Kann Künstliche Intelligenz wie ChatGPT einen Ernährungsplan erstellen? Im Selbsversuch zeigt sich: ChatGPT schlägt häufig Rezepte mit Hühnchen vor.

Künstliche Intelligenz

Zu viel Hühnchen: So ungesund ist ein KI-Ernährungsplan von ChatGPT

Stand
Autor/in
Schmalzried, Gregor
Onlinefassung
Beck, David

Die KI kann maßgeschneiderte Informationen bereitstellen – auch einen Ernährungsplan? Künstliche Intelligenz könnte bald schon Gesundheits- und Lifestyle-Planung revolutionieren, glauben Experten.

Noch nie gab es so viele Informationen über gutes und gesundes Essen – und trotzdem, oder gerade deswegen, scheint es manchmal schwerer denn je, sich im Wirrwarr der Ernährungsratschläge zurechtzufinden. Zwischen Ratgeberliteratur, Podcasts, Social-Media-Accounts und aktuellen Studien kann man sich schnell verlieren und fühlt sich am Ende oft so schlau wie vorher: Was ist denn nun wirklich die beste Art zu essen?

Ein Ernährungs-Selbstversuch mithilfe der KI

Das Team von Der KI-Podcast, dem Podcast zur KI-Revolution von BR24 und SWR, wagt deswegen den Selbstversuch: Kann man GPT-4, die aktuell wohl schlaueste Künstliche Intelligenz der Welt, einfach einen Ernährungsplan für sich schreiben lassen und damit alle Ernährungs-Entscheidungen an die KI abgeben?

Im Alltag werden KI-Programme wie ChatGPT immer wieder für ähnliche Experimente genutzt. So kann die KI beispielsweise eine Reise durch Niederbayern planen oder sich sogar an medizinischen Diagnosen versuchen. Warum nicht also die KI mit allerlei Informationen über eine Person füttern und dann einen speziellen Ernährungsplan für diese Person erstellen lassen?

So sieht der Versuch mit ChatGPT aus

Im Selbstversuch gaben die Redakteure von Der KI-Podcast allerlei Informationen über das menschliche Versuchskaninchen an: Alter, Geschlecht, gesundheitliche Informationen wie eine leichte Laktoseintoleranz, sowie persönlich Ziele, die man mit Hilfe des KI-Ernährungsplanes umsetzen wollte.

Doch nicht nur solche Basics sollte die KI wissen. "Essen ist ja immer eine ganz emotionale Sache", erklärt Matthias Riedl. Der Ernährungsmediziner ist ärztlicher Leiter des Medicum Hamburg und bekannt aus der NDR-Sendung Die Ernährungs-Docs. "Man sollte die KI deshalb auch mit Ernährungsvorlieben füttern." Was einem gut oder schlecht schmeckt, ist also genauso wichtig.

Screenshot von ChatGPT von einem 7-Tage-Ernährungsplan.
"Kaufbar in vielen Supermärkten": Die KI glänzt auch mit sachdienlichen Hinweisen zum Quinoa-Erwerb.

Kann ChatGPT einen guten Ernährungsplan liefern?

Tatsächlich ist ChatGPT in der Lage, die Wünsche und Vorlieben genau zu berücksichtigen. Auf Unverträglichkeiten wird geachtet, genauso auf persönliche Vorlieben. Was auch sehr gut funktioniert: Neue Rezepte nach Wunsch zu generieren, auch mit noch vorhandenen Zutaten aus dem Kühlschrank.

Allerdings zeigt sich im Versuch auch: Entweder die vorgeschlagenen Gerichte werden extrem aufwendig oder aber zu eintönig.

Matthias Riedl ist vom fertigen Essensplan deshalb auch wenig beeindruckt: "Was die KI vorschlägt, ist sehr fleischlastig, mit fast täglich Hühnchen, Eier, Pute. Wenn du zweimal die Woche Fleisch isst, gilt das als ausreichend", erklärt der Mediziner. Die habe KI zudem viel auf Bananen gesetzt, und damit eine der zuckerhaltigsten Früchte, die es gibt. Auch Abwechslung habe er vermisst: Die KI fällt immer wieder auf die gleichen Zutaten zurück, ohne viel Abwechslung. "Wir brauchen zwar Eiweiß, aber das muss nicht vom Fleisch kommen. Und wir brauchen Vielfalt."

Screenshot von ChatGPT 4 von einem detaillierten Ernährungsplan für einen Tag.
Der KI-Ernährungsplan ist recht fleischlastig. Vor allem Pute und Huhn scheinen es ChatGPT angetan zu haben.

Wird die KI noch besser?

Ein Problem: Die KI befolgt ihre Anweisungen aktuell meist nur absolut – und wenig differenziert. Weist man sie auf eine "leichte Laktoseintoleranz" hin, verbannt sie alle Milchprodukte komplett aus dem Speiseplan – auch eher laktosearmen Käse. Sagt man ihr, dass man manchmal gerne Geflügel isst, schlägt sie viermal die Woche Hähnchen vor.

Aktuell ist es also nicht zu empfehlen, die Ernährungsplanung einfach an eine KI zu übergeben. Allerdings sieht auch Matthias Riedl große Chancen in der Technologie. "Künstliche Intelligenz wird die Ernährungstherapie revolutionieren", sagt er. "Die Prinzipien der gesunden Ernährung müssen einfach besser hinterlegt sein. Ich bin fest der Meinung, dass wir irgendwann eine App haben werden, wo ich mein Essen eine Woche lang oder ein paar Tage fotografiere und die App die Fehler dieser Ernährung erkennen kann und Verbesserungsvorschläge machen."

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Schmalzried, Gregor
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Beck, David