Noch immer haben viele Menschen Vorbehalte gegenüber elektrisch betriebenen Fahrzeugen: Teuer, geringe Reichweite, technisch noch nicht ausgereift, zu wenig Lademöglichkeiten, das sind oft die Gründe, warum viele sich doch gegen ein E-Auto entscheiden. Aline Scherrer vom Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe hat die Berichterstattung von Kraftstofftechnologien in deutschen Tageszeitungen untersucht. Besonders häufig wurde dabei das E-Auto als Thema behandelt. Das Ergebnis der Studie: Es fand eine überwiegend neutrale bis postive Berichterstattung über E-Autos statt, was letztendlich zu einer positiveren Einstellung bei Menschen führt.
SWR2 Impuls-Moderator Ralf Caspary hat mit ihr über die Studie gesprochen.
SWR2 Impuls, Ralf Caspary: Wie schätzen Sie das ein? Überwiegt immer noch bei der Mehrheit der Deutschen eine negative Einstellung?
Aline Scherrer: Insgesamt gibt es, wie unsere Studien zeigen, im Durchschnitt eine insgesamt neutrale bis positive Einstellung gegenüber E-Autos. Was wir aber auch sehen ist, dass es auch noch Vorbehalte gibt. Das heißt: Auf der negativen Seite finden sich schon noch einige Einstellungen, auch wenn im Durchschnitt die meisten neutral oder positiv eingestellt sind.
Wie sehen diese negativen Einstellungen aus?
Aline Scherrer: Das hat ganz unterschiedliche Gründe. In der Verkehrsforschung spricht man natürlich sehr häufig von Routinen, die es gibt. Die Menschen sind natürlich im Alltag auf ihr Auto, was sie bisher gefahren haben, und auf die Technologie, stark eingestellt. Sie sehen dann vielleicht auch noch einige negative Vorbehalte, die es in den letzten Jahren gegenüber Elektroautos gegeben hat.
Welche Vorbehalte sind das zum Beispiel?
Aline Scherrer: Was sich natürlich technologisch in den letzten Jahren stark weiterentwickelt hat, ist die Batterie. Noch vor wenigen Jahren waren ja zum Beispiel die Reichweiten und die Leistung sehr gering bei einem hohen Preis der Fahrzeuge. Wenn man sich dann angeschaut hat, wie man selbst seinen Alltag gestaltet, und zwar indem man natürlich mit einem einzigen Fahrzeug alles abdeckt, dann war das zu dem Zeitpunkt mit E-Autos nicht möglich.
Viele Menschen schauen sich auch nicht einmal im halben Jahr an, was sie gerne an Technologien umstellen möchten. Man hat ja seine Sicherheit und seine Routine. Man hat es vielleicht für sich einfach dann auch abgehakt.
Sie sagen, der Durchschnitt der Bevölkerung ist dem E-Auto positiv gegenüber eingestellt. Haben Sie damit gerechnet?
Aline Scherrer: Ich muss sagen: In meinem privaten Umfeld haben die negativen Berichte überwogen beziehungsweise hatten einen starken Eindruck hinterlassen. Deswegen dachte ich, da sind viele Menschen noch eher negativ eingestellt. Deshalb war ich vom Ergebnis der Studie auch ein bisschen überrascht.
Wie sieht es bei bestimmten Leitmedien in Deutschland aus? Was transportieren sie für ein Bild von E-Autos?
Aline Scherrer: Meine Vorannahme war, dass das Bild in den Tageszeitungen eher neutral bis negativ ausfällt. Diese war aber nicht Literatur-gestützt, sondern nur eine Annahme. Die Analyse hat dann aber gezeigt, dass es eher ein neutral bis positives Bild ist, aber eben auch mit diesen einzelnen negativen Artikeln, die schon deutlich auffallen.
Was für Medien waren das genau?
Aline Scherrer: Ich habe mir die deutschen Tageszeitungen mit der größten Auflage angeschaut. Zum Beispiel die FAZ, das Handelsblatt, Süddeutsche Zeitung. Und ich habe auch die BILD-Zeitung mit reingenommen, die ja ein bisschen ein anderes Medium darstellt, aber von sehr vielen Menschen gelesen wird. In diesen Zeitungen dominiert auch eher die positive Einstellung.
Ich hätte auch da subjektiv gedacht, dass die Medien eher über Themen berichten wie: es gibt zu wenig Ladesäulen, die Batterien haben zu wenig Reichweite etc.
Aline Scherrer: Das ist zum Teil so, aber es gibt viele Artikel, die neutral über beispielsweise neue Modelle berichten, über neue Technologien oder einfach über Entwicklungen oder auch zum Beispiel die Politik zitieren. Da gibt es auch das ganze Spektrum.
Über Elektroautos wurde sehr viel berichtet - mehr als über die anderen Alternativen, aber durch die Bank weg doch recht ausgewogen. Also ich konnte keine großen unterschiedliche Trends feststellen und sie deswegen nicht mit in die Analyse aufnehmen, weil sie dann nicht repräsentativ wäre.
Wo stehen wir ihrer Meinung nach in Deutschland bei der E-Mobilität? Brauchen wir noch einen Push nach vorne? Weil sie sagen ja, es gibt dennoch einige Vorbehalte.
Aline Scherrer: Ja, das sehe ich auf jeden Fall noch. Und ich glaube zum Beispiel: Um eben diesen großen, neutralen Teil der Bevölkerung zu einem Umstieg von dem, was sie jetzt nutzen, zu bewegen, braucht es noch weitere positive Argumente.
Was wir da auch sehen ist, dass es natürlich nicht nur um das Konsumieren von Medieninhalten geht, sondern auch: Was machen Freunde und Familie? Was macht das Umfeld? Habe ich so was schon mal ausprobiert? Das macht auch einen großen Unterschied. So kann man vor allem Menschen, die unentschieden sind, vielleicht für etwas Neues begeistern - je nachdem, wie dieses Ausprobieren ausfällt.
Die Meinungen von negativ eingestellten Personen sind laut Einstellungsforschung am schwersten umzukehren. Diese Umkehrung ist eigentlich nur machbar durch eigene Erfahrungen und weniger durch Informationen, weil man eher die Informationen liest, die das schon bestätigen, was man denkt.
Und der soziale Gruppendruck ist doch ein wichtiger Faktor, oder? Ich gucke zu meinem Nachbarn und der hat ein E-Auto – dann brauche ich auch eins.
Aline Scherrer: Genau, man kommt einfach in Kontakt mit der Technologie und merkt im Gespräch, wie die Person das im Alltag einbindet. Könnt ich mir das auch vorstellen? Haben wir vielleicht ähnliche Lebensrealitäten? Dann bekommt man eine Idee, was das denn eigentlich heißt, so ein Auto zu fahren.
Wie sieht es bei der Politik aus? Machen sie auch Ihrer Sicht genug um diese Technik durchzusetzen?
Aline Scherrer: Da gibt es ja ganz unterschiedliche Herangehensweisen in den Hauptparteien. Ideal wäre es natürlich, wenn man eben bei einer Linie bleibt, die man einmal festgesetzt hat, weil das die Konsumentinnen und Konsumenten verunsichert, wenn das immer hin und herspringt, zwischen verschiedenen Alternativtechnologien, die dann aber am Ende vielleicht doch nicht kommen. Oder wie beispielsweise mit erneuerbaren Kraftstoffen oder Wasserstoff, die dann sehr teuer werden oder sehr spät kommen und man aber denkt, ich warte da noch drauf.
Das wäre vielleicht ein Problem für Menschen, die denken: ja klar, jetzt bleibe ich noch bei dem was ich habe und warte bis was Besseres kommt. Wenn da die Politik öfter hin und herschwingt, könnte das zu Verunsicherung führen.