Kranken- und Altenpflege

Mit Laptop und Datenbrille: Mehr Digitalisierung im Pflegealltag?

Stand
Autor/in
Peter Kolakowski
Onlinefassung
Elisabeth Theodoropoulos

Digitale Anwendungen kommen langsam auch in Krankenhaus und Pflegeheim an. Eine Studie der Universität Witten/Herdecke hat die Wünsche des Pflegepersonals bei der Einführung digitaler Technologien untersucht.

Im Alltag sind Handys, Tablets und Co bereits kaum wegzudenken. Doch auch in der Kranken- und Altenpflege kommen immer digitale Anwendungen an. Die Hoffnung: Den Pflegealltag erleichtern. Doch der Umgang mit neuen Technologien muss oft erst erlernt werden und nicht jede Anwendung ist nützlich.

Unter der Leitung von Studienautorin Lisa Korte wurden nun bundesweit 300 Pflegefachkräfte zum Einsatz von Tablets und sogenannten Smart Glasses – also Datenbrillen – befragt. Das Ergebnis der Studie: Pflegefachkräfte sind neuen Technologien gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen.

Schnellhefter, Akten und ausgedruckte Formulare? Gibt es nicht!  

Besonders das Tablet ist sowohl im normalen Alltag als auch in der Pflege angekommen. Tablets werden von den Pflegekräften gerne benutzt.

Simone Huyn, Pflegedirektorin der Helios Kliniken in Wuppertal, erklärt, dass in einer digitalen Akte die Patienteninformationen – etwa Dokumente und Fotos – direkt hochgeladen und zentral gespeichert werden können. Das spart Zeit: Der Gang ins Arztzimmer, um Akten lange zu suchen, zu holen und zu ergänzen, entfällt. Auch die Vernetzung mit anderen Gesundheitsexpertinnen und -experten über die Grenzen der Station oder des Krankenhauses hinaus sind möglich.

Tablet zeigt die inneren Organe.
Durch die Verwendung von Tablets anstelle von klassischen Aktenordnern kann Zeit gespart werden.

Die Dokumentation mit dem Tablet erleichtert den Austausch, da alle Professionen im Krankenhaus einen Zugriff auf die Daten haben und auch Health Professionals hinzugezogen werden, die ganz woanders sind und man sich beraten kann.

Mehr Zeit für Patientenkontakt

Wie der neue Klinikalltag mit neuen Technologien außerdem aussehen kann, zeigt Pfledirektorin Simone Huyn anhand eines weiteren technologischen Helfers. Bei der Visite schiebt sie einen kleinen Rollwagen vor sich her, der neben den wichtigsten Utensilien, die die Pflegekräfte benötigen, auch mit einem Laptop und WLAN ausgestattet ist. So kann ohne Verzögerung die Dokumentation der Visite erfolgen.

Es ist ja so, dass in der Pflege ein Gutteil der Zeit für Dokumentationsaufgaben verwendet wird. Aber viele Fachkräfte haben sich ursprünglich mehr Patientenkontakte gewünscht.

Auch im Bereich der Medikation kann Technik helfen. Während man früher lange in Büchern nachschlagen musste, um herauszufinden, ob ein Medikament kontraindiziert ist, schlägt in modernen Gesundheitshäusern eine Technologie Alarm, wenn das der Fall ist. Das System warnt eigenständig davor, wenn zum Beispiel ein Medikament für einen Patienten ungeeignet ist. Das spart erneut Zeit und entlastet die Pflegekräfte.

Unterdessen hat Lisa Korte in Witten eine Datenbrille aufgesetzt. Damit können sich Pflegekräfte in virtuellen Räumen bewegen, dreidimensionale anatomische Modelle betrachten, dabei Tabellen und Messwerte vergleichen und sich auch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Pflegeeinrichtungen austauschen.

Das Bild zeigt eine Frau, die eine VR-Brille trägt.
Werden Datenbrillen und andere neue Technologien in Zukunft noch häufiger in der Medizin zum Einsatz kommen?

Die digitalen Helfer sorgen in der Theorie dafür, dass Pflegekräfte und Ärzte wieder mehr Zeit haben: Sowohl für ihre Patientinnen und Patienten als auch für deren Familien.

Kein „Schnick-Schnack“: Neue Technik muss in realen Pflegealltag passen

Das deckt sich auch mit der Erfahrung von Pflegedirektorin Simone Huyn. Es gibt allerdings eine zentrale Einschränkung: Nur wenn die neue Technik den Alltag wirklich erleichtert, wird sie gut angenommen.

Überflüssige Funktionen sorgen dagegen für Frust. In der Befragung berichteten manche von komplexem, teurem technischem Schnick-Schnack, der den Anwenderinnen und Anwendern vor allem eines beschert hat – noch mehr Arbeit.

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