Medizin

RKI warnt vor Medikamenten-Nebenwirkungen bei Hitze

Stand
Autor/in
Nina Kunze

Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet den Klimawandel als „die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit“. Das Robert Koch-Institut hat jetzt einen Bericht veröffentlicht, der sich unter anderem mit unerwünschten Medikamenten-Nebenwirkungen bei Hitze beschäftigt.

Der Sommer 2023 war der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Auch jetzt Anfang September klettern die Temperaturen vielerorts nochmal über 30 Grad. Das hat nicht nur einen Einfluss auf die Natur, sondern auch auf uns Menschen und unsere Gesundheit.

Das Robert Koch-Institut kennen wir alle noch gut aus der Corona-Zeit. Das RKI beschäftigt sich in seinen Sachstandsberichten jedoch auch mit ganz anderen Themen, etwa mit den Folgen des Klimawandels auf unsere Gesundheit. In seinem aktuellen Bericht warnt es unter anderem vor unerwünschten Nebenwirkungen von Medikamenten bei Hitze.

Wirkung blutdrucksenkender oder entwässernder Medikamente wird durch Hitze verstärkt

Wer blutdrucksenkende oder entwässernde Medikamente einnimmt, muss bei Hitze besonders vorsichtig sein - ihr Effekt wird bei hohen Temperaturen verstärkt. Zudem erweitern sich bei Hitze die Blutgefäße, der Blutdruck kann so gefährlich weit absinken. Das RKI warnt in seinem Bericht vor Ohnmacht und damit verbundenen Sturzverletzungen. Organe könnten unterversorgt sein, das Risiko für einen Herzinfarkt steigt. Besonders gefährdet sind laut RKI Personen mit einer Herzschwäche, sowie Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck.

Die Wirkung mancher Medikamente kann durch Hitze negativ beeinflusst werden. Das gilt beispielsweise auch für blutdrucksenkende Medikamente.
Die Wirkung mancher Medikamente kann durch Hitze negativ beeinflusst werden. Das gilt beispielsweise auch für blutdrucksenkende Medikamente.

Antidepressiva und Antihistaminika können Fähigkeit des Körpers zu schwitzen mindern

Die Gruppe sogenannter anticholinerger Arzneimittel ist ebenfalls betroffen. Dazu gehören beispielsweise Medikamente gegen Schlafstörungen, Übelkeit, Parkinson und Harninkontinenz sowie einige Antidepressiva und Antihistaminika. Das Problem: die Medikamente vermindern die Fähigkeit zu schwitzen. Bei Hitze ist damit die Temperaturregulierung des Körpers stark beeinträchtigt.

Gestörter Flüssigkeitshaushalt durch Einnahme von Schmerzmitteln bei Hitze

Auch einige Schmerzmittel, darunter Ibuprofen, können bei Hitze zu Nierenversagen und plötzlichem Bluthochdruck führen. Weitere Nebenwirkungen der Medikamente betreffen laut RKI den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt und die Konzentration. Zusätzlich warnt das RKI vor einer Verringerung der Wirksamkeit von Medikamenten, die bei zu hohen Temperaturen gelagert wurden.

Werden Medikamente bei zu großer Hitze gelagert, kann das ihre Wirkung negativ beeinflussen.
Werden Medikamente bei zu großer Hitze gelagert, kann das ihre Wirkung negativ beeinflussen.

Erhöhtes Herzinfarktrisiko bei Einnahme bestimmter Herz-Kreislauf-Medikamente

Außerdem seien nicht nur Menschen im hohen Alter und damit mehr Vorerkrankungen betroffen. Das RKI bezieht sich hier auf eine Studie aus Augsburg, der zufolge Personen im Alter von 25 bis 59 Jahren bei Hitze ein erhöhtes Risiko für einen nicht-tödlichen Herzinfarkt haben, wenn sie bestimmte Herz-Kreislauf-Medikamente einnehmen. Dazu gehören sogenannte Plättchenhemmer, deren bekanntester Vertreter Aspirin ist.

Die Untersuchung zu Arzneimittel-Nebenwirkungen bei Hitze ist nur ein Teil des RKI-Sachstandberichts zu Klimawandel und Gesundheit. Bereits im Juni veröffentlichte das RKI einen Bericht zu übertragbaren Krankheiten durch Infektionserreger. Im gerade veröffentlichen zweiten Teil geht es um nicht-übertragbare Krankheiten: dazu gehören auch Allergien, UV-Strahlung und Schadstoffbelastung in der Luft, sowie die psychische Belastung durch Zukunftsängste. Ende des Jahres soll ein dritter Report folgen, der sich mit sozialen Aspekten beschäftigt, Handlungsoptionen aufzeigt und thematisiert, wie eine geeignete Kommunikation gelingen kann.

Mehr zum Thema gesundheitliche Folgen des Klimawandels

Stand
Autor/in
Nina Kunze