Forschungsprojekt gegen das Artensterben

Insekten schonen beim Mähen in der Landwirtschaft

Stand
Autor/in
Stefanie Peyk

Wenn Bauern ihre Futter-Wiesen mähen, sterben dabei zahlreiche Insekten. Forschende der Universitäten Hohenheim und Tübingen tüfteln darum an insektenfreundlicheren Mähtechniken.

Viele Insekten werden Opfer von Mähmaschinen

Das Video, das die Biologin Lea von Berg mit dem Handy gemacht hat, sieht aus wie ein selbstgedrehtes Horror-Movie. Eine Heuschrecke bewegt sich durchs Gras. Bei genauerem Hinsehen fällt auf: Dem Tier wurde der Hinterleib abgeschnitten. Ein Hinterbein fehlt auch. Das schwer verletzte Insekt wird sterben.

Die Heuschrecke ist in einen sogenannten Balkenmäher geraten, wo das Gras wie mit Scheren geschnitten wird. Die gängigen Scheibenmähwerke mit ihren rotierenden Klingen sind sogar noch schädlicher für Insekten. Etwa jedes dritte bis jedes zweite Insekt muss dran glauben, wenn der Traktor mit dem Scheibenmähwerk kommt, erklärt die Biologin.

Insektenscheuchen können die Tiere warnen

Da die Tiere die Gefahr nicht rechtzeitig bemerken, werden sie von den Klingen des Mähwerks erfasst und zerstückelt. Eine sogenannte Insektenscheuche kann helfen, das zu verhindern. Die Scheuchen gibt es in verschiedenen Formen. Auf den Wiesen der Uni Hohenheim testen die Forschenden einen eigenen Prototypen.

Im Forschungsprojekt InsectMow wird der Prototyp einer Insektenscheuche getestet.
Im Forschungsprojekt InsectMow wird der Prototyp einer Insektenscheuche getestet.

Eine schwarze Plastikplane hängt von einem Gestell, das in einem Meter Abstand zum Mähwerk montiert ist. Diese Plane soll die Insekten aufscheuchen, bevor das Mähwerk kommt - Sekundenbruchteile, die entscheidend sein können.

"Die Insektenscheuche hält, was sie verspricht. Im letzten Jahr konnten wir das sehr schön zeigen. Wenn wir mit der Insektenscheuche fahren, haben wir bis zu 40 oder 50 Prozent weniger Tiere in unseren Proben. Das bedeutet, dass wir sie aktiv verscheuchen konnten. Es funktioniert."

Eine Hilfskraft saugt Insekten aus einem Erfassungskasten. Mit den Proben aus diesen Kästen können Mähtechniken verglichen werden.
Eine Hilfskraft saugt Insekten aus einem Erfassungskasten. Mit den Proben aus diesen Kästen können Mähtechniken verglichen werden.

Weitere Forschung zum Schutz der Insekten notwendig

Schwebfliegen, Bienen oder Wespen fliegen davon, wenn die Insektenscheuche durchs Gras streift. Heuschrecken springen zur Seite. Andere Tiere lassen sich auf den Boden fallen, etwa Käfer, Wanzen und Spinnen. Da wären sie eigentlich auch außer Reichweite des Mähers, allerdings gibt es ein Problem. Die rotierenden Klingen erzeugen nämlich einen Sog, der die Insekten vom Boden ansaugt. Im Projekt InsectMow suchen die Wissenschaftler auch nach Möglichkeiten, diesen Sog zu verringern. Dafür wird das Scheibenmähwerk angepasst und in Feldversuchen geprüft.

Manche Kommunen mähen die Grünflächen entlang von Straßen schon heute mit ähnlichen insektenschonenden Techniken. Das Ziel ist, dass Landwirte ihre Mähwerke künftig einfach nachrüsten können. Für die Insekten gibt’s dann statt Horror-Movie hoffentlich öfter ein Happy End.

Naturgarten-Knigge: Tipps für naturnahes Gärtnern

Ob heimische Vögel, Amphibien oder Insekten - viele Arten finden keine geeigneten Lebensräume mehr. Ein naturnaher Garten kann helfen. Wie lege ich einen solchen Garten an?

Landesschau Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Boppard

5.000 Arten in Naturschutzgebiet am Rhein Größte Insektenvielfalt Deutschlands: Was Boppard richtig macht

In einem Naturschutzgebiet in Boppard am Rhein leben etwa 5.000 verschiedene Arten - so viele wie nirgendwo sonst in Deutschland. Eine Studie zeigt jetzt, was dort gut läuft.

Am Vormittag SWR4 Rheinland-Pfalz

Stand
Autor/in
Stefanie Peyk