Der moderne BH wird 130! Oder doch 134 oder erst 124? Um das Jahr 1900 tüftelten viele verschiedene Personen an alternativen Büstenhalterungen, die Frauen vom Korsett befreien sollten und meldeten Patente an:
Mode und Schönheitsideale
Vor der Erfindung des BHs trugen Frauen Korsett. Für viele Frauen bedeutete das vor allem eines: Schmerzen. Modisch sollte ein Korsett Frauenkörper in das damals gängige Schönheitsideal der Sanduhrfigur formen: eine schmale Wespentaille mit breiten Hüften und einem nach oben gepushten Busen. Doch die engen Korsette beeinträchtigten beispielsweise die Verdauung, führten zu Organ-Quetschungen und schnürten den Trägerinnen die Luft ab. Infolgedessen fielen sogar viele in Ohnmacht.
Bis es vom BH-Patent zum Durchbruch des Kleidungsstücks reichte, sollten noch einige Jahre vergehen. Der BH ging in Deutschland kurz vor dem Ersten Weltkrieg in Serienproduktion – Als die Männer an die Front zogen und die Frauen in den Fabriken die Arbeit aufnahmen. Denn mit Korsetts ließ sich nur beschwerlich am Fließband stehen und arbeiten.
In den 1920er-Jahren begannen dann Designer, BHs mit Spitzenbesatz und anderen Details zu zieren. Er war nicht nur ein funktioneller Gegenstand, sondern auch ein modischer. Im Verlauf seiner weiteren Geschichte ging der BH oft Hand in Hand mit Schönheitsidealen. Auch deshalb wird er immer wieder als Symbol der Unterdrückung in feministischen Protesten abgelegt, beispielsweise während der 1968er-Bewegung. Frauen forderten auf ihren Protesten die Freigabe der Pille, gleichen Lohn für gleiche Arbeit und das Ende der männlichen Vorherrschaft.
Weniger Frauen tragen BHs
Neben dem Ablegen des BHs als politische Botschaft, erachten nicht alle Frauen einen BH für sich im Alltag als notwendig. Heute geht ein Trend in die Richtung, auch mal BH-frei rumzulaufen oder auf bügelfreie Modelle umzusteigen. „Wir verkaufen viel Minimizer, das sind BHs, die die Brust optisch verkleinern, und tatsächlich auch mittlerweile viele ungefütterte BHs“, berichtet Fachverkäuferin Charlene Camen.
In einigen Fällen kann ein BH jedoch gesundheitliche Vorteile bringen. Gerade beim Sport unterstützen BHs das Bindegewebe. Erschütterungen, beispielsweise durch Joggen, zerren ohne genügend Halt am Bindegewebe und führen auf Dauer zu Bindegewebschädigungen sowie einem Elastizitätsverlust der Haut. Bei einer größeren Oberweite kann das Tragen eines BHs zudem Nacken und Rücken entlasten und so Schmerzen vorbeugen.
Das Funk-Format Say What geht dem Trend, keine BHs zu tragen, auf den Grund:
Viele tragen falsche Größe
Egal ob man BHs zum Sport oder im Alltag tragen möchte – die richtige Größe ist entscheidend für den gesundheitlichen Nutzen. Denn der falsche Sitz eines BHs kann sogar zu Haltungsfehlern führen und ist natürlich extrem unbequem. Camen geht davon aus, dass ein Großteil der Frauen nicht weiß, welcher BH für sie angemessen ist:
Einige Online-Shops bieten Größentabellen an, sodass man sich zuhause selbst ausmessen kann. Im Zweifelsfall kann man sich im Geschäft professionell beraten lassen.
Diese Faustregeln gelten:
- Wenn die inneren und äußeren Bügel-Enden in die Brust eindrücken, tragen Sie eine zu kleine Größe!
- Bei großer Oberweite auf breite Träger achten, die nicht einschneiden!
- Der Unterbrustbereich trägt das Gewicht der Brüste und muss eng am Körper anliegen!
- Die Körbchen müssen den Busen perfekt umschließen und dürfen auf keinen Fall einquetschen!
- Der seitliche BH-Bügel muss die Brust gut einschließen!
- Beim Sport immer einen Sport-BH tragen um das Gewebe zu schützen und damit beim Sport nur der Ball hüpft!
- Das Rückenteil des BHs darf auf keinen Fall einschneiden. Rückenteil und Vorderteil müssen auf der selben Höhe liegen!
7 goldene Regeln für den perfekten BH
Es gibt inzwischen viele verschiedene BH-Modelle und Möglichkeiten, den Büstenhalter passgenau einzustellen – Vor 130 Jahren wäre das noch unvorstellbar gewesen.
Körperformen sollten kein Trend sein
Es wird immer wieder gefordert, dass Körperformen keine Trends mehr sein dürfen. Viele leiden unter dem Druck gesellschaftlicher Schönheitsideale. Während ein BH symbolisch oder alltäglich schnell abgestreift ist, sind Schönheitsoperationen gesundheitsgefährdend, risikoreich und oft nicht umkehrbar. Der Großteil aller ästhetisch-plastischen Eingriffen wird an Frauen durchgeführt.
Laut Statista-Daten von 2022 finden sich OPs, die die Brüste betreffen, gleich viermal in den Top 10. Eine Brustvergrößerung mittels Implantaten liegt auf Platz 3, Bruststraffungen belegen den zweiten Platz, Brustverkleinerungen den sechsten und Brustvergrößerungen mittels Eigenfett den zehnten.