Durchfälle, auch Verstopfung oder ein schmerzhaft aufgeblasener Bauch: Wenn dieser Zustand länger anhält, können das Zeichen für einen Reizdarm sein.
Entspannung lindert Reizdarmbescherden
Die schöne Einladung bei Freunden, der gemütliche Bummel durch die Stadt, ein mehrstündiges Meeting – alles nicht möglich bzw. extrem schmerzhaft, weil der Darm Ärger macht. Angeblich leiden inzwischen sieben bis zehn Prozent der Menschen in Deutschland daran. Reizdarm ist ein Krankheitsbild – auch wenn der Arzt bei Untersuchungen keine Auffälligkeiten am Darm findet. Das Gute ist: Niemand muss sich damit abfinden. Eine neue Therapie zeigt, dass man den Darm mit Hypnose in den Griff bekommen kann. Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen.
Mit diesen Worten behandelt die Psychologin Meike Wessling bei einer Darmhypnose-Sitzung eine Patientin. Die fühlt sich im Nachhinein tatsächlich viel entspannter. Bevor sie ins Israelitische Krankenhaus Hamburg kam, war ihr Leben eingeschränkt und wurde vom Darm und seinen Bedürfnissen bestimmt. Ständig musste sie wissen, wo die nächstgelegene Toilette war. Viele unangenehme Untersuchungen blieben ohne konkretes Ergebnis, auch über mehrere Jahre hinweg. Die Medikamente halfen ebenfalls nicht, der Darm machte weiter Probleme.
Patienten mit Reizdarm-Symptomen haben Störungen im Nervensystem
Und die Symptome waren auch keine Einbildung. Dr.Viola Andresen, Gastroenterologin am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg sagt, dass Patienten mit Reizdarm-Syndrom Störungen im Darmnervensystem haben. Dadurch krampfe der Darm zusammen und könne seine Inhalte nicht richtig abtransportieren. Mit herkömmlichen Verfahren ließe sich das nicht feststellen, obwohl die Störungen faktisch da seien.
Das Problem läge in einem übererregten Darm-Nervensystem. Der Darm ist umgeben von einem Nervengeflecht, dem sogenannten enterischen Nervensystem, das eine Verbindung ins Gehirn hält. Beim Reizdarm-Syndrom funkt diese Verbindung, als wäre sie in einem permanenten Alarmzustand. Dieser Alarmzustand erzeugt im Gehirn eine gesteigerte Wahrnehmung der Vorgänge im Darm. Die Folge: Gefühlter Schmerz. Hier kann die Hypnosetherapie ansetzen.
Mit dem Gehirn den Darm beruhigen
Diese Idee der Darmhypnose geht zurück auf die Forschung des Briten Peter Whorwell in Manchester. In einer Studie an 204 Reizdarm-Patienten war die Hypnosetherapie bei über 70 Prozent wirksam. Die Patienten berichteten danach von deutlich gelinderten Darm-Problemen. Medizinische Darmhypnose findet deswegen heute nach dem von Whorwell und seinem Team entwickelten Manchester-Protokoll statt. Weil aber bisher aber nur wenige Kliniken oder Therapeuten das Verfahren anbieten, sind inzwischen sogar Darm-Hypnose-CDs auf dem Markt. Die ersten Schritte, ganz bequem von zuhause aus.
Yoga gegen Darmbeschwerden
Außerdem können auch andere Entspannungverfahren helfen, wieder für Ruhe zu sorgen. Professor Andreas Michalsen, Leiter der Abteilung Naturheilkunde der Charité Berlin, empfiehlt Menschen mit Darmbeschwerden vor allem Yoga. Dabei würde Atmung mit sportlichen und meditativen Komponenten verbunden, die bei dem Syndrom besonders hilfreich seien.
Das Wichtigste an solchen Übungen ist, dass sie Menschen mit Reizdarmsyndrom Selbstständigkeit die Kontrolle über die Krankheit zurückgibt. Geheilt ist die Krankheit dadurch nicht, aber es lässt sich besser damit leben.