Raumfahrt

ESA-Studie: Frauen sind die besseren Astronauten

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Autor/in
Ulrike Till
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Ralf Kölbel

Eine aktuelle Studie der europäischen Raumfahrtagentur ESA zeigt, dass rein weibliche Crews für Langzeitmissionen womöglich besser geeignet sind als gemischte Teams. Warum ist das so?

1963 flog die russische Kosmonautin Valentina Tereshkova als erste Frau ins All. Trotzdem blieb die Raumfahrt noch jahrzehntelang eine Männerdomäne. Allmählich ändert sich das; inzwischen sind viele Weltraum-Missionen zur Hälfte weiblich besetzt. Das klingt schon mal ziemlich fortschrittlich, aber die Entwicklung könnte noch viel weiter gehen.

Die sowjetische Kosmonautin Valentina Nikolayeva-Tereshkova war die erste Frau im Weltraum.
Die sowjetische Kosmonautin Valentina Nikolayeva-Tereshkova war die erste Frau im Weltraum.

Studie belegt Vorteile von Astronautinnen gegenüber männlichen Kollegen

Mehr Frauenpower im All – das könnte die Zukunft der Raumfahrt sein. Zumindest, wenn man dem medizinischen Forschungsteam der ESA folgt. Die Untersuchung im Fachblatt "Scientific Reports" nennt lauter gute Gründe, warum Astronautinnen ihren männlichen Kollegen in vielen Punkten überlegen sind. Die Studie konzentriert sich dabei rein auf körperliche Eigenschaften.

Der wichtigste Punkt: Der weibliche Stoffwechsel arbeitet effizienter. Frauen können daher kostbare Ressourcen wie Sauerstoff, Wasser oder Nahrung besser nutzen. Natürlich spielt die geringere Körpergröße dabei eine Rolle, aber das ist längst nicht der einzige Faktor. Selbst mit identischen Maßen ist die Energiebilanz einer Astronautin besser als bei einem Astronauten.

Die Crew-5 Mitglieder NASA Astronautin Nicole Aunapu Mann (L) und Roscosmos Kosmonautin Anna Kikina (R) verabschieden sich von Nasa Astronautin Jessica Watkins  (zweite von links) und  ESA astronaut Samantha Cristoforetti (2.te von rechts).
Sie benötigen weniger Sauerstoff und Wasser: Astronautinnen haben einige Vorteile gegenüber ihren männlichen Kollegen.

Frauen benötigen weniger Wasser und Sauerstoff

Besonders augenfällig wird das bei Anstrengung im All: Bei Schwerelosigkeit drohen Muskelschwäche und Knochenwund. Daher sind zum Beispiel auf der ISS an sechs Tagen in der Woche zwei halbstündige Einheiten Aerobic vorgeschrieben. Astronautinnen kommen bei den intensiven Übungen weniger ins Schwitzen und verlieren 29 Prozent weniger Wasser als ihre männlichen Kollegen. Das heißt, sie müssen nach dem Training auch weniger trinken – das schont die Wasservorräte.

Außerdem verbrauchen Frauen weniger Sauerstoff – egal, ob beim Workout oder im Ruhemodus. Und auch wenn es ans Essen geht, sind sie genügsamer. Eine zentrale Rolle spielt die tägliche Eiweißmenge. Möglicherweise könnte ein Teil der Nahrung künftig an Bord im Labor gezüchtet werden – aus Mikroalgen oder tierischen Zellen. Der Aufwand ist aber erheblich. Jedes Gramm, das weniger erzeugt werden muss, ist ein Vorteil. Eine reine Frauencrew würde laut der ESA-Studie nur 72 Prozent so viel Proteine brauchen wie eine Männerbesatzung.

NASA-Flugingenieurin Nicole Mann arbeitet im Harmony-Modul an Bord der Internationalen Raumstation.
Astronautinnen verbrauchen bei Flügen im All weniger Nahrung und insbesondere Proteine als ihre männlichen Kollegen.

Weiblicher Zyklus in Studie nicht berücksichtigt

Einen wichtigen Aspekt des weiblichen Körpers lässt die Studie allerdings aus: Inwieweit sich der monatliche Zyklus vielleicht auch negativ auswirken könnte, hat das Forscherteam nicht analysiert. Möglicherweise liegt das aber auch daran, dass die meisten Astronautinnen mit der Pille oder anderen Mitteln dafür sorgen, dass ihre Menstruation ausbleibt, solange sie im All sind.

Die Studienautoren kommen jedenfalls zu dem Schluss, dass bei Langzeitmissionen möglichst viele Frauen an Bord besonders günstig sind: Bei einer auf 1.080 Tage angelegten Mission braucht ein weibliches Viererteam knapp 1.700 Kilo weniger Nahrung; das würde 158 Millionen Dollar sparen und mehr als zwei Kubikmeter Platz. Klare Argumente also für mehr Frauen im All. 

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