Durch die Corona-Pandemie wurde auch das Sondenfliegen im All gründlich verändert. Der Solar Orbiter ist nach Angaben der ESA die erste ESA-Sonde, deren Inbetriebnahme im All aus den Privatwohnungen der Mitarbeiter heraus gesteuert wurde. Nun liefert Solar Orbiter die ersten Bilder, von denen die Forscherinnen und Forscher begeistert sind.
"Lagerfeuer" an der Oberfläche der Sonne
Bernsteinfarben erscheint die Sonne auf den ersten Aufnahmen des Solar Orbiters. Dafür ist der Computer verantwortlich, der die Bilder eingefärbt hat, denn der Solar Orbiter beobachtet die Sonne im extremen Ultraviolettlicht, das das menschliche Auge nicht wahrnehmen kann. Also eine bernsteinfarbene Sonnenoberfläche, die aber alles andere als ruhig daliegt.
Die Sonnenoberfläche ist von sich aufwölbenden und absinkenden hellen und dunklen Bereichen bedeckt, all das ist durchzogen von dunklen feinen Fasern. Und immer wieder blitzen auf der brodelnden Oberfläche kleine, außergewöhnlich helle Flecken auf: Diese Mini-Eruptionen haben die Forscher, etwas verniedlichend, „Lagerfeuer“ genannt, denn so wirken sie tatsächlich inmitten der brodelnden Sonnen-Oberfläche.
Aber jedes dieser Lagerfeuer ist tatsächlich gut 1000 Kilometer groß. Die Lagerfeuer-Mini-Ausbrüche sind das zentrale Phänomen, das die Forscher auf den ersten Bildern des Solar Orbiters entdeckt haben.
Die ESA stellt die neuen BIlder in einem Youtube-Video vor
Umgebung der Sonne ist heißer als ihre Oberfläche
Hinweise auf ihre Existenz hatte man schon auf früheren Aufnahmen, aber in dieser Detailschärfe sehen die Sonnenforscherinnen und -forscher sie nun zum ersten Mal. Und sie könnten ein Schlüssel sein, um das große Sonnenrätsel zu lösen: Wie kommt es dazu, dass die Umgebung der Sonne heißer ist als ihre Oberfläche?
Aufgenommen wurde diese bislang schärfsten Abbildungen der Sonne aus 77 Millionen Kilometer Entfernung. Das entspricht in etwa der halben Distanz zwischen Erde und Sonne. Bis Ende 2021 wird der Solar Orbiter auf nur noch ein Viertel der Distanz Erde Sonne heranfliegen. Und wird dann näher um unserem Heimatstern kreisen als der innerste Planet Merkur.
Die Sonde Parker Solar Probe wird der Sonne noch näher kommen
Und bis zum Jahr 2025 wird die Sonde ihre Flugbahn so verändern, dass die Menschheit zum ersten Mal überhaupt das Geschehen am Nord- und Südpol der Sonne beobachten kann.
Die Sonde ist ein gemeinsames Projekt mit der amerikanischen NASA und hat Instrumente aus Europa und den USA an Bord. Die NASA wird mit ihrer Sonnensonde Parker Solar Probe bald noch viel näher als der Solar Orbiter an die Sonne heranfliegen. Die US-Sonde kann dort aber nur ohne Kameras die Sonnenumgebung erforschen. Ihr Einsatz ist so nahe an der Sonne nicht möglich.