Kleine Symbole für männlich und weiblich, die aus einer Hand hervor gehen.

Handgeruch verrät Geschlecht

Forschende identifizieren typischen Frauen- und Männergeruch

Stand
Autor/in
Veronika Simon
Portraitbild von Veronika Simon, Multimedia-Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell
Onlinefassung
Elisabeth Theodoropoulos

Forschenden ist es gelungen, das Geschlecht von Personen nur anhand ihres Handgeruchs zu bestimmen. Da der Geruch eines Menschen einzigartig ist, könnte er auch an Tatorten neben Fingerabdrücken und DNA-Proben zum Einsatz kommen.

Körpergeruch ist einzigartig

Bei manchen Menschen brauchen wir keinen Blick aufs Gesicht und keinen Klang der Stimme, damit wir sie erkennen. Bei ihnen reicht der Duft. Ein tiefer Atemzug und wir wissen genau: Dieser Schal gehört unserer Mutter, dieses T-Shirt dem Partner, unverwechselbar.

Unser persönlicher Körpergeruch ist einzigartig. Er ist genetisch bedingt, aber auch die Zusammensetzung der Bakterien auf der Haut spielen eine große Rolle. Hinzu kommen Ausscheidungen der Hautzellen, der Gesundheitszustand, natürlich auch Pflegeprodukte und Parfums.

Chanel No. 5 gilt als erfolgreichster Damenduft aller Zeiten.
Tragen Personen besonders intensive oder ausgefallene Parfums erleichtert das natürlich sie erriechen zu können.

Duft unterscheidet sich bei Männern und Frauen

Egal, wo wir uns aufhalten: Wir hinterlassen immer Duftspuren, durch kleine Hautreste, die sich von uns lösen. An ihnen haften unzählige, flüchtige Geruchsmoleküle. Und deren Zusammensetzung enthält eine Menge Informationen über uns:

Eine US-amerikanische Forschungsgruppe hat jetzt zum Beispiel gezeigt, dass die hinterlassene Duftmarke sich bei Männern und Frauen unterscheidet.

Um das zu untersuchen, durften sich 30 Frauen und 30 Männer in einer Studie eine Stunde lang nicht die Hände waschen, danach mussten sie je ein Baumwolltuch 10 Minuten lang in der Hand kneten.

Hände werden unter Waschbecken gewaschen.
Die Proband*innen sollten eine Stunde darauf verzichten ihre Hände zu waschen, damit sich genug Geruch ansammeln konnte.

Die Forschenden analysierten daraufhin, welche Geruchsmoleküle sich auf den Tüchern befanden und erstellten so Geruchsprofile der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Durch statistische Analysen suchten sie jetzt nach Mustern und versuchten herauszufinden, wie die Zusammensetzung des Dufts mit dem Geschlecht der Probanden zusammenhing. Und tatsächlich wurden sie fündig:

Trefferquote von über 96 Prozent

Bestimmte Geruchskombinationen deuteten auf eine Frau, andere auf einen Mann hin. Sie wendeten ihre Ergebnisse auf die Duftproben der Probanden und Probandinnen an und es funktionierte: In 58 von 60 Fällen wurde das richtige Geschlecht zugeordnet. Nur bei einer Frau und bei einem Mann passte das erstellte Geruchsprofil nicht.

Beendet ist die Arbeit der Forschenden damit nicht: Die Anzahl der Probandinnen und Probanden in dieser Studie war nicht sehr groß, die Ergebnisse müssen weiter getestet und verfeinert werden. Und über den Geruch von Menschen, die weder eindeutig männlich noch weiblich sind, gibt es bisher gar keine Erkenntnisse.

Körpergeruch enthält Infos zu Alter und Bevölkerungsgruppe

Trotzdem: Die Analyse des Körpergeruchs könnte ein großes Potential haben, um in Zukunft viel über den Menschen vorherzusagen, der einen Geruch hinterlassen hat, sagen die Autorinnen und Autoren der Studie. Denn es geht nicht nur um das Geschlecht:

Frühere Studien haben gezeigt, dass Menschen zum Beispiel in der Lage sind, das Alter von anderen Probanden allein aufgrund des Geruchs zu schätzen. Vor allem alte Menschen wurden in den Versuchen erkannt. Welche Teile der Duft-Zusammensetzung sich mit dem Alter ändern, weiß man aktuell aber noch nicht.

Älterer Mann riecht seinen Eigengeruch.
Auch das Alter ist teilweise über den Körpergeruch erriechbar.

Doch es geht noch weiter: Offenbar gibt es auch spezifische Unterschiede zwischen ethnischen Gruppen. So konnten Elefanten in Kenia in einer Studie menschliche Bevölkerungsgruppen der Region allein an ihrem Geruch auseinanderhalten. Auch hier weiß man noch nicht, welche Bestandteile des Dufts entscheidend für die Einteilung waren. 

Unser hochindividueller Körpergeruch ist also noch lange nicht entschlüsselt. Doch es könnte sein, dass in Zukunft eine Duftprobe weit mehr über uns verrät als ein Fingerabdruck.

Mehr zum Thema Geruchsforschung

Stand
Autor/in
Veronika Simon
Portraitbild von Veronika Simon, Multimedia-Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell
Onlinefassung
Elisabeth Theodoropoulos