Die Entsorgungssysteme im Gesundheitswesen sind, so heißt es im Bericht der WHO, durch den durch die Corona-Schutzmaßnahmen anfallenden zusätzlichen Müll stark belastet. Diese Abfälle, so hieß es in der Erklärung, „bedrohen die Gesundheit von Mensch und Umwelt und zeigen die dringende Notwendigkeit, die Praktiken der Abfallbewirtschaftung zu verbessern“. Mit anderen Worten: Man braucht endlich eine richtige Strategie zur Entsorgung.
Krankenhäuser produzieren viel Müll
Dass im Rahmen einer Pandemie größere Mengen von Müll anfallen, ist nach Einschätzung von Werner Eckert aus der SWR Umweltredaktion unvermeidbar. Auch unter normalen Verhältnissen habe, so Eckert, das Gesundheitssystem ein Müllproblem. Das falle in normalen Zeiten nicht so auf, werde aber in Pandemiezeiten wirklich evident.
Man müsse sich vor Augen halten, dass in Deutschland etwa 5 Millionen Tonnen Abfall aus den Krankenhäusern kommt. Krankenhäuser sind der fünftgrößte Müllproduzent in Deutschland unter den privaten und Dienstleistungs-Müllproduzenten. Und das sei sehr viel, so die Einschätzung von Werner Eckert, und damit auch im Alltag schon ein Riesenproblem. In einer Klinik in Deutschland fallen durchschnittlich sieben bis acht Tonnen je Klinik und Tag an Müll an. Das ist extrem viel. Und in Pandemiezeiten werde es deutlich, dass das dann zu einem weltweiten Müllberg führt.
Man braucht Systeme, um mit solchen Müllmengen umgehen zu können
Während der Corona-Pandemie sind als Hilfslieferungen unter der WHO Flagge weltweit und vor allem nach Afrika, zusätzlich etwa 87.000 Tonnen Müll allein an Schutz-Masken und -Anzügen angefallen. Die von der WHO verteilten Impfkits verursachten weltweit etwa 144.000 Tonnen Müll, und es entstand 731.000 Liter chemischer Abfall. Und das zeige eben, so Eckert, dass es hier ein Problem gebe.
Es gab vor einiger Zeit eine Abschätzung, die sich mit der Zeit zwischen Beginn der Pandemie, also Anfang 2020 und dem Sommer 2021 beschäftigt hat. Da kamen chinesische und amerikanische Forscher zu dem Schluss, dass durch die Pandemie 8,4 Millionen Tonnen zusätzlicher Plastikmüll erzeugt worden ist.
Das muss dann in Relation zu anderen Zahlen gesetzt werden.
So wird Corona-Müll am besten entsorgt
Wir hätten, so Werner Eckert, in Deutschland Systeme, die funktionieren und die grundsätzlich mit diesem zusätzlichen Corona-Müll umgehen können. Die Krankenhäuser in Deutschland haben nach Eckerts Einschätzung funktionierende Abfallsysteme. Ein großer Teil des Mülls wird in die Verbrennung gegeben. Dabei müsse man jedoch bedenken, dass es sich eben nicht um irgendein Plastik handele, sondern das Plastik möglicherweise mit irgendwelchen Keimen belastetet ist.
Das gilt auch zu normalen Zeiten bei Atemschutz, Einweg-Kleidung, Verbänden, Windeln. Aber auch für Wischtücher in den Zimmern. Das alles gehe in zugelassene Abfallverbrennungsanlagen. Das kann man also weder richtig recyceln, noch kann man das irgendwo anders hinbringen. In Deutschland muss solches Material verbrannt werden. Deutsche Systeme sind nach Einschätzung von Werner Eckert wegen der Pandemie nicht unbedingt überfordert.
In vielen Ländern landet viel Coronamüll im Meer
Das Problem und das mache auch die WHO deutlich, seien die Staaten, die Hotspots in der Pandemie sind. Dazu gehören unter anderem afrikanische Staaten oder auch zum Beispiel Brasilien. Viele dieser Länder haben keine oder nur unzureichende Recycling-Systeme. Dort gibt es nicht diese Kapazitäten an Müllverbrennung wie in Deutschland. Stattdessen gibt es noch sehr viel Dumping, also Müllkippen. Und jede Form von Plastikmüll auf Müllkippen ist nur der Anfang einer langen Kette.
Ein Teil des Mülls landet am Ende auch im Meer. Laut Eckert könnten durch diese Pandemie etwa 35.000 Tonnen zusätzliches Plastik im Meer landen.
So kann man Coronamüll in Haushalten am besten entsorgen
Vernünftigerweise müssen gebrauchte Schutzmasken oder Testkits in den Restmüll. Das ist der Müll, der zur Verbrennung geht. Der wird dann in der Regel auch nicht getrennt. Umverpackungen von Masken oder Testkits können in die Gelbe Tonne, wenn sie ein Wiederverwertungs-Zeichen haben. Aber alles, was sich wirklich im Testkit befindet, wie auch die Masken gehören in die Verbrennung, also in den Restmüll.
Das sei, so Eckert, die sicherste Form der Entsorgung, über die wir verfügen. Deswegen sollte man sie hier auch in Anspruch nehmen. Aber auch in Deutschland fliegen große Mengen an Masken in der Landschaft herum. Diese Masken bestehen aus mehreren Kunststoffschichten und sind eine große Belastung für die Umwelt. Und wir sehen nur die Spitze des Eisbergs.
Strategien zur Reduzierung von Coronamüll
Die WHO rät dazu, die Umverpackung umweltfreundlicher, möglichst recycelbar zu machen. Wo es solche Systeme gibt, sollten die Verpackungen am besten biologisch abbaubar sein. So kann man z.B. auch Spritzen umweltfreundlich und steril in nur eine Umverpackung packen, die im Idealfall sogar biologisch abbaubar ist und vielleicht auch nur direkt um die Nadel herum ist. Alles andere an Umverpackung könnte man im Zweifel wieder benutzen oder sinnvoll verbrennen, auch in einem Land, wo es keine richtigen Müllverbrennungsanlagen gibt. Sehr viel mehr wiederverwertbare Systeme zu verwenden, das ist auch die Lehre, die die WHO wohl aus dieser Pandemie gezogen hat.