Salzlakritz

Salmiak: Neuer Geschmackssinn entdeckt?

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Autor/in
Julia Nestlen
Portraitbild der Reporterin Julia Nestlen.
Lena Schmidt

Salzig, süß, sauer, bitter und umami - das sind die fünf Grundgeschmäcker. Womöglich wurde nun ein sechster entdeckt: "Salmiak", ein Aromastoff, der in Salzlakritz oder Salmiakpastillen enthalten ist.

In Skandinavien und Norddeutschland sind Süßigkeiten sehr beliebt, deren Geschmack nun für eine kleine Sensation sorgen könnte: Salzlakritze. Lakritz besteht aus der Wurzel der Süßholzpflanze und bei der salzig-säuerlichen Variante kommt noch Ammoniumchlorid hinzu - auch "Salmiak" genannt. Neben den fünf bekannten Geschmackssinnen salzig, süß, sauer, bitter und umami hat unsere Zunge scheinbar eigene Rezeptoren, um auf Salmiak-Geschmack zu reagieren.

Forschende der University of Southern California in Los Angeles haben dazu den Rezeptor OTOP1 auf unserer Zunge untersucht, durch den wir sauren Geschmack erkennen. Doch wie das Forschungsteam herausfand, wird er auch von Salmiak aktiviert. Und damit könnten sie einen sechsten Geschmackssinn gefunden haben.

Das Bild zeigt Lakritze und Süßholz.
Lakritz besteht aus der Wurzel der Süßholzpflanze. Für den speziellen Geschmack von Salzlakritz wird Salmiak hinzugefügt.

Grundgeschmäcker müssen bestimmte Kriterien erfüllen

Es hat rund 80 Jahre gedauert, bis zuletzt der deftige Umami-Geschmack als fünfter Geschmackssinn anerkannt wurde. Übersetzt heißt "umami" "herzhafte Köstlichkeit" und lässt sich nur schwer beschreiben. Er wird vor allem mit proteinhaltigen Lebensmitteln in Verbindung gebracht wie Fleisch. Bis heute scheint es in der Wissenschaft keine einheitliche Checkliste zu geben, die ein Geschmack erfüllen muss, um als Grundgeschmack anerkannt zu werden.

Dass es einen nachgewiesenen Geschmacksrezeptor auf der Zunge gibt und Menschen in Studien den Geschmack schmecken, reicht nicht aus. Das ausgelöste Signal muss zum Beispiel auch über spezialisierte Geschmackszellen und Nervenbahnen ans Gehirn weitergeleitet werden. Wann und ob Salmiak als Grundgeschmack anerkannt wird, ist also fraglich. Es gibt auch noch weitere Anwärter auf den sechsten Geschmack: Der nach Stärke oder Fett zum Beispiel.

Geschmäcker sind verschieden

Wie man schmeckt, funktioniert bei allen Menschen gleich: An Zunge, Gaumen und Kehldeckel sitzen Geschmacksknopsen, die verschiedene Geschmacksrichtungen wahrnehmen können. Jede Geschmacksknospe besteht aus etwa 50 bis 150 Zellen. Salzige oder saure Speisen erzeugen eine schwache Spannung im Inneren dieser Sinneszellen. Süßer, bitterer und umami-Geschmack reizt die Zellen über bestimmte Rezeptoreiweiße. Bei beiden Varianten entsteht ein elektrischer Impuls, der bis in die Großhirnrinde geleitet wird.

Doch die Signale der Geschmacksknospen sind nicht die einzigen, die im Gehirn ankommen. Wir nehmen beim Essen auch den Geruch der Nahrung über Riechrezeptoren in der Nase war. Riecht ein Essen sehr stark, intensiviert sich auch der Geschmack.

Das Bild zeigt ein kleines Mädchen auf dem Arm eines älteren Mannes, die beide ihre Zungen rausstrecken. Symbolbild.
Mit unserer Zunge formen wir nicht nur Worte, sondern wir ertasten auch Essen und schmecken. Ein erwachsener Mensch verfügt über bis zu 5000 Geschmacksknospen. Bei einem Säugling sind es sogar noch doppelt so viele.

Ob die Signale, die im Gehirn ankommen, allerdings als "lecker" oder "eklig" empfunden werden, ist durch unsere Umwelt und Kultur geprägt. Wer zum Beispiel früh und oft mit einem Geschmack konfrontiert wird, lernt, ihn zu mögen. Und mit dem Alter kann sich das verändern. Beim Koriander-Geschmack gibt es zudem Hinweise, dass es genetische Gründe geben kann, ihn zu mögen oder nicht. Bei Lakritz oder Salzlakritz wurde das noch nicht nachgewiesen. Für Fans von der Süßigkeit ist das jedoch ohnehin nebensächlich.

Lakritze: Geil ❤️ oder 🤢 ekelhaft? Wir haben auf unserer Zunge nach einer neuen Studie Geschmacksrezeptoren, die ganz speziell Salmiak schmecken, das ist in salzigem Lakritz drin. Noch ist Lakritz-Geschmack nicht offiziell der „sechste Geschmackssinn“ bzw. die sechste Grundgeschmacksrichtung. Traditionell kann das auch lange dauern. Bei Umami, dem würzigen, herzhaften, sojasoßigen Geschmack, hat es zum Beispiel von der Entdeckung 1908 bis zur breiten Anerkennung fast 80 Jahre gedauert. Dahinter stecken Rezeptoren für Glutaminsäure und Asparaginsäure, die finden sich vor allem in Nahrung mit viel Eiweiß. Andere Anwärter auf den sechsten Geschmackssinn sind neben Lakritze “fettig” (Oleogustus) und auch einer für Stärke wie in Mais, Weizen, Kartoffeln. Übrigens kann nicht nur die Zunge schmecken, auch der Verdauungstrakt, Herz, Gehirn oder Knochen und sogar Spermien können auf süß, sauer, salzig etc. reagieren.  #lakritze #lakritz #geschmack #geschmackssinn #wissenschaft #swrwissen #forschung #zunge #essen #lakritz #liquorice #lakrits

Salmiak-Geschmack als Warnung

Dass die Zunge Salmiak-Geschmack erkennt, hat vermutlich einen evolutionären Grund. Süß und umami könnten uns in Richtung von energiereichen Speisen gelenkt haben und lenken. Bitter und Salmiak signalisieren jedoch eine Warnung: Denn wenn Pflanzen bitter schmecken, sind sie oft giftig.

Das Bild zeigt ein Hinweisschild auf Salmiak. Symbolbild.
Salmiak wird nich nur zur Herstellung von Süßigkeiten verwendet. Ammoniumchlorid - chemisch NH4CI - findet unter anderem auch in der Herstellung von Kältemischungen, beim Löten oder als Elektrolyt in Zink-Kohle-Batterien Einsatz.

Auch Ammoniumchlorid ist in großen Mengen giftig. Starkes Salzlakritz muss in Deutschland daher auch immer mit “Erwachsenenlakritz – KEIN Kinderlakritz” gelabelt werden. Außerdem enthält es den Hinweis, dass es gesundheitsschädlich für Menschen mit Nierenerkrankungen sein kann.

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