Dem Erfinder Robert Bunsen wurde in Heidelberg eine Statue gewidmet. Sie steht vor dem psychologischen Institut in der Altstadt.

125. Todestag

Robert Bunsen – mehr als nur der Erfinder des Bunsenbrenners

Stand
Autor/in
Magdalena Oppitz
Onlinefassung
Emily Burkhart
Portrait Bild der Autorin Emily Burkhart

Der Chemiker Robert Bunsen verbrachte einen großen Teil seines Lebens in Heidelberg. Vor allem bekannt durch den Bunsenbrenner, gelangen ihm jedoch auch viele andere Entdeckungen.

Aus dem Chemieunterricht ist er fast jedem bekannt - der Bunsenbrenner. Am 16. August vor 125 Jahren starb sein Erfinder Robert Wilhelm Bunsen in Heidelberg. Dabei hat er das Grundprinzip des Brenners selbst gar nicht entdeckt, sondern nur verbessert und weiterentwickelt.

Bunsen galt als Entdecker und Tüftler, machte sich Arbeitsgeräte passend, wenn sie nicht passend waren. Dazu gehörte auch der Bunsenbrenner. Nicht nur diesen optimierte er. Auch den Hochofenprozess entwickelte Bunsen weiter, entdeckte ein Gegenmittel zur Behandlung von Arsen-Vergiftungen und entwickelte die Zink-Kohle-Batterie.

Bunsens Leidenschaft für Spaziergänge und Gesteine

1811 kommt er als viertes Kind seiner Familie in Göttingen zur Welt. Sein Vater unterrichtete an der Universität neuere Sprachen, seine Mutter stammte aus einer Offiziersfamilie.

Bunsen liebte Spaziergänge und entwickelte ein lebhaftes Interesse an Gesteinen. Später studierte er an der Göttinger Universität Naturwissenschaften und besuchte unter anderem Vorlesungen in Physik, Mathematik und Chemie. 1831 promovierte er über Messgeräte für Luftfeuchtigkeit.

Schwere Augenverletzung nach chemischen Experimenten

Nach seiner Habilitation verschlug es Bunsen an die Höhere Gewerbeschule nach Kassel, an der er einige Jahre als Lehrer arbeitete und viel mit Arsen experimentierte. Bei einem dieser Experimente zog er sich eine Verletzung am rechten Auge zu, durch welche er Zeit seines Lebens beeinträchtigt war.

Im Gegensatz zu Robert Bunsen, schrieben Schulen den Arbeitsschutz auch in Verbindung mit dem Bunsenbrenner groß.
Wenn heutzutage mit dem Bunsenbrenner gearbeitet wird, ist auf Arbeitsschutz nicht mehr zu verzichten: Schutzbrillen und ausreichend Abstand sind mittlerweile ein Muss.

Seine erste Professur trat Bunsen 1839 in Marburg an. Nach einer Zwischenstation von drei Semestern in Breslau wurde Bunsen 1852 nach Heidelberg berufen. Dort lebte er mit seiner Haushälterin in einer Direktorenwohnung.

„In seiner Wohnung soll Bunsen ein extra Postzimmer gehabt haben, in dem er seine gesamte Post zwischenlagerte. In regelmäßigen Abständen öffnete er sie, um darüber zu entscheiden, ob er antwortete oder nicht“, erzählt Professor Lutz Gade, der am chemischen Institut in Heidelberg lehrt.

Bunsens Prioritäten: Wissenschaft vor Liebe

Um Robert Bunsen ranken sich viele Geschichten und Anekdoten, die von seiner Leidenschaft für kubanische Zigarren und einer verpassten Verlobung erzählen.

„Bunsen ist nach einem Heiratsantrag offenbar so in seine Forschung vertieft gewesen, dass er erst Wochen später wieder auftauchte, was zum großen Verdruss seiner Verlobten führte, die dann die Verlobung löste“, berichtet Gade.

Bis an sein Lebensende blieb Bunsen unverheiratet. Die Geschichten um ihn wurden von seinen Schülern weitererzählt.

So sieht ein Bunsenbrenner wie er heute in vielen Schulen verwendet wird aus. In Heidelberg wurde sogar eine Schule - Das Bunsen-Gymnasium - nach seinem Erfinder Robert Bunsen benannt.
So sieht ein Bunsenbrenner wie er heute in vielen Schulen verwendet wird aus. In Heidelberg wurde sogar eine Schule - Das Bunsen-Gymnasium - nach seinem Erfinder Robert Bunsen benannt.

Arbeitsschutz fehlte: Bunsen verwendete seinen Daumen als Stopfen für Reagenzgläser

Bunsen galt sein Leben lang als liebevoller Mensch und pflegte diese Art des Umgangs auch mit seinen Schülern. Vor allem die praktische Ausbildung empfand er als besonders wichtig.

„Er hatte eine Schülerschaft, die ihn wie eine Jüngerschaft verehrte“, so Gade. Bunsen soll bei seinen Schülern dafür bekannt gewesen sein, statt einen Stopfen seinen Daumen zu benutzen und dann die Gefäße, egal welchen Inhalts, zu schütteln. Dadurch soll sich sein Daumen vergrößert und sich eine Hornschicht gebildet haben.

Ein Spektroskopischer Apparat wie er von Erfinder Robert Wilhelm Bunsen und Gustav Robert Kirchhoff verwendet wurde.
Ein Spektroskopischer Apparat wie er von Robert Wilhelm Bunsen und Gustav Robert Kirchhoff verwendet wurde. Bunsen erfand die Spektralanalyse (1859), die die Entdeckung von Elementen wie Cäsium und Rubidium ermöglichte.

Innovation im Labor durch Bunsenbrenner und Spektralanalyse

Gemeinsam mit seinem Freund, dem Physiker Gustav Robert Kirchhoff, entdeckte Robert Bunsen in seiner Heidelberger Zeit, dass jeder Stoff auf seine eigene Weise bestimmten Wellenlängen von Licht absorbiert: die sogenannte Spektralanalyse.

Mit Hilfe dieser Methode fanden die beiden Forscher die chemischen Elemente Cäsium und Rubidium. Durch die Spektralanalyse wurde es auch möglich, die Zusammensetzung weit entfernter Himmelskörper zu bestimmen.

In Heidelberg entwickelte Bunsen seine bedeutendsten Erfindungen. Den Gasbrenner von Michael Faraday funktionierte er zum heute bekannten Bunsenbrenner um. Denn das Vorgängermodell rauchte ihm zu sehr.

Die Lösung: Bunsen baut eine Luftzufuhr ein. Heute existieren verschiedene Varianten des Bunsenbrenners. Die wohl Bekannteste: Über eine Art Rädchen, die Rändelschraube genannt wird, wird Luft in den Brenner gelassen, was zur Entstehung der typisch blauen Gasflamme führt.

Der Grabstein des Erfinders Robert Bunsen auf dem Heidelberger Bergfriedhof. Zu sehen: der Professorentitel fehlt.
Der Grabstein des Erfinders Robert Bunsen auf dem Heidelberger Bergfriedhof. Zu sehen: der Professorentitel fehlt.

Bunsen hatte sein Herz an Heidelberg verloren

Seine Erfindungen und Entdeckungen ließ sich Bunsen sich allerdings nie patentieren. Mit 78 Jahren beendete er seine Hochschullaufbahn und verbrachte seine letzten Jahre in Heidelberg.

Am 16. August 1899 verstarb er schließlich im Alter von 88 Jahren und wurde auf dem Bergfriedhof in Heidelberg beigesetzt. Das Besondere: Auf seinem Grabstein ist sein Professorentitel nicht eingraviert, eher untypisch für die damalige Zeit.

Mehr erfolgreiche Chemikerinnen und Chemiker

Nobelpreis Chemie 2020 geht an zwei Forscherinnen Genschere CRISPR/Cas revolutionierte die Biowissenschaften

Die Französin Emmanuelle Charpentier und die Amerikanerin Jennifer A. Doudna erhalten den Preis für die Entwicklung von CRISPR/Cas9, einer Methode zur Genom-Editierung.