Leben aus dem All

Aminosäuren: Bausteine des Lebens auch in interstellarem Eis

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Autor/in
Pascal Kiss
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Onlinefassung
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Wie ist Leben auf der Erde entstanden? Ein US-Forschungsteam vermutet, dass sich eine für die Entstehung des Lebens wichtige Aminosäure im Weltall gebildet hat und erst später auf die Erde kam.

Die Schlüssel zum Leben sind neben Sauerstoff und Wasser die Aminosäuren. Sie sind die Bausteine, aus denen alle Organismen bestehen. Aber wie sind diese ersten Aminosäuren auf der Erde entstanden? Wahrscheinlich gar nicht alle auf der Erde, sagt jetzt eine neue Studie von Forschenden aus den USA.

Entstehung des Lebens aus der Ursuppe mittlerweile umstritten

Die Zutaten für das Leben auf der Erde könnten viel älter sein als gedacht, sagt ein US-Forschungsteam. Lange Zeit glaubten viele Fachleute an die “Ursuppen”-Theorie. Demnach sollen sich die ersten Bausteine des Lebens direkt auf der Erde gebildet haben – in einer Art Ursuppe, die sich direkt zusammen mit der Erde gebildet hat.

Doch diese “Ursuppen-Theorie" wird immer mehr in Frage gestellt. Haben nicht erst Kometen oder Asteroiden die zentralen Bausteine für das irdische Leben geliefert? Könnte sein, sagt jetzt das US-Forschungsteam der Universität von Hawaii.

Das Team glaubt, dass sich die ersten Bausteine des Lebens bereits in Eiswolken weit weg im Weltall gebildet haben, im interstellaren Eis neben Planeten oder Sternen. Dieses Eis besteht hauptsächlich aus einem Gemisch aus Wasser, Staub und Kohlendioxid. Auch Ammoniak kommt in den Wolken vor.

Heiße Quelle in Südafrika: Die Theorie, dass das Leben auf der Erde aus einer Art von "Ursuppe" entstanden ist, ist mittlerweile umstritten.
Die Theorie, dass das Leben auf der Erde aus einer Art von "Ursuppe" entstanden ist, ist mittlerweile umstritten.

Aminosären – Bausteine des Lebens stabiler als gedacht

Das Forschungsteam hat nun die chemischen Reaktionen in einem solchen Eisgemisch im Labor beobachtet - bei eisigen Temperaturen unter minus 210 Grad Celsius. Dabei ist eine einfache, aber auch zentrale Aminosäure entstanden - die Carbamidsäure - ein zentraler Baustein des Lebens.

Die Forschungsgruppe hat außerdem entdeckt, dass diese eigentlich sehr instabile Carbamidsäure in dem Eis als stabiles Gas überleben kann – selbst wenn die Temperaturen etwas steigen. Und so könnte ein Komet oder Asteroid durch dieses Eis mit seinen Aminosäuren geflogen und dann auf die Erde gestürzt sein.

Mittlerweile gibt es Hinweise darauf, dass im Huckepack mit Kometen oder Asteroiden wichtige Bausteine des Lebens (Aminosäuren) auf die Erde gebracht wurden.
Mittlerweile gibt es Hinweise darauf, dass Aminosäuren möglicherweise mithilfe von Kometen oder Asteroiden auf die Erde gebracht wurden.

Beitrag von Kometen und Asteroiden für Entstehung von Leben auf der Erde unterschätzt?

Die ersten Bausteine des Lebens wären dann im Huckepack von Kometen oder Asteroiden auf die Erde gekommen –vielleicht nicht der einzige Beitrag zum Leben auf der Erde. So haben Kometen wahrscheinlich auch Wasser auf die Erde transportiert. Klar ist: Das Forschungsteam hat bisher nur im Labor beobachtet, wie die am einfachsten aufgebaute Aminosäure entsteht, aber vielleicht können auch andere Aminosäuren im interstellaren Eis entstanden sein.

Das James-Webb-Weltraumteleskop könnte in Zukunft helfen, die Theorie zu bestätigen. Mit dem Teleskop könnten in Zukunft Aminosäuren nachgewiesen werden. Schon jetzt spricht aber immer mehr dafür, dass zumindest einige Bausteine des Lebens nicht erst auf der Erde entstanden sind, sondern schon viel älter sind. Eiswolken könnten also eine wichtige Quelle für das irdische Leben sein.

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