Bei einem Schlaganfall kommt es auf Minuten an, denn es kommt zu einer plötzlich einsetzenden Durchblutungsstörung im Gehirn. Ausgelöst wird sie durch Blutgerinnsel, die eine Arterie verstopfen. Je mehr Zeit verstreicht, desto schlimmer können die Folgen sein und desto mehr Hirnzellen sterben ab, daher heißt es: Zeit ist Hirn. Jährlich erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall.
Schlaganfall: Schnelles Handeln ist lebenswichtig
Verstopftes Abflussrohr dient als Vorbild für Operation bei Schlaganfall
Mit der "Lazarus"-OP kann Patienten und Patientinnen effektiv geholfen werden, ohne großen Eingriff. Als Vorbild dient ein verstopftes Abflussrohr. Der Dreck wird mit dem richtigen Werkzeug herausgezogen oder abgesaugt, und das Wasser kann wieder abfließen.
Um ein verstopftes Blutgefäß zu befreien, kommt ein langer Katheter zum Einsatz. An der Hüfte wird ein kleiner Schnitt gemacht, dann schiebt der Arzt den Katheter erst durch die Hauptschlagader und dann ins Gehirn, bis zum Gefäßverschluss. Der Verschluss wird gegriffen und herausgezogen oder abgesaugt.
Die Patienten bekommen Kontrastmittel injiziert, damit die Ärzte immer genau sehen, wo der Katheter ist und die richtige Abzweigung zum Verschluss finden. Der Eingriff wirkt einfach, erfordert jedoch jahrelange Erfahrung. Fachärzte, die diesen Eingriff beherrschen, gibt es nicht viele, denn die Methode gibt es erst seit ein paar Jahren.
Schlaganfall-Patient kann kurz nach Lazarus-OP wieder richtig sprechen
Der Erfolg der Operation ist sofort spürbar, so wie bei Hermann Brunnengräber. Vor einigen Wochen hatte er einen schweren Schlaganfall. Durch das schnelle Handeln seiner Frau kam er in das Krankenhaus Heppenheim. Von dort wurde er umgehend auf die Stroke Unit der Uniklinik Heidelberg verlegt. Die Stroke Unit ist eine spezielle Station, auf der Schlaganfall-Patient*innen behandelt werden. Kurz nach der OP kann Hermann Brunngräber wieder richtig sprechen, sowie Arme und Beine bewegen.
"Der Patient kommt wirklich schwerstbetroffen, komatös, kann sich nicht mehr bewegen und kann dann innerhalb von Minuten wieder sprechen", erzählt Martin Bendszus. Er ist ärztlicher Direktor an der Uniklinik Heidelberg und leitet eine europaweite Studie über die "Lazarus"-OP.
Erste Zwischenergebnisse zeigen, dass der Eingriff auch nach verhältnismäßig langer Zeit noch positive Auswirkungen hat. Das heißt: weniger Menschen sterben und mehr Patienten können ohne Behinderung weiterleben.