Corona-Pandemie – Hoffnung auf neue Medikamente

Verhindern Asthmasprays einen schweren COVID-19 Krankheitsverlauf?

Stand
Autor/in
Pascal Kiss
Onlinefassung
Julia Otto

Bisher haben Krankenhäuser nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, COVID-19 Patient:innen mit Medikamenten zu therapieren. Hoffnung macht nun ein Asthmaspray.

Morgens und abends einmal Asthmaspray inhalieren und das Risiko für einen schweren COVID-Verlauf reduzieren. Könnte klappen – sagt zumindest ein Forschungsteam der Universität Oxford. In ihrer Studie im Fachmagazin "The Lancet" waren die Teilnehmer:innen nach der Behandlung mit einem bestimmten Asthmamittel weniger krank.

Ergebnisse aus der Studie des Forschungsteams der Universität Oxford

Bei milden Symptomen dauerte die Krankheit im Schnitt einen Tag kürzer. Mit Blick auf die schweren COVID-19-Verläufe klingen die Ergebnisse noch beeindruckender: Laut den Studiendaten könnte das Asthmamittel das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf um bis zu 90 Prozent reduzieren. Allerdings ist die Studie mit 146 COVID-19-Patient:innen vergleichsweise klein. Außerdem hat die Hälfte der Patient:innen weder das Asthmaspray, noch ein Placebo bekommen – das Ergebnis der Kontrollgruppe könnte also besser sein. Die Studie hat somit Schwächen. Und trotzdem ist der Ansatz in der Medizin vielversprechend.

Bilder Asthmaspray gegen COVID-19
Ein Asthmaspray könnte schwere COVID-19-Verläufe verhindern und somit das bisher beste Medikament bei einer COVID-19 Erkrankung sein.

Kortikoide reduzieren Entzündungen

Asthmamittel und die dort enthaltenen sogenannten Kortikoide können Entzündungen in der Lunge reduzieren. Genau das könnte auch bei COVID-19 helfen. Das Forschungsteam aus Oxford hofft, mit dem Asthmaspray eine starke Entzündungsreaktion unterbinden zu können. Die gefährliche Überreaktion des Immunsystems soll so verhindert werden. Das untersuchte Asthmamittel enthält den Wirkstoff Budesonid und gehört zu der Gruppe von Hormonen, die in der Nebennierenrinde hergestellt werden und Entzündungen verhindern können.

Ein Wirkstoff aus der Gruppe wird schon seit über einem Jahr bei COVID-19-Patient:innen verwendet – das Dexamethason. Diese Kortison-Therapie hilft zumindest einigen Patient:innen. Das Risiko an COVID-19 zu sterben, sinkt für sauerstoffpflichtige Patient:innen um drei Prozent.

Wann hilft das Asthmaspray am Besten?

Von dem Asthmaspray sollen vor allem Patient:innen kurz nach den ersten Symptomen profitieren. Im Schnitt haben die Probanden der Studie drei Tage nach den ersten Symptomen das Asthmaspray morgens und abends inhaliert und weniger schwere COVID-Verläufe beobachtet. Für das britische Forschungsteam war das keine Überraschung. Sie haben vor der Studie beobachtet, dass Asthmapatienten trotzt ihrer Vorerkrankung seltener wegen einer COVID-19-Erkrankung ins Krankenhaus mussten. Einen Zusammenhang mit dem Asthamspray haben die Forschenden schon damals gesehen. Auch ein Forschungsteam aus Kalifornien hatten schon vergangenes Jahr die Vermutung, dass Asthmasprays auch bei COVID-19-Patient:innen Entzündungen in der Lunge verringern könnten.

Fachverbände warnen vor zu hohen Erwartungen

Das untersuchte Asthmaspray wird bisher für eine Behandlung noch nicht ausdrücklich empfohlen. Doch weil das Spray bei Asthma schon Jahre lang erfolgreich eingesetzt wird und generell zu wenigen Nebenwirkungen führt, könnten COVID-19-Patient:innen mit dem Medikament vergleichsweise schnell behandelt werden. SPD-Politiker Karl Lauterbach bezeichnet das Asthma-Spray wegen der möglichen hohen Wirkung bei schweren COVID-Verläufen schon jetzt als "Game-Changer" – also als ein Medikament, das die Behandlungsmöglichkeiten bei einer Covid-19-Infektion entscheidend verbessern könnte.

Karl Lauterbach hält die Nutzung von Asthmasprays als Theapie von COVID-19 Erkrankten für einen Game-Changer.
Karl Lauterbach hält die Nutzung von Asthmasprays als Theapie von COVID-19 Erkrankten für einen Game-Changer.

Doch manche Expertinnen und Experten warnen vor zu hohen Erwartungen. Um eine breite Anwendung zu empfehlen, sei diese Studie nicht aussagekräftig genug, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP) in einer gemeinsamen Stellungnahme mit der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) und der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI).

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Pascal Kiss
Onlinefassung
Julia Otto