Drei Männer, eine Frau: Wer fliegt 2024 zum Mond?
Die vier Raumfahrer, die für die Artemis 2-Mission ausgewählt wurden, werden die ersten Menschen in der Nähe des Mondes sein, seit die Astronauten der Apollo 17-Mission den Erdtrabanten 1972 für einige Zeit betraten.
Artemis 2 ist derzeit für November 2024 geplant. Diese Besatzung soll Mission fliegen:
Christina Hammock Koch
Christina Koch ist Ingenieurin und die einzige Frau im Team. In der Raumfahrtszene ist sie sehr bekannt: Sie ist die Frau mit dem längsten Weltraumaufenthalt am Stück. Sie war 328 Tage im All, zuletzt flog sie 2019/2020 in den Weltraum. Mit ihrer Kollegin Jessica Meir hat sie an der ISS den ersten, rein weiblich besetzten Weltraumspaziergang absolviert. Ihre Teilnahme an der Mond-Mission ist besonders. Denn von den 32 Astronauten, die an den bisherigen Mondflügen der NASA beteiligt waren, waren alle Männer.
Victor Glover
Victor Jerome Glover wurde als Pilot der Mission ausgewählt. Der ebenfalls sehr erfahrene Astronaut war das erste afroamerikanische Mitglied einer ISS-Besatzung. Uwe Gradwohl aus der SWR-Wissenschaftsredaktion hat den Astronauten schon selbst erlebt, wie er vor Jugendlichen vorgetragen hat und versucht hat, diese für das Thema zu interessieren. „Er reißt sein Publikum einfach mit. So einen dabei zu haben bei so einer Mission ist in unserem Medienzeitalter eben auch kein Fehler“, sagt Gradwohl. Denn Glover sei ein Medienprofi. Er habe eine besondere Art, die Dinge zu präsentieren, sei rhetorisch sehr stark.
Reid Wiseman
Der Commander der Mission wird Reid Wiseman. Wiseman ist schon mal mit einem deutschen Astronauten zusammen auf der ISS gewesen, mit Alexander Gerst. Mit ihm hat er dort auch schon einen Außenbordeinsatz gemacht. Genau wie Glover und Koch ist er ein erfahrener Astronaut.
Jeremy Hansen
Für Jeremy Hansen wird die Artemis 2-Mission die erste Mission überhaupt sein. Er ist Neuling in Sachen Raumfahrt, denn er war noch nie im All. Der Kanadier hat wie die anderen Männer an Bord eine Vergangenheit als Militär-Pilot. Er fungierte bereits als Ansprechpartner am Boden für kanadische Kollegen, die auf der ISS waren. Nun fliegt er 2024 selbst ins All.
Eine Ingenieurin und drei ehemalige Miliär-Piloten – „Ich denke, dass die sich gut ergänzen“, schätzt Gradwohl die Besatzung ein. „Und ganz persönlich, wenn ich Victor Glover mit mir an Bord hätte, das sorgt für gute Stimmung, der hält das Team zusammen.“
Das Comeback der astronautischen Raumfahrt zum Mond
Noch keine Mondlandung
Die Artemis 2-Crew wird den Mond erstmal nur umrunden und noch nicht landen. Weshalb ist das so, wo doch schon vor über 50 Jahren mit Neil Armstrong der erste Mensch den Mond betrat? Auch die Mondlandung war nicht die erste Apollo-Mission, erklärt Uwe Gradwohl. Erst habe man die Besatzungen damals ebenfalls probehalber in die Erdumlaufbahn und nahe an den Mond geflogen. Erst die fünfte bemannte Mission sei dann tatsächlich gelandet.
Doch auch wenn alles bei den Artemis-Missionen noch schneller geht als bei Apollo; bevor wieder Menschen auf dem Mond landen können, muss erst die neue Technik getestet werden. Und: Man will auch ganz woanders hin, als mit der Apollo-Mission, erklärt Gradwohl.
Mond-Südpol angesteuert
Die Apollo-Crew ist an den Mond-Äquator geflogen. Auf der Oberfläche am Mond-Äquator kann man sehr gut landen. Da gibt es große Ebenen, die eben und flach sind. Es liege auch nicht so großer Stein herum, beschreibt Gradwohl. Am Südpol ist die Lage komplizierter. Die Landschaft dort ist zerklüfteter, sodass bei der Landung mehr Vorsicht geboten ist. Bislang hat die NASA 13 mögliche Landeregionen am Südpol des Mondes identifiziert.
Auch die Landung selbst wird anders erfolgen: Die Apollo-Besatzung landetet mit einer Einmal-Wegwerf-Mondlandefähre auf dem Mond. Das Gestell der Mondlandefähre ist auf der Mondoberfläche stehen geblieben, während das obere Teil zurück zum Mutterschiff in der Mondumlaufbahn flog. Für Artemis-Missionen wird ein Starship von SpaceX verwendet werden, das ist ein wiederverwendbares Raumschiff. Der Wissenschaftsredakteur erklärt: Das Schiff landet aufrecht, stellt sich aufrecht hin und steht dann da, wie man es von einer Rakete kennt. Die Rakete startet dann von der Mondoberfläche und wird zum Orion-Raumschiff zurückkehren, das in der Mondumlaufbahn wartet.
Starship von Space X ist ein total neuer Raumschifftyp, der noch gar nicht im Weltall war, sondern in wenigen Wochen zum ersten Mal in die Erdumlaufbahn fliegen soll. Dann steht sicherlich noch viel Entwicklungsarbeit an, schätzt Gradwohl. Die Mondlandung werde dann die „große Feuertaufe“ dieses neuen Raumschifftyps.
Eine bemannte Mondlandung ist dann für 2025 geplant. Die Besatzung von Artemis 3 soll den Mond betreten. Mit den Flügen Artemis 4 oder 5 in den Jahren 2026 oder 27 könnte dann auch erstmals eine Europäerin oder ein Europäer den Mond betreten. Sogar zwei Deutsche, Alexander Gerst und Matthias Maurer, haben Chancen darauf.