Wo will ich eigentlich hin? Das ist die Ausgangsfrage beim „Backward planning“. Die Methode hilft dabei, die richtigen Schritte zu planen – und zwar vom Ziel aus gedacht. So werden einzelne Aufgaben schneller konkret und Ziele leichter erreicht.
Rückwärts ist das neue Vorwärts
Wer kennt es nicht? Da kauft man sich ein Buch mit dem vielversprechenden Titel „Mein Bullet Journal – besser planen und Träume verwirklichen“ und nimmt sich wirklich vor, sein Leben konkreter zu planen – und dann verstaubt das Buch im Bücherregal.
Eine vielleicht nicht ganz so intuitive, dafür aber bewährte Methode, ist das sogenannte backward planning oder Rückwärtsplanen. Bisherige Forschungsergebnisse hierzu sind vielversprechend.
Bei dieser Methode ist das Ende der Anfang, beziehungsweise am Anfang steht das Ende – zumindest chronologisch gesprochen. Beim Rückwärtsplanen wird der zeitliche Ablauf nicht von vorne nach hinten geplant, sondern umgekehrt. Das Ziel ist das Erste, was festgelegt wird. Erst dann plant man die Etappenziele, welche dorthin führen sollen.
Mit Rückwärtsplanen automatisch Ziele konkreter definieren
Wichtig hierbei: So formulieren, als wäre es ein vorweggenommenes Ereignis. Ein Beispiel liefert Hanna Fearns, ihres Zeichens Coachin, Karriereplanerin und Musikerin: "Es ist Freitag, ich habe meinen Kleiderschrank aussortiert, es ist fertig.“
Von da an wird dann schrittweise rückwärtsgegangen. Was musste erreicht sein, damit mein gewünschtes Ergebnis gelungen ist? Durch diese Konkretisierung würden die Zwischenschritte präziser definiert als es beim Vorwärtsplanen der Fall ist, so Fearns.
Stärkere Motivation durch Rückwärtsplanen
Somit wird auch der optimism bias umgangen, also die (Fehl-)Vorstellung, dass alles bestimmt reibungslos abläuft und die eingeplante Zeit gewiss ausreicht. Gerade aber beim Rückwärtsplanen ist die Gefahr von übersehenen Schwierigkeiten unwahrscheinlicher.
Auch das Vergessen von einzelnen Aufgaben ist beim backward planning geringer, man hat einen besseren Überblick. Helfen sollen dabei Post-Its, die man in eine hilfreiche Reihenfolge bringt.
Auch die Professorin für Motivationspsychologie an der Uni Wien, Veronika Job, sieht Vorteile darin. Personen, die backward planning betreiben, so ihre Einschätzung, seien motivierter und gestärkter darin, das Ziel tatsächlich zu erreichen. Diese sogenannte self-efficacy, also die eigene Selbstwirksamkeitserwartung, sei beim Rückwärtsplanen höher.
Die Ziele konkret visualisieren
Das kommt laut der Coachin Hanna Fearns daher, dass ein Ziel eine bildliche Vorstellung von etwas darstellt, was wir erreicht haben werden. Im Idealfall wird dann ein Bild kreiert, wie man diesen Zustand erreicht.
Auch Spitzensportler nutzen diese Methode, indem sie sich genau vorstellen, wie sie über die Ziellinie laufen. Denn unser Gehirn kann Ziele einfacher erreichen, wenn wir sie bildhaft im Kopf visualisieren.
Am besten funktioniert die Methode für alle Vorhaben mit einer gewissen Komplexität, also weniger der Einkauf am Abend als vielmehr die eigene Karriereplanung oder Prüfungsvorbereitung.
Backward planning-Modell schon lange in der Wirtschaft etabliert
Interessant ist, wo dieses Planungsmodell herkommt. Es entstand aus der Entwicklung von Prognosemodellen für längerfristige Zusammenhänge in der Sozioökonomie und der Ressourcenpolitik.
Auch wenn es dabei um Zeiträume von 30 bis 50 Jahren geht, so wurde in den letzten 20 Jahren dieses Konzept mehr und mehr auch in der Bildung, der Wirtschaft und in der Unternehmensplanung etabliert.
Erst seit den letzten fünf bis zehn Jahren jedoch beschäftigt sich die Forschung mit dem backward planning auch in Bezug auf persönliche Ziele.
Disziplin ist dennoch wichtig
Ohne Disziplin geht aber auch hier nichts. Die Angst vor einem Datum, einer Deadline, kann im Weg stehen. Schließlich sieht man durch die Konkretisierung der Etappenziele auch Schwierigkeiten, die auf dem Weg dorthin auftreten und alles verzögern können.
Das kommt quasi einem reality check gleich, der ja aber gerade in der erfolgreichen Zielsetzung und -planung äußerst hilfreich sein kann. Schlussendlich kommt es eben darauf an, dass auch die besten Pläne in der Wirklichkeit angegangen werden müssen.