Woher kommt die Deltakron-These?
Ein Professor von der Universität Zypern, Leonidos Kostrikis, hatte in einem Interview mit einem zypriotischen Fernsehsender von 25 Fällen berichtet, bei denen eine Variante des Coronavirus, die Eigenschaften von Delta und Omikron aufweise, Ursache der Infektion sei. Die vermeintliche Misch-Variante wurde daher Deltakron getauft.
Diese Neuschöpfung ist kein offiziell von der WHO vergebener Name für eine besorgniserregende Variante – diese richten sich nach dem griechischen Alphabet. Laut Kostrikis sei noch nicht abzusehen, ob Deltakron gefährlicher oder ansteckender sei als die bisherigen Varianten. Er halte es aber für unwahrscheinlich, dass es sich gegen die hochansteckende Omikron-Variante durchsetzen könne.
Gibt es Deltakron wirklich?
Inzwischen haben sich mehrere Experten zu Wort gemeldet, die die Existenz der Misch-Variante bezweifeln. Höchstwahrscheinlich erklärt eine Verunreinigung bei der Analyse Kostrikis Fund. „Diese Genome aus Zypern sind vermutlich keine Rekombinanten“, sagte Richard Neher, führender Experte für Virusvarianten von der Universität Basel, gegenüber der dpa.
Die Omikron-Mutationen, die hier in einem Zusammenhang mit Delta-Genomsequenzen beobachtet würden, beträfen alle einen DNA-Abschnitt, der bei Delta-Nachweisen oft sehr schwach ausfalle und daher sehr anfällig für Kontamination seien.
Auch auf Twitter äußerten mehrere Experten ihre Zweifel. Der britische Virologe Tom Peacock vom Imperial College in London veröffentlichte Hinweise darauf, dass die Nachweise aus Zypern „relativ eindeutig“ auf Verunreinigung zurückzuführen seien.
Das passiere bei jedem Sequenzierungslabor gelegentlich. Auch die WHO-Expertin Maria van Kerkhove schrieb auf Twitter von einer vermutlichen Verunreinigung bei der Sequenzierung.
Kostrikis selbst verteidigte seine Ergebnisse am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Was würde eine Kombination von Varianten bedeuten?
Es ist möglich, sich mit Delta und Omikron zu infizieren, und auch, dass sich die Variantenstränge dann vermischen. Richard Neher sagte diesbezüglich gegenüber der dpa: „Es ist zwar durchaus möglich, dass es Rekombinanten gibt, aber bislang wurden keine größeren Ausbrüche mit solchen Varianten beobachtet”. Neue Corona-Varianten tauchen immer wieder auf.
Zuletzt sorgte die in Frankreich nachgewiesene Mutante B.1.640.2. für Aufsehen. Grund zur Sorge sind die neuen Varianten meistens nicht. Entscheidend ist, wie gut sich eine neue Variante gegen die bestehenden durchsetzen kann.