Suchtmediziner Dr. Tobias Rüther leitet die Tabak-Ambulanz an der Uniklinik München. Er hat erst gar nicht angefangen mit dem Rauchen. Die Tabakabhängigkeit sei eine schwere Suchterkrankung, weil sie eine enge Kombination zwischen der körperlichen Abhängigkeit nach Nikotin und der psychischen Abhängigkeit sei.
Rauchende könnten nicht an der Bushaltestelle warten, ohne sich eine Zigarette anzustecken, weil das in Ihr Gehirn programmiert sei, erklärt Rüther. Dabei ruinieren etwa 4.500 Schadstoffe in den Zigaretten Körper und Gesundheit: Raucherhusten, Raucherbein, Lungen- und Blasenkrebs, Herzprobleme.
"Tabakabhängigkeit ist eine Erkrankung des Kinder- und Jugendalters. Wenn Sie bis 20 nicht anfangen, wenn das Hirn gereift ist, dann kann man eigentlich nicht mehr richtig abhängig werden."
Nikotinpflaster macht den Nikotinentzug leichter
Der amerikanische Psychologie-Professor Frank Etscorn sah die Probleme beim Rauchentzug. Körperliche und psychische Abhängigkeit gleichzeitig. Das ist für die meisten Raucher zu viel. Deshalb wollte er den Nikotinentzug leichter machen: Durch Nikotinpflaster, die den Suchtstoff über die Haut an den Menschen abgeben.
Am 1. Juli 1986 bekam er sein Patent. Ab 1992 wurden die ersten Nicotine Patches auf dem US-Markt verkauft und entwickelten sich bis heute zum Erfolgsmittel. Und die Pflaster wirken wirklich, sagt der Suchtmediziner Rüther. Der einfache Willensentscheid habe nur fünf Prozent Aufhörwahrscheinlichkeit nach einem Jahr, mit einem Nikotinpflaster steige die Wahrscheinlichkeit auf 15 bis 20 Prozent.
Kombinationstherapie zur Raucherentwöhnung am wirksamsten
Neben dem Pflaster gibt es heute auch Nikotin-Kaugummis, Nikotin-Lutschbonbons und Nikotin-Spray. Ideal sei es, mehrere Präparate einzusetzen. Die Kombinationstherapie mit Kaugummi, Mundspray oder Lutschbonbon sei eigentlich der Königsweg der Therapie, das stehe auch in den Leitlinien. Die meiste Menschen dosierten Nikotin zu gering, man müsse es Rüther zufolge eher hoch dosieren und lange anwenden.
Prävention ist noch wichtiger als der Entzug
Noch wichtiger als der Entzug ist, so Tobis Rüther, aber die Prävention. Rauchen darf nicht mehr cool sein wie damals in der Werbung suggeriert. Vor 20 Jahren hätten noch 20 Prozent der Jugendlichen geraucht und jetzt seien es nur noch sechs bis acht Prozent - das sei dramatisch, rauchen sei uncool geworden, so Rüther.
Die vernünftige Politik könne aber noch viel besser werden, die Steuern müssten noch viel höher sein, eine Schachtel Zigaretten müsse acht bis 15 Euro kosten. Insgesamt die Richtung der Politik stimme - die Tabakkontrollpolitik wirke. In 30 Jahren werde es keine Raucher mehr geben, ist sich Rüther sicher.
Zigarettenindustrie setzt immer mehr auf E-Zigaretten
Die Zigarettenindustrie stellt mehr und mehr auf E-Zigaretten um. Nur noch Nikotin als Suchtstoff. Und wie die E-Zigarette schmeckt, bestimmt der Raucher. Laut Internetseite der Firma Reemtsma ist E-Zigarettendampf um 95% weniger gesundheitsgefährdend als Tabakrauch.
Stimmt in der Tendenz, sagt Dr. Rüther von der Tabak-Ambulanz: Man könne mit E-Zigaretten aufhören zu rauchen - fast so effektiv wie mit Nikotinpflastern. Die E-Zigarette sei auf jeden Fall weniger schädlich als Rauchen, aber sie sei nicht unschädlich. Das Beste wäre aber natürlich, bei beidem aufzuhören, betont Rüther.
Gesundheitliche Aufklärung der Bundeszentrale
Wer gar nicht mehr rauchen will, ist bei www.Rauchfrei-info.de richtig.185.000 Menschen haben das Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bereits genutzt. Für Dr. Rüther von der Uni-Klinik München ist der erfolgreichste Weg zur Rauchfreiheit ein Kurs plus Nikotinpflaster. Zehn Mal erfolgreicher als allein der gute Vorsatz zu Silvester.
Das Nikotinpflaster spielt dabei eine wichtige Rolle. Eine Umstellung, die allerdings bestimmt drei Monate dauere. Das Nikotinpflaster müsse lange genommen werden, denn das Gehirn brauche die Zeit, um sich an neue Dinge im Verhalten zu gewöhnen. In der Zeit nehme man den Menschen effektiv die Entzugserscheinungen mit Nikotin, das sei der Trick an einem Nikotinpflaster, sagt Rüther.