Pandas sind niedlich, tapsig, flauschig, und ja, auch ziemlich pummelig. Dabei ernähren sich die Bären fast ausschließlich von nährstoffarmen Bambus. Dass der Panda trotz der Bambus-Diät ausreichend Fett einlagern kann, könnte an einem Darmbakterium liegen. Das hat ein Team chinesischer Wissenschaftler jetzt herausgefunden.
Veganes Raubtier: Pandas futtern täglich kiloweise Bambus
Gemütlich futtern ist die Hauptbeschäftigung von Pandabären. Bis zu 18 Kilogramm Bambus müssen sie am Tag fressen. Den größten Teil der ohnehin geringen Nährstoffe aus dem Bambus scheiden sie nämlich unverdaut wieder aus. Ihr Verdauungstrakt ist nicht an die pflanzliche Nahrung angepasst, denn eigentlich sind Pandas Raubtiere. Ihre vegane Diät muss sich irgendwann als Evolutionsvorteil erwiesen haben, möglicherweise weil sie beim Bambus keine Fresskonkurrenz zu fürchten haben.
Saisonales Essverhalten sorgt für Gewichtsschwankung
Wie die seltenen Tiere es schaffen, trotz Bambus-Diät genügend Fett einzulagern, hat ein chinesisches Wissenschaftsteam in einer neuen Studie untersucht. Dazu beobachteten sie eine Pandapopulation in einem Gebirgszug in Zentralchina. Diese Pandas waren das ganze Jahr über mollig – doch in der Zeit, in der die Bambussprossen Saison haben, deutlich molliger. Für acht Monate im Jahr ernähren sich wildlebende Pandabären nur von Bambusblättern. Doch von Ende April bis August bevorzugen sie die jungen Bambussprossen, die zu dieser Zeit Saison haben – denn die sind viel proteinreicher.
Bambussprossen verändern die Darmflora
Wissenschaftler wissen schon seit langem, dass Pandabären während der Sprossensaison ein verändertes Darmmikrobiom haben. Das Darmmikrobiom, oder auch die Darmflora, ist ein Sammelbegriff für alle Mikroorganismen im Darm, die meisten davon sind Bakterien. Die sind für die Verdauung wichtig.
Jetzt haben die Forschenden auch herausgefunden, dass ein bestimmtes Bakterium in der Sprossensaison viel öfter im Darm zu finden ist als im Rest des Jahres. Und sie konnten zum ersten Mal nachweisen, dass sich das Darmmikrobiom der Tiere auf ihren Stoffwechsel und auf ihr Erscheinungsbild auswirkt.
Panda-Essverhalten macht auch Mäuse dick
Da man an wildlebenden Tieren nur schwer Versuche machen kann, haben die Forschenden einen Trick angewendet: Sie haben Kotproben der Pandas während der Blätterzeit und während der Sprossenzeit eingesammelt. Den Kot haben sie dann keimfreien Mäusen transplantiert. Das heißt, aus dem gefilterten Kot wurde eine Lösung gemacht, die dann den Mäusen verabreicht wurde. Das hat dazu geführt, dass sich die Darmflora der Mäuse an die der Pandas anglich.
Daraufhin wurden die Mäuse über ein paar Wochen hinweg mit einer auf Bambus basierten Nahrung gefüttert. Das Ergebnis: Die Mäuse, die den Kot aus der Sprossensaison erhalten hatten, nahmen deutlich mehr zu und lagerten auch mehr Fett ein als die Gruppe mit den Darmbakterien aus der Blätterzeit und das, obwohl sie die gleiche Nahrung bekommen hatten.
Bakterium sorgt für den veränderten Fettstoffwechsel
Grund für die veränderte Fetteinlagerung ist laut der Wissenschaftler die Bildung einer Fettsäure durch ein Bakterium, das während der Sprossensaison vermehrt im Darm der Pandas zu finden ist. Die Fettsäure wirkt dann auf den Fettstoffwechsel. Die Pandas können deswegen zur Sprossenzeit mehr Fett einlagern und mehr Gewicht zunehmen. Dank der saisonalen Veränderung ihres Darmmikrobioms können sie offenbar die lange Zeit besser ausgleichen, in der sie sich nur von den nährstoffarmen Blättern ernähren.
Forschung hat auch für die Medizin Bedeutung
Das neue Wissen über die Darmbakterien der Bären hat möglicherweise auch einen medizinischen Nutzen: In Zukunft könnten kranke Pandas vielleicht mit ganz speziellen Panda-Probiotika behandelt werden.
Für Menschen gibt es schon Probiotika mit diesem Bakterium. Es kommt nämlich auch im menschlichen Darm vor. Und es kann laut einigen Studien auch bei der Behandlung von Darmkrankheiten helfen.