Die Pille kam 1957 auf den US-Markt, damals unter dem Namen "Enovid". Zugelassen war sie als Mittel gegen Menstruationsbeschwerden, das nur verheiratete Frauen mit mehreren Kindern kaufen durften. Die empfängnisverhütende Wirkung der Pille war in der Packungsbeilage als Nebenwirkung aufgeführt.
Offiziell als Verhütungsmittel konnte man sie in den USA erst drei Jahre später kaufen. In der Bundesrepublik gab es dann ab dem 1. Januar 1961 ein vergleichbares Medikament namens "Anovlar" zu kaufen. In den vergangenen 60 Jahren habe sich aber einiges geändert, sagt Susanna Kramarz, Referentin des Berufsverbands der Frauenärzte. Von "der" Pille könne man heutzutage gar nicht mehr sprechen, weil es inzwischen mehr als 20 verschiedenen Zusammensetzungen gebe.
Nebenwirkungen sollen vermieden werden
Die "klassische" Pille besteht aus einem Östrogen und einem Gestagen. Inzwischen gibt es aber auch Pillen, die nur ein Gestagen enthalten. Wichtig ist: Es gibt verschiedene Östrogene und Gestagene, die unterschiedliche Wirkungen, aber auch verschiedene Nebenwirkungen haben können. Dazu zählen Schmierblutungen, Akne oder Wassereinlagerungen. Diese Nebenwirkungen habe man vermeiden oder zumindest minimieren wollen und deshalb in den vergangenen 60 Jahren immer neue Substanzen und Zusammensetzungen auf den Markt gebracht, sagte Kramarz. Es sei wichtig, dass Frauen mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt besprechen, welche Pille die richtige für sie sei.
Thromboserisiko geringer als früher
Außerdem sind die Pillen auch anders dosiert als früher – gerade was das Östrogen betrifft. Das Hormon steigert das Thromboserisiko. Der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte, Dr. med. Christian Albring, betont allerdings, dass das Risiko heute deutlich geringer sei als noch 1961. Nicht nur, weil heute der Östrogen-Anteil deutlich niedriger dosiert wird, sondern auch, weil man mittlerweile andere Östrogene einsetze. Auch andere Faktoren können bei einer Thrombose eine Rolle spielen. So wirken sich etwa Rauchen und Übergewicht negativ aus.
Verhütungsmittel der Zukunft?
Wie die Pillen der Zukunft aussehen könnten, weiß auch der Frauenarzt nicht. Er hofft, dass auch in Zukunft weitere Varianten entwickelt werden, "sodass man vielleicht irgendwann in der Zukunft ohne Erhöhung des Thromboserisikos und ohne negative Eigenschaften einfach nur eine Empfängnisverhütung haben wird".
Eine Alternativ zur Pille sei der Hormonring, der nur einmal pro Monat in die Vagina eingelegt wird und dort für drei Wochen bleibt. Zwar falle damit die tägliche Einnahme weg, aber es gebe nur eine einzige Kombination – keine Varianten mit unterschiedlichem Östrogen und Gestagen, so Albring. Auch bei der Hormonspirale, die über mehrere Jahre im Körper verbleibe, gebe es nur ein einziges Gestagen, das eingesetzt werde. Derzeit sei aber nicht bekannt, ob die Forschung auch hier alternative Zusammensetzungen entwickeln werde.