Das Leben vor 252 Millionen Jahren
Zur Zeit des Massenaussterbens gab es noch keine Kontinente, wie wir sie heute kennen, sondern nur einen großen Kontinent: Pangäa. Das Klima dort war warm und die Temperatur der Ozeane betrug zum Teil über 20 Grad Celsius. Außerdem besiedelten viele Tiere das Gebiet, sowohl an Land als auch im Wasser.
Zum Beispiel große, schleimige Salamander und kleine dicke Wesen, die mit ihren Stoßzähnen Wurzeln aus dem Boden wühlen konnten. Außerdem gab es riesige Fleischfresser mit säbelzahnartigen Eckzähnen, die diese kleinen Wesen fraßen. So beschreibt es der Paläontologe Stephen Brusatte. Ein blühendes Ökosystem am Land wie im Ozean – wo es viele Fische, große, Hai-artige Tiere und Korallenriffe gab.
Doch dann starben drei Viertel aller Landlebewesen und 95 Prozent des Lebens im Ozean aus – innerhalb weniger tausend Jahre. Wie das genau passieren konnte, war lange unklar. Aber jetzt haben Forscherinnen und Forscher erstmals die Ursache für das Massensterben an der Perm-Trias-Grenze identifiziert. Hana Jurikova ist die Erstautorin der Studie:
Kalkschalen geben Aufschluss über Massenaussterben
Dafür hat Jurikovas Team ein bisher wenig beachtetes Umweltarchiv untersucht: Schalen von fossilen Brachiopoden. Das sind muschelähnliche Organismen, die vor über 250 Millionen Jahren auf dem Boden Ozeans abgelagert wurden und jetzt in den südlichen Alpen zu finden sind. Das Forschungsteam hat den Anteil verschiedener Isotope, also letztlich die chemische Zusammensetzung der Schalen gemessen.
Vulkanausbrüche als Auslöser
Die Forscherinnen und Forscher haben ihre Daten in ein Computermodell integriert und damit die Auswirkungen des Vulkanismus auf die Umwelt simuliert. Das Forschungsteam konnte so die Menge des damals durch Vulkane freigesetzten CO₂s berechnen. Insgesamt sei das annähernd die 50-fache Menge im Vergleich zum CO₂-Gehalt aller heutigen Brennstoffreserven gewesen.
Der Vulkanismus dauerte mehrere Jahrtausende an und verursachte dementsprechend einen sehr starken Treibhauseffekt. Weil Atmosphäre und Ozean durch den Kohlenstoffkreislauf aneinandergekoppelt sind und Gase austauschen, hatte die CO₂-Freisetzung im späten Perm auch Auswirkungen auf das Leben in den Meeren.
Sauerstoffmangel bedeutete den Tod
Weil die biogeochemischen Kreisläufe sehr eng gekoppelt sind, sei es zu einem Dominoeffekt gekommen: Der starke Anstieg des atmosphärischen CO₂s habe so auch zu dramatischen Veränderungen an Land geführt, wie beispielsweise der chemischen Verwitterung – also dem Lösen von Mineralen aus Gestein. Das wiederum hatte offenbar einen bedeutenden Einfluss auf den Nährstoffkreislauf und somit auf die Entwicklung der Tiere sowohl an Land als auch im Wasser. Dort sei es aufgrund von „Überdüngung“ letztlich zu einer großen Sauerstoffarmut gekommen, die den Tod für die meisten Meeresarten bedeutete.
Auch heute ist der Kohlenstoffkreislauf von großer Bedeutung für das Klima. Die Ozeane sind dabei einer der größten Kohlenstoffspeicher. CO₂ aus der Atmosphäre löst sich im Oberflächenwasser, wird zu einem großen Teil durch Photosynthese in organische Materie umgewandelt, sinkt dann ab und wird so gespeichert. Langfristig ergibt sich so ein Gleichgewicht.
Erkenntnisse für den heutigen Klimawandel
Die Ergebnisse des Teams um Hana Jurikova helfen, besser zu verstehen, wie sich die Erde, das Leben darauf und das Klima entwickelt haben. Der Millionen Jahre alte Treibhauseffekt, der tausende von Jahren andauerte, lässt sich sicher nicht einfach mit dem heutigen vergleichen. Aber die Menge an CO₂, die momentan pro Jahr ausgestoßen werden, sind laut Jurikova etwa 14-mal höher als die Spitzenemissionen während des Aussterbens an der Perm-Trias-Grenze.