Die Uni Stuttgart ist besonders stolz auf SOFIA – denn sie ist Partnerin der NASA bei diesem Projekt. Einige Zeit war das fliegende Teleskop sogar am Stuttgarter Flughafen stationiert. Auf 20 Jahre war die Betriebsdauer angedacht. Doch nur zwölf Jahre durfte SOFIA den Himmel erkunden, bevor jetzt überraschend das Ende der Forschungsreise angekündigt wurde. Bis Ende September 2022 fliegt sie noch, dann ist Schluss.
Blick in den Himmel durch Infrarot-Strahlung
Das "S" im Namen SOFIA steht für Stratospäre und tatsächlich flog das SOFIA-Teleskop bislang regelmäßig an Bord eines großen Jumbo-Jets, der Boeing 747, in bis zu 14 Kilometer Höhe und damit in die Stratosphäre. Dort gibt es keine Wolken, kein Wetter und – das ist das Wichtigste – keinen Wasserdampf mehr. Ein Traum für Infrarot-Astronomen. Denn Wasserdampf in der Erdatmosphäre schirmt die Infrarotstrahlung, also die Wärmestrahlung, aus dem All ab. Da SOFIA oberhalb des in der Erdatmosphäre enthaltenen Wasserdampfs ihre Runden am Nachthimmel zog, hatte das Instrument freien Infrarot-Blick ins All.
So nahm das 2,7 Meter breite Teleskop vor allem Sternhaufen, Galaxien und Schwarze Löcher ins Visier und hatte den Auftrag, viele Fragen rund um die Entstehung des Weltalls und der in ihm enthaltenen manchmal recht seltsamen Objekte zu beantworten.
Deutsche Beteiligung am Millionen-Projekt
Gebaut wurde das Teleskop in Deutschland, auch die Betriebskosten wurden zu einem Fünftel vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt übernommen. Wegen dieser Beteiligung landete der NASA-Jumbo mit Teleskop im Bauch auch immer wieder mal am Stuttgarter Flughafen. Er startete von dort aus zu Beobachtungsmissionen am europäischen Nachthimmel.
Kosten-Nutzen-Faktor des Projekts war umstritten
Das deutsche SOFIA-Institut ist an der Stuttgarter Universität beheimatet. Deutscher Projektpartner der NASA zu sein war im Fall von SOFIA aber nichts für schwache Nerven. Denn alle paar Jahre wollte die jeweils gerade amtierende US-Administration dem einzigartigen Teleskop die Gelder streichen und das Projekt einstellen. Das Argument: SOFIA bringe für die jährlich investierten ca. 80 Mio Dollar zu wenig neue wissenschaftliche Erkenntnisse.
Die das Teleskop nutzenden Astronominnen und Astronomen sahen das natürlich anders: Sie konnten darauf verweisen, dass nur SOFIA in der Lage war, genau an jene Stelle am Erdhimmel zu fliegen, von der aus bei einer bestimmten Planetenkonstellation im Jahr 2015 ein Blick in die Atmosphäre des Zwergplaneten Pluto möglich war. Und, dass es schließlich dieses Teleskop gewesen sei, dem der zweifelsfreie Nachweis von Wassermolekülen auf dem Mond gelang.
Alfred Krabbe, Direktor des Deutschen SOFIA Instituts fällt das Ende des Weltraumteleskops schwer: „Als Wissenschaftler bin ich schon betroffen, weil das Observatorium ja immer besser wurde über die Zeit, das kann man auch nachweisen, und eigentlich sind wir in einer Phase, in der wir sehr viele, sehr gute Daten in sehr kurzer Zeit aufnehmen können.“
James Webb Teleskop kann vieles, was SOFIA kann
Doch nun stellt der einzigartige Teleskop-Flieger schnell seine Arbeit ein – im Einvernehmen mit der deutschen Seite. Das hat wahrscheinlich auch damit zu tun, dass viele von SOFIAs Aufgaben von einem anderen technischen Wunderwerk übernommen werden können, nämlich vom James Webb Weltraumteleskop. Dabei handelt es sich um ein amerikanisch-kanadisch-europäisches Projekt, gestartet an den Weihnachtsfeiertagen 2021. Es hat seine geplante Umlaufbahn im All schon länger erreicht und Mitte Juni 2022 erste Bilder geliefert. Wie SOFIA kann es das Weltall nach Wärmestrahlung durchforsten und beispielsweise noch tiefer in die Geburtswolken von Galaxien, jungen Sternen und Planeten schauen.
Dass SOFIA durch seinen Einbau in ein Flugzeug technisch leichter aufzurüsten ist als ein in unerreichbarer Ferne fliegendes Weltraumteleskop hat bei der Diskussion über eine Fortsetzung des Projekts wohl keine Rolle mehr gespielt. Das fliegende Teleskop geht nun in den Ruhestand und wird wohl in einem Museum in den USA ein neues Zuhause finden.