Erfahrungen aus der Krebsforschung
Ein Forschungsteam der Uniklinik Tübingen hat einen neuen Corona-Impfstoff entwickelt. Sie profitieren dabei von den Erfahrungen im Kampf gegen Krebs. Denn in einem Punkt haben Krebszellen und Corona-infizierte Zellen eine Gemeinsamkeit - und zwar die sogenannten Peptide.
Deshalb kann ein Peptid-Impfstoff helfen
Peptide sind Eiweißstücke. Bei Krebs kleben bestimmte Peptide an der Zelloberfläche, die für das Immunsystem oft unsichtbar bleiben. Dadurch kann der Krebs sich ausbreiten. Mit der Krebsimpfung sollen die Zellen anhand der typischen Eiweiße erkannt und zerstört werden.
Der neue Corona-Impfstoff aus Tübingen soll ähnlich funktionieren. Wenn das Virus in eine Zelle eindringt, wandern bestimmte Proteine der Coronaviren auf die Oberfläche der infizierten Zellen. Sie verraten also das Virus. Deshalb stecken sechs solcher Proteine und ein Wirkverstärker im Impfstoff. Nur mit ihm lässt sich das Immunsystem trainieren, mit dem Ziel: Der Körper soll die coronatypischen Eiweißstücke schon vorher erkennen, um bei einer echten Infektion schneller reagieren zu können.
Vor allem die T-Helferzellen sollen trainiert werden. Das ist wichtig, denn diese Immunzellen sind eng mit dem Immun-Gedächtnis verknüpft. Der Impfstoff des Uniklinikums Tübingen könnte dann besonders lange schützen. Das ist zumindest die Hoffnung und Erfahrung mit anderen Impfstoffen, die in Tübingen mit T-Helferzellen entwickelt werden.
Antikörper-Impfstoffe – Problem für Krebspatienten
Zur Zeit sollen bei den aktuellen verfügbaren Corona-Impfstoffen Antikörper gebildet werden, die das Virus blockieren. Das ist ein Problem für Krebspatienten, denn nach einer Chemotherapie können sie keine Antikörper produzieren. Jetzige Impfstoffe sind damit für diese Personen vermutlich wirkungslos.
Das Entwickeln mehrerer Impfstoffe ist bedeutend
Das Paul-Ehrlich-Institut hat Ende November eine erste klinische Studie mit dem Impfstoff genehmigt. Auch wenn die Tests jetzt erst starten, könnte der Impfstoff der Uniklinik Tübingen noch wichtig werden.
Neue Impfstoffe könnten bereits vorhandene beim Schutz übertreffen. Wie groß das Potential des Tübinger Impfstoffs aber wirklich ist, müssen Studien zeigen. Am Anfang geht es erstmal darum mögliche Nebenwirkungen auszuschließen.
Wann wird der Tübinger Impfstoff frühstens zugelassen?
Wie lange sie mit dem Peptid-Impfstoff brauchen ist unklar. Den Impfstoff haben die Tübinger in der Uniklinik selbst hergestellt. Wie lange sie für die Zulassung brauchen ist unklar, denn bei den folgenden größeren klinischen Studien müssen die Forscherinnen und Forscher wahrscheinlich größer denken. Außerdem sei das eine Frage des Personal-und Finanzeinsatzes für diesen Impfstoff, so Professor Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts.
Ob es zu einer Firmengründung kommt oder ein Investor gefunden wird, werden die nächsten Monate zeigen - wenn klar ist, wie viele Immunzellen sich nach einer Impfung bilden und auch die Nebenwirkungen besser eingeschätzt werden können. Überzeugt der Impfstoff in den weiteren klinischen Studien, könnte er langfristig im Kampf gegen das Coronavirus noch wichtig werden.