Eine Tigerin im New Yorker Bronx-Zoo, zwei Hunde und Katzen in Hongkong und im belgischen Lüttich – zuletzt gab es immer wieder einzelne Meldungen, nach denen sich auch Tiere mit dem neuen Coronavirus angesteckt haben.
Katzen können sich bei Menschen mit Coronaviren infizieren
Bezüglich der Frage, ob das Virus auch von infizierten Haustieren wieder zurück auf Menschen überspringen kann, haben Wissenschaftler inzwischen weitgehend Entwarnung gegeben. Sie halten die Gefahr einer Infektion oder Weiterverbreitung des Erregers von Katzen oder Hunden auf den Menschen für relativ gering:
- Hunde sind nach bisherigen Kenntnissen nicht empfänglich für das neuartige Coronavirus SARSCoV-2 und können das Virus daher auch nicht übertragen.
- Studien zeigten, dass sich Katzen experimentell infizieren lassen, das Virus ausscheiden und andere Katzen infizieren können. Eine Übertragung von Katzen auf Menschen gilt als eher unwahrscheinlich.
Forscher des Friedrich-Löffler-Instituts raten allerdings:
Tierseuchenforschung auf einsamer Ostseeinsel
Auf der abgelegen Ostseeinsel Riems hat man schon seit über 100 Jahren buchstäblich die Seuche. Deshalb ist das kleine Eiland im Greifswalder Boddens auch Sperrgebiet. Abgeschirmt hinter Zäunen und Stacheldraht liegt hier das 1910 gegründete Friedrich-Löffler-Institut.
In dessen Hochsicherheitslaboren experimentieren über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit gefährlichen Viren und anderen Krankheitserregern: Maul- und Klauenseuche, Schweinepest, „Rinderwahnsinn“ BSE, Vogelgrippe – alles, was Nutztieren schaden kann, haben sie auf Riems schon unter die Lupe genommen. Und nun also das neuartige Coronavirus.
Schweine sind eine „Fundgrube“ für Krankheitserreger.
So wurden dort unter anderem 20 Hühner und 12 Schweine auf eine mögliche Infektion mit dem SARS-Coronavirus-2 getestet. Dabei wurden insbesondere Lunge, Leber, Gehirn und andere Organe der Tiere genauer untersucht. Gerade Schweine gelten als eine Art „Fundgrube“ für Krankheitserreger. Deshalb sind sie für die Forscher auch besonders spannend: Schweine können sich mit einer ganzen Reihe von Viren infizieren. Unter anderem auch mit Influenzaviren (also Grippeviren) aus ganz verschiedenen Bereichen. Ob die Viren vom Mensch kommen oder vom Vogel oder von wo auch immer.
Auch Belugawale können sich mit Coronaviren infizieren
Zum Erreger-Misch-Masch im Schwein gehörten auch schon immer Coronaviren. Das sei aber nicht das, was aktuell für Aufregung sorgt, betont die Biologin Elke Reinking. Es gebe eine ganze Reihe von Coronaviren. Fast jede Tierart hat ihr eigenes Coronavirus, sogar zum Beispiel auch der Belugawal! Bei Schweinen können Coronaviren auch eine epidemiehafte Durchfallerkrankung hervorrufen. Aber das habe, so die Biologin Elke Reinking, mit dem SARS-Corona-2-Virus nichts zu tun. Das sei zwar eine Familie, aber die Viren würden sich doch sehr unterscheiden.
Viren nutzen bei Schweinen, Menschen, Katzen und Frettchen gleichen Öffnungscode
Aber noch etwas macht gerade Schweine so besonders – und damit scheinbar auch wie Menschen besonders anfällig für den neuen Erreger: Die Eingangstür, durch die das Virus versucht, in die Körperzelle einzudringen – sie hat bei Schweinen und Menschen denselben Öffnungscode.
Wichtig sind dabei nach aktuellen Erkenntnissen fünf Aminosäuren, die das Zentrum zu sein scheinen, an dem dann dieses Virus andockt. Und diese fünf Aminosäuren sind beim Menschen, beim Schwein, bei der Katze und beim Frettchen gleich. Von daher hatte man vermutet, dass eigentlich auch das Schwein infizierbar sein müsste mit dem SARS-Corona-2-Virus.
Schweine und Hühner nicht empfänglich für neues Coronavirus
Aber, so Institutsleiter Thomas Mettenleiter:
Bei Hühnern hat das Virus dagegen auf jeden Fall keine gültige Eintrittskarte, um Zellen zu infizieren. Das Federvieh hat nur zwei der fünf wichtigen Aminosäuren, die der Erreger vermutlich zum Andocken braucht. Von daher lässt sich die Corona-Abwehr bei Hühnern relativ leicht erklären.
Aber warum hat der neue Erreger auch beim Schwein keine Chance, obwohl es zunächst so aussah, als würde diese Andockstelle so aussehen wie beim Menschen? Die Biologin Elke Reinking hat eine Vermutung:
Zu Pferden und Kühen gibt es noch keine Erkenntnisse
Die Virus-Abwehr von Schweinen gibt den Forschern also noch einige Rätsel auf. Bislang spricht aber alles dafür, dass sie sich von dem neuen Erreger genauso wenig anstecken lassen wie Hühner. Ob das z.B. auch für Pferde und Rinder gilt, ist noch unklar: Da wisse man auch noch relativ wenig über die Rezeptoren, die Einlasspforte, wo ein Virus in seinem Wirtstier an den Zellen andockt.
Trotzdem: Corona-Experimente mit Pferden waren im Friedrich-Löffler-Institut bisher tabu. Und werden es auch bleiben, Seuchengefahr hin oder her. Da ist sich Biologin Elke Reinking ganz sicher:
Flughunde und Frettchen empfänglich für Coronaviren
Neben Hühnern und Schweinen haben die Wissenschaftler auf der Insel Riems auch Frettchen und Flughunde versuchsweise mit dem neuen Coronavirus infiziert. Flughunde gehören zu den Fledermäusen. Deshalb schauen die Forscher auch hier ganz genau hin, erklärt Institutsleiter Thomas Mettenleiter:
Das Forschungsinstutut auf der Insel Riems gehört zu den wenigen Laboren in Deutschland, die so aufwändig gesichert sind, dass sie solche gefährlichen Tests durchführen können. Auch wenn die Seuchenforscher selber hier keine Anti-Corona-Medikamente und Impfstoffe entwickeln – ihre Studien könnten die Forschung daran weiter beschleunigen und helfen, auch viele Menschen vor dem neuartigen Virus zu schützen.