Richard Willstätter, Otto Hahn und Paul Crutzen (crüzen) – sie alle drei haben eines gemeinsam: Sie forschten alle am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, einem der ältesten der heute insgesamt 86 Institute der Max-Planck-Gesellschaft. - Und alle drei haben einen Nobelpreis.
Richard Willstätter bekam bereits 1915 den begehrten Preis für seine Forschung über Chlorophyll, also das was Blätter grün macht. Er entwickelte auch einen Atemfilter für Gasmasken. Damit ging der Preis zum ersten Mal an die Max-Planck-Gesellschaft, die damals aber noch anders hieß: Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
Max-Planck-Gesellschaft war Nachfolger der Kaiser-Wihelm-Gesellschaft
Dies erklärte der Chemiker kurz nach der Gründung der heutigen Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in einem Radiointerview im SWR.
Die Max-Planck-Gesellschaft heute betreibt Grundlagenforschung mittlerweile nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Forschung ist vielseitig, es geht darum, wie wir altern, es geht um Tiere, die Vulkanausbrüche vorher spüren, um die Entschlüsselung unsere Gene.
Otto Hahn ebnete Weg zur Atombombe
Erkenntnisse, die teilweise sehr große Macht haben können: Otto Hahn erhielt 1944 den Nobelpreis mit einer Entdeckung, die zu der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts wird. Denn Hahn gelang der Nachweis der Kernspaltung des Urans. Damit ebnete der Wissenschaftler unfreiwillig den Weg zur Atombombe.
Einige Jahre später, 1958, wurde Hahn gefragt, ob er die Versuche zur Atomspaltung noch einmal machen würde, wenn er zuvor die Folgen seine Entdeckung kennen würde.
1945 wurden die ersten Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki abgeworfen. Hahn zeigte sich darüber tief bestürzt, hatte er doch mit seiner Forschung die Voraussetzungen für diese Katastrophe geschaffen. Er setzte sich zeitlebens dafür ein, dass die Wissenschaft dem Wohle der Menschheit dient und nicht gegen sie verwendet werden soll.
Max-Planck-Institut als Magnet für junge Forschende
Dass derart große Entdeckungen überhaupt möglich sind, war damals aber auch ein Magnet für junge Forschende zum MPI zu kommen.
Weil bahnbrechende Erkenntnisse in der Regel nie allein entstehen, dürfen die Spitzenforschenden bis heute eigene Institute mit eigenen Teams und Arbeitsstrukturen aufbauen. Anders als an den Universitäten.
Auch der Entdecker der Kernspaltung, Otto Hahn, arbeitete damals nicht allein, sondern 30 Jahre mit der österreichischen Physikerin Lise Meitner im Labor zusammen, bis diese 1938 als Jüdin Deutschland verlassen musste und nach Schweden ins Exil floh. Hahn informierte deswegen damals zuerst Meitner in einem Brief über seine ungewöhnliche Beobachtung in einer Versuchsreihe.
Lise Meitner bestätigte Hahns Überlegungen und berechnete für ihn damals die riesige Energiemenge, die bei einer Kernspaltung frei wird.
Nur wenige Frauen bekamen einen Nobelpreis
Meitner allerdings bekam keinen Nobelpreis: gerade mal 2 der bisher 30 Nobelpreise der Max-Planck-Gesellschaft gingen bisher an Frauen: einen bekam Christiane Nüsslein-Volhard, die bislang einzige deutsche Wissenschaftlerin mit Nobelpreis in Medizin: sie entdeckte zahlreiche Gene, die die Embryonalentwicklung steuern. Den anderen bekam 2020 Emanuelle Charpentier für die Entdeckung der sogenannten Genschere Crispr/Cas. Auch noch heute sind nur etwa ein Drittel der Forschenden an den Max-Planck-Instituten Frauen.
Und Paul Crutzen, der dritte im Bunde der Nobelpreisträger am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, gewann schließlich den Preis für seine Forschung zur Atmosphärenchemie, insbesondere weil er zeigen konnte, wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe die Ozonschicht abbauten. Er war also Mitentdecker des Ozonlochs, das sich derzeit wieder schließt, auch weil die FCKWs daraufhin verboten wurden.
Wie weitreichend Crutzens Erkenntnisse schließlich waren, zeigt sich auch hieran: denn er etablierte den Begriff des Anthropozäns. Damit gab Crutzen unserem aktuellen Zeitalter einen neuen Namen: durch seine jahrelange Forschung war für ihn klar: Der Mensch verändert das Erdsystem so umfassend, wie bislang nur Vulkanausbrüche, Erdbeben oder andere Naturkräfte es tun konnten. Das neu benannte Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena soll zukünftig genau die Wechselbeziehungen zwischen der Geosphäre und menschgemachten Systemen erforschen.
Aktuell gibt es eine digitale Ausstellung: Pioniere des Wissens, welche die Nobelpreisträger*innen der Max-Planck-Gesellschaft und ihre Forschungsthemen vorstellt.