Samson und Delila
Was sagte der Kraftkerl Samson aus dem Alten Testament, nachdem er seine Stärke verloren hatte? "Das ist ja eine schöne Bescherung!" Das Wortspiel mag erlaubt sein, weil es uns an die Ursprünge des Stoßseufzers wie der Weihnachtsgaben führt. Samson verlor seine Kraft, weil ihm Delila die Haare abgeschnitten hatte. Schon im ersten Buch Moses heißt es: "Wenn du mich beschörest, so wiche meine Kraft von mir." Ach, die alten Konjunktive!
Zuteilen durch abschneiden: to share – bescheren
Jedenfalls wird deutlich, dass eine Verbindung mit dem Scheren des Haupt- oder Körperhaares gegeben ist. "Bescheren" geht, ob es das Schenken oder das Schneiden bezeichnet, ähnlich wie das englische "to share" zurück auf alte Worte, die eine Zuteilung durch Abschneiden von etwas bezeichnen.
Dabei hat "bescheren" als Schenken noch die Zusatzbedeutung, dass diese Zuteilung von höherer oder höchster, also göttlicher Hand herstammt. Das kennen wir aus dem bekanntesten Tischgebet: "Komm, Herr Jesu, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast."
Zu Weihnachten und den Geschenken passte die schöne Bescherung besonders, weil man die Gaben als vom Christkind kommend verstand. Deshalb nannte man Weihnachtsgeschenke ja oft direkt "Christkindle". Ein altes Sprichwort rät übrigens: "Wenn Bescherung ist, tu den Sack auf und vergiss das Zuknüpfen nicht."
Im 18. Jahrhundert wird's ironisch
Spätestens seit dem 18. Jahrhundert bürgerte sich die ironische Verwendung des Wortes "Bescherung" ein. Der Ton machte dabei die Musik. Wer seufzte "Da haben wir die Bescherung!" oder "Das ist ja eine schöne Bescherung!" hatte sich in seiner Erwartung auf feine Gaben getäuscht.
Schon Johann Wolfgang Goethe schreibt im Götz von Berlichingen: "Da verließen wir uns auf des Kaisers geheime Gunst – nun haben wir die Bescherung."
Mir aber bleibt am Ende dieser kleinen adventlichen Redewendungs- und Sprichwortreihe, Ihnen allen im Brustton der Überzeugung zu wünschen: "Schöne Bescherung!"
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