Jeder 20. Deutsche war Mitte Juli krank. Die diesjährige Erkältungswelle ist höher als in einem gewöhnlichen Sommer - auch wegen einer kleinen Corona-Sommer-Welle.
Spätestens für den Herbst empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) für alle besonders gefährdeten Personengruppen eine neue Corona-Auffrischungsimpfung.
Dafür kann ab dieser Woche ein neuer angepasster Impfstoff von Biontech bestellt werden. Ein weiterer angepasster Impfstoff von Novavax kommt im Herbst.
Warum brauchen wir überhaupt einen angepassten Corona-Impfstoff?
Mittlerweile haben wir eine sehr gute Grundimmunität in der Bevölkerung. Das bedeutet, der Körper der meisten Menschen kennt das Virus durch Impfungen oder Infektionen. Gerade für ältere Menschen mit Vorerkrankungen ist dennoch eine Impfung mit einem möglichst gut angepassten Impfstoff wichtig.
Denn das Virus hat sicher weiter verändert und kann sich der Reaktion des Immunsystems zumindest ein Stück weit entziehen – gerade bei Älteren. Aus Analysen der US-Zulassungsbehörde FDA ist ersichtlich, dass der Immunschutz vor den neuen Corona-Untervarianten, der sogenannten JN.1-Sublinie, spürbar schwächer geworden sind.
Der Schutz vor einem mittelschweren Verlauf, der mindestens kurz in einer Klinik behandelt wurde, ist von 76 Prozent auf 50 Prozent zurückgegangen. Das betrifft vor allem Menschen mit Vorerkrankungen.
BioNTech tiefer in der Verlustzone
Wie gut schützt der neue Corona-Impfstoff?
In Laborversuchen kann der neue Impfstoff die aktuellen Varianten deutlich besser erkennen. In Tierversuchen sind spürbar stärkere Immunreaktionen gemessen worden, genauer mit Blick auf die Menge von neutralisierenden Antikörpern.
Mittlerweile ist es mit Corona ganz ähnlich wie bei den Grippeimpfstoffen. Die werden auch jedes Jahr angepasst. Wie gut sie wirken, zeigt sich in der Praxis.
Da die angepasste Version zu einer stärkeren Immunreaktion führt, sollte der Impfstoff vor allem für die Wintermonate möglichst gut vor einem schweren Verlauf schützen. Mit der Zeit wird die Wirksamkeit des Impfschutzes wieder zurückgehen.
Für wen genau ist der Corona-Impfstoff gedacht?
Ganz allgemein ist die Auffrischung der Coronaimpfung für alle Menschen sinnvoll, bei denen das auch für eine Grippeschutzimpfung gilt.
Die Stiko sieht ab dem Alter von 60 Jahren ein erhöhtes Risiko für einen schwereren COVID-19-Verlauf. Das Risiko steigt dann natürlich mit den Jahren. Auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem werden die Impfungen empfohlen.
Ebenso sind Grunderkrankungen wie chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen, starkes Übergewicht oder Lungenerkrankungen ein gutes Argument für die jährliche Auffrischungsimpfung. Die hausärztliche Praxis kann hier beraten. Auch für medizinisches Personal wird die Impfung weiterhin empfohlen.
Für alle anderen Menschen unter 60 Jahre sieht die STIKO schon länger kein hohes Risiko mehr für schwerer Verläufe. Corona ist also zum Glück weiterhin für viele kein großes Thema mehr und gefährdete Personengruppen haben mit dem angepassten Impfstoff auch einen recht guten Schutz.
Wie sicher sind mittlerweile die Corona-Impfstoffe?
Gerade die Corona-Impfstoffe wurden an so vielen Menschen getestet wie kein anderer Impfstoff. In den großen Zulassungsstudien haben Zehntausende den Impfstoff erhalten.
Entsprechend sind in den letzten Jahren keine häufigen völlig unerwartetem Nebenwirkungen aufgetreten. Bei den sehr seltenen Nebenwirkungen hat man mit den Jahren dazu gelernt. Die Infos stehen mittlerweile auch im Beipackzettel.
Zum Beispiel Herzmuskelentzündung. Hierzu ist bekannt, dass das Risiko im Bereich zwischen 1 zu 10.000 bis 1 liegt. Noch seltener treten halbseitige Gesichtslähmungen auf oder allergische Reaktionen wie Nesselsucht oder Schwellungen im Gesicht. Diese unerwünschten Nebenwirkungen verschwinden aber nach Wochen wieder.
Wie ist der aktuelle Stand bezüglich des Post-Vac-Syndroms, also den teilweise berichteten Fällen von chronischer Müdigkeit bei Geimpften?
Mehr als die Hälfte solcher Meldungen kommt laut einer Analyse des zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts weltweit aus Deutschland. Das liegt sicher auch daran, dass das Thema hier eine hohe mediale Aufmerksamkeit hat.
In Deutschland gibt es pro 100.000 Menschen ungefähr nur einen Verdachtsfall – selten also. Das Paul-Ehrlich-Institut spricht von keinem Risikosignal nach der Impfung.
Betroffene berichten häufig von ähnlichen Symptomen wie bei Long Covid nach einer Virusinfektion. Konkrete Hinweise auf Ursachen fehlen noch. Betroffene können sich in Spezialambulanzen behandeln lassen, beispielsweise am Uniklinikum Marburg.