Gleich vorneweg: Das BAföG beträgt zurzeit 452 Euro pro Monat. Das reicht nicht aus, klagen Betroffene genauso wie Sozialverbände und auch das deutsche Studierendenwerk. Das Existenzminimum ist damit unterschritten.
Inflation, hohe Lebenshaltungskosten und steigende Mieten belasten Studierende stark
Dabei hat die Inflation die Studierenden genauso getroffen wie andere. Die Lebenshaltungskosten sind stark gestiegen. Allein Nahrungsmittel sind in den letzten drei Jahren um mehr als 30 Prozent teurer geworden. Da geht es nicht um den Döner oder die Mensa, die ordentlich aufschlagen mussten, sondern auch um Nudeln mit Tomatensauce.
Dazu kommt: WG- Zimmer kosten heute gern 500 Euro aufwärts - und das nicht nur in angesagten Studienstädten wie München, Stuttgart, Heidelberg oder Frankfurt. Beim BAföG werden dafür allerdings gerade mal 360 Euro veranschlagt - das deckt an vielen Studienorten nicht mal die Miete eines kleinen WG-Zimmers ab. Deshalb ist hier der drängendste Handlungsbedarf.
Es wäre nur fair, Wohngeld und BAföG-Sätze endlich an die tatsächlichen Lebenshaltungskosten von Studierenden anzupassen. Doch das sieht das Bundesbildungsministerium leider anders. Es plant in seiner Gesetzesvorlage eine Nullrunde für die Studierenden. Statt einer Anpassung der BAföG-Sätze an die Realität wird nur ein bisschen Window-Dressing betrieben, also Schönfärberei.
Die Vorschläge zur Reform des BAföG gehen nicht weit genug
So werden die Freibeträge der Eltern nur um fünf Prozent angehoben - das macht den Kreis derer größer, die grundsätzlich BAföG bekommen können. Das ist ist, aber: Die Beträge reichen trotzdem nicht aus, um studieren zu können - ohne finanzielle Nöte oder ohne nebenher zu jobben.
Auch das Versprechen, dass es einfacher werden soll, das Studium zu verlängern oder das Studienfach zu wechseln, ohne den BAföG-Anspruch zu verlieren, ist gut. Das wird schon seit Jahrzehnten gefordert, reicht aber nicht aus.
Genauso ein Tropfen auf den heißen Stein sind die 1.000 Euro Starthilfe für bedürftige Studierende zu Beginn des Studiums. Hübsche Idee, die auch hilft, wenn man zunächst mal einen Laptop bezahlen muss, teure Lehrbücher oder einen Schreibtisch. Doch was ist danach?
Viele wissen nicht mehr, wie sie hohe Lebenshaltungskosten und steigende Mieten bezahlen sollen. Etwa 40 Prozent der Studierenden in Deutschland sind nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 2022 von Armut gefährdet.
Studienabbrüche aus Mangel an Geld kommen die Gesellschaft teuer zu stehen
Schon vor Jahren kursierte die Zahl, dass 13 Prozent der Studierenden ihr Studium aus finanziellen Gründen abbrechen - und dies logischerweise meistens Studierende sind, die aus sozial schwächeren Familien kommen.
Hier gilt es gegenzusteuern, anstatt zu knausern. Denn wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte.
Dass Menschen ihr Studium aus finanziellen Gründen abbrechen oder ewig in die Länge ziehen, um es durch Nebenjobs finanzieren zu können, sollte nicht so sein. Das kostet die Gesellschaft auf Dauer deutlich mehr, als wir aufbringen müssten, um jedem Studierenden das Existenzminimum zu finanzieren.