solche Therapien wurden schon bei früheren Infektionen verwendet, wie bei der Schweinegrippe 2009 oder bei einer Ebola Epidemie 2013 in Westafrika.. Mit guten Erfolgen. Ihr wissenschaftlicher Nachweis steht aber noch aus.
Denn die Passivimpfung wurde bisher immer nur in Notfallsituationen eingesetzt: Ohne kontrollierten Vergleich mit Patienten, die kein Plasma bekommen haben. Nur wenn man eine Placebo-Gruppe und eine echte Plasmagruppe systematisch vergleicht, weiß man hinterher, wie gut die Therapie tatsächlich wirkt.
Zudem wird es noch eine Weile dauern, bis die ersten Medikamente zur Passiv-Immunisierung auch offiziell auf den Markt kommen. Die klinischen Studien brauchen einige Monate.
Passivimpfung muss regelmäßig wiederholt werden
Die Passivimpfung bei einer Serumtherapie wirkt nur so lange, wie die gespritzten Antikörper im Blut kursieren. Das sind in der Regel einige Wochen bis Monate. Deshalb muss eine solche Passivimpfung regelmäßig wiederholt werden. Das ist der große Unterschied zu einer „normalen“ Impfung: Bei der lernt der Körper ja selber solche Antikörper zu erstellen und baut ein Gedächtnis auf.
Passivimpfung besser als gar keine Impfung
Im Fall der aktuellen Covid-19-Epidemie gibt es so eine Aktivimpfung noch nicht. Und wie lange die Entwicklung noch dauert, ist unklar. Gleichzeitig steigt die Zahl der potentiellen Serum-Spender an, denn prinzipiell entwickelt ja jeder, der die Infektion durchläuft, spezifische Antikörper. Deshalb wäre eine Passivimpfung mit Blutserum gerade für Risikogruppen oder bereits schwer erkrankte Covid-19 Patienten ein großer Fortschritt.