In Sachen Klimaschutz hat Deutschland Nachholbedarf. Um die Klimaerwärmung zu begrenzen, müssen Treibhausgase reduziert werden, vor allem bei den Wohngebäuden. Seit 2005 ist der CO2-Ausstoß hier kaum gesunken. Zu viele Altbauten sind schlecht gedämmt, was eine neue Entwicklung aus Oberfranken ändern soll.
Wohnhäuser aus den 1960er-Jahren machen einen großen Teil des Gebäudebestands aus. Bisher sind bei diesen Häusern Dämmplatten aus aufgeschäumtem Kunststoff Standard. Diese Methode schadet allerdings dem Klima, denn sie werden aus Erdöl hergestellt und sind schlecht recycelbar.
Spritzbare Dämm-Masse ähnelt Sprühsahne
Die neue Erfindung aus Oberfranken besteht nicht aus aufgeschäumten Kunststoff, sondern ist eine spritzbare Masse, wie eine Art Mörtel. In dieser Masse sind zum großen Teil winzige hohle Glaskügelchen eingebettet.
Friedbert Scharfe, Thorsten Gerdes und Klaus Hintzer haben das System gemeinsam mit Partnern entwickelt. Das Besondere am neuen Dämmsystem: Der neue Dämmstoff hat viele Hohlräume und offene Poren. Verglichen mit einer üblichen verputzten Ziegelwand kommen durch diese Dämmung nur wenige Prozent der Wärme durch, so Scharfe.
Besonders energieeffizient in der Herstellung
Bei der Herstellung wird deutlich weniger vom Treibhausgas CO2 frei als beim klimaschädlichen Zementmörtel, aus dem Putz normalerweise besteht. Der Baustoff ist also klimafreundlich und hat einen geringen Energieverbrauch. Was die Glaskügelchen als Bindemittel zusammenhält, wollen die Erfinder nicht preisgeben.
Daraus bestehen die Glaskügelchen
Bei der Produktion der "Bubbles" kommt eine Art Backpulver zum Zug und macht aus Glasmehl einen Schaum, sagt Friedbert Scharfe. Im Prinzip seien das kleine Glaspartikel, die sich aufblähen.
Aus diesem Grund sind die Kügelchen nicht nur hohl, es ist auch viel weniger Luft drin als in der Umgebung. Man spricht von einem Teilvakuum. Dies sorgt für eine besonders hohe Dämmwirkung. Für die Handwerker am Bau ist das Material zu verarbeiten wie normaler Putz, wenn sie sich einmal daran gewöhnt haben, dann ist es viel leichter, so Micha Illner, Spezialist für Energieeffizienz am Fraunhofer-Institut für Bauphysik in Stuttgart.
Der Vergleich zu anderen Dämmstoffen
Die spritzbare Masse soll laut dem Fraunhofer-Institut genauso gut dämmen wie Styroporplatten. Einen Unterschied zu Platten aus Mineral- oder Steinwolle gibt es ebenfalls nicht und auch preislich sei es laut Micha Illner mit den Mineral- oder Steinwollplatten konkurrenzfähig. Er ist deshalb der Meinung, dass die spritzbare Dämmung mit den Glaskügelchen gut geeignet ist, um Altbauten auf einen zeitgemäßen Energiestandard zu bringen. Nach dem Ende der Nutzungsdauer ist der Baustoff recycelbar.
Die Sanierung von Bestandsgebäuden ist eine Komponente, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen. Die Glaskügelchen sind durch seine energieeffiziente Herstellung und Wiederverwendung sicherlich ein gutes Beispiel, wie Materialforschung am Bau zu aktivem Klimaschutz beitragen kann.
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