Hochrheinbrücke verbindet deutsche Kleinstadt Laufenburg mit schweizerischem Laufenburg
Laufenburg ist einmal das Laufenburg in Baden und ihr Pendant im schweizerischen Kanton Aargau. Seit 2004 entlastet die 225 Meter lange Hochrheinbrücke die beiden Laufenburger Ortskerne. Die ältere Rheinbrücke, die die beiden Städtchen miteinander verbindet, reichte Anfang der 2000er nicht mehr aus, den wachsenden grenzüberschreitenden Verkehr abzufertigen.
Gebaut wurde die Brücke von beiden Seiten aus. Streit, wer für Planung, Bau oder Unterhalt zuständig ist, gab es nicht. Es war eigentlich ein harmonisches Bauprojekt zwischen Teutonen und Eidgenossen. Zum Problem wurde nur ein geologisches Merkmal, das am Hochrhein eigentlich gar nichts zu suchen hat: Das Meer.
Unterschiedlicher Referenzpunkt für Meeresspiegel in Deutschland und der Schweiz
In Deutschland und in der Schweiz wird für Höhenangaben die Meereshöhe als Referenz herangezogen, so auch in den jeweiligen Baubranchen. Da die genau Meereshöhe aber unter anderem je nach Tageszeit und Wetter schwanken kann – und davon abgesehen von Laufenburg aus auch nicht direkt erkennbar ist – braucht es einen genaueren Referenzpunkt. In Deutschland ist dies das Normalhöhennull und das liegt auf der Höhe des sogenannten Amsterdamer Pegels aus dem 17. Jahrhundert.
Schweizer Meeresspiegel liegt 27 cm unterhalb des deutschen
In der Schweiz hingegen ist der Referenzpunkt der Repère Pierre du Niton, ein auf einem Felsen im Genfer Hafen angebrachter Messpunkt. Dieser ist auf genau 373,6 Meter über dem Meer definiert – was den Schweizer Meeresspiegel 27 Zentimeter unterhalb des Amsterdamer Pegels ansetzt. Dadurch ist die Schweizer Meereshöhe übrigens näher am tatsächlichen Wasserpegel in Amsterdam. Der ist durch die Bebauung der Stadt und Eindeichung der Zuiderzee über die Jahrhunderte 40 Zentimeter unter den Amsterdamer Pegel gesunken – und damit nur 13 cm vom Schweizer Meeresspiegel entfernt.
Alles kein Problem, denn den Ingenieuren – zumindest solchen, die im Grenzgebiet agieren – ist das alles bekannt. Folglich wurde bei der Planung der Brücke der Referenzhöhenunterschied mit bedacht. Als die Brücke von beiden Seiten aus gebaut wurde, sollten die Schweizer einfach 27 Zentimeter auf die Höhenangabe aus Deutschland dazurechnen und dann würde man sich gemäß dem Plan in der Mitte treffen.
Vorzeichenfehler verdoppelt die Differenz
Doch schon während der frühen Bauphase zeigte sich: irgendwas stimmt nicht. Weihnachten 2003 gab es ein für die Brückenbauer unschönes Geschenk: Es war ein deutlicher Höhenunterschied auf den beiden Seiten erkennbar. Und zwar mehr als 27 Zentimeter. Des Rätsels Lösung war schnell gefunden: In den Höhenrechnungen des zuständigen Ingenieurbüros auf Schweizer Seite war ein Vorzeichenfehler versteckt. Anstatt 27 Zentimeter höher, bauten die Schweizer 27 Zentimeter niedriger, was den Unterschied auf 54 Zentimeter verdoppelte.
Ein peinlicher Fehler und vor allem ein gefundenes Fressen für die Presse. Sie nahm die Geschichte dankbar auf, und macht sich über sie lustig – bis heute. Doch wer jetzt denkt, dass die Geschichte zu einer Kostenexplosion und Bauzeitverzögerung, à la Stuttgart 21 oder BER, führte, liegt falsch. Da der Fehler rechtzeitig entdeckt wurde, konnte er, Berichten zufolge, korrigiert werden, ohne Mehrkosten zu verursachen. Auf der deutschen Seite wurde die Brücke einfach entsprechend gesenkt.
Rechtzeitiges Kümmern verhinderte Mehrkosten für die Steuerzahlenden
Der Bau der Hochrheinbrücke ist ein schönes Beispiel dafür, dass Ingenieure auch nur Menschen sind, die Fehler machen und das dürfen sie auch. Dabei ist aber wichtig, dass mit einem Fehler richtig umgegangen wird: Anstatt einen Schuldigen zu suchen, dem alles in die Schuhe geschoben werden kann, fragten sich die Verantwortlichen bei diesem legendären Brückenbau: Wie geht es jetzt weiter? Es wurde eine Lösung gesucht und gefunden, mit der der Fehler schnell behoben werden konnte.