KREBSERREGENDES MELAMIN

Plastik, Edelstahl, Melaminharz: Welches Geschirr ist das beste für Kinder?

Stand
Autor/in
Joost Holstein
Christine Grünefeld
Onlinefassung
Anna Macho

Warum man von Melaminharz besser die Finger lässt und was Alternativen sind: Geschirr aus Plastik, Edelstahl, Keramik, Holz, Bambus, Porzellan, Keramik und Silikon im Check.

Wie man giftiges Kindergeschirr erkennt und vermeiden kann I Ökochecker SWR

Gesundheitsrisiko: Geschirr aus Melaminharz

Kindergeschirr sollte robust, leicht sauber zu machen und einfach zu benutzen sein. Das sind Kriterien, die auch das Geschirr aus Melaminharz erfüllt, übrigens auch beliebt bei Campern.

Reines Melamin wurde 2023 von der EU allerdings als gesundheitsgefährdend und krebserregend eingestuft. Enthält Geschirr Melamin, muss das auf der Verpackung angegeben werden. Auf Kindergeschirr aus Melaminharz findet sich keine Warnung, denn Melaminharz wurde nicht als gefährlich eingestuft.

Das Problem: Aus Tests des Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamts, kurz CVUA, ging hervor, dass zehn Prozent der getesteten Melaminharz-Produkte unter bestimmten Bedingungen Giftstoffe absondern. Reines Melamin gelangt so beim Essen durch den Mund in den Körper. Herausgelöster Formaldehyd, der andere Bestandteil von Melaminharz, kann sogar durch den Atem aufgenommen werden.

"Wenn hartes Melamingeschirr zum Beispiel in der Mikrowelle erhitzt wird oder in diesem Geschirr gekocht wird, dann kann sich Melamin herauslösen."

Deswegen müssen Geschirr-Hersteller kennzeichnen, wenn das Geschirr nicht für die Mikrowelle geeignet ist. Melamin kann sich lösen, wenn es längere Zeit Temperaturen über 70°C ausgesetzt ist oder mit säurehaltigen Lebensmitteln in Kontakt kommt. Heißer Tee ist aber kein Problem, da die Temperaturen hier schnell wieder sinken. Wenn das Kindergeschirr schon abgenutzt ist, besteht die Gefahr, dass sich das Melamin in Kombination mit Hitze noch schneller herauslöst.

So wirkt Melamin in der Umwelt

Wenn man melaminhaltiges Geschirr in der Spülmaschine wäscht, können sich Melaminpartikel lösen und ins Abwasser gelangen.

"Ich würde konsequent davon abraten melaminhaltiges Geschirr in der Spülmaschine zu waschen. Wir fragen uns immer wieder, warum es tatsächlich noch im Handel erhältlich ist."

In der Regel können Klärwerke Melamin nämlich nicht filtern. Die Chemikalie reichert sich so in Gewässern und im Trinkwasser an und gelangt über diesen Kreislauf in die Umwelt, also beispielsweise in Pflanzen und in die Mägen von Fischen. Zudem kann Melamin-Geschirr schlecht recycelt werden. Es gehört daher in die Restmülltonne und wird verbrannt.

Bambus-Geschirr ist häufig mit Melaminharz beschichtet

In der EU ist das beschichtete Bambusgeschirr inzwischen verboten, da es in Tests zu große Mengen Melamin abgesondert hat. Weiterer Nachteil an Bambus: Er wächst nicht in heimischen Wäldern. Die Transportwege sind lang und die Anbaubedingungen oft schwer nachzuvollziehen.

Geschirr aus Holz – nachhaltig und natürlich?

Bei Geschirr aus Holz ist entscheidend, woher das Holz kommt. Am umweltfreundlichsten ist Holz aus nachhaltiger Fortwirtschaft. Diese wird häufig durch das FSC-Label gekennzeichnet. Laut Elena Schägg von der Deutschen Umwelthilfe gibt es allerdings Schwierigkeiten bei der Kontrolle des Labels, sodass es schwierig ist, das FSC-Label uneingeschränkt zu empfehlen.

Für Bambus sowie für Holz gilt grundsätzlich: Ist das Produkt unbehandelt, können sich keine Schadstoffe lösen. Dann ist es für Kinder sicher. Ist das Produkt jedoch lackiert und zerkratzt, können schädliche Stoffe ins Essen gelangen. Ein Nachteil ist zudem, dass sich Holzprodukte auf Dauer verfärben und sich dann nur noch schwer reinigen lassen.

Kindergeschirr aus Edelstahl: Schadstofffrei und bruchsicher

Kindergeschirr aus Edelstahl hat zwei Vorteile. Das Material geht keine Wechselwirkungen mit dem Essen ein, sodass Lebensmittel schadstofffrei bleiben. Zusätzlich ist das Material am langlebigsten, weil es nicht zerbrechlich ist.

Der Nachteil: Es gibt zwar Edelstahlprodukte, die hier in Deutschland produziert werden, der Rohstoff zur Herstellung, das Eisenerz, das wird schon lange nicht mehr in Deutschland abgebaut. Eisenerz kommt aus China und Brasilien und lange Transportwege sind vonnöten. Trotzdem empfiehlt es die Expertin der Deutschen Umwelthilfe.

Geschirr aus Porzellan, Glas und Keramik: Zerbrechlich aber ohne Giftstoffe

Geschirr aus Porzellan, Glas oder Keramik ist sehr zerbrechlich. Daher eignet es sich nicht unbedingt für Kleinkinder. Für Babys, die noch gefüttert werden müssen, ist es aber ungefährlich. Sobald Kinder alleine essen können, können bei zerbrechlichem Geschirr Saugnäpfe unter den Tellern nützlich sein. Ab einem gewissen Alter kann man seinem Kind aber auch zerbrechliches Porzellan, Glas oder Keramik anvertrauen. Der große Vorteil: Von den Materialien lösen sich keine Stoffe, sodass das Essen schadstofffrei bleibt.

Porzellan, Glas und Keramik verbrauchen allerdings viel Energie in der Herstellung. Porzellan ist sogar etwas energieintensiver als Keramik. Zudem sind alle drei Materialien schwer, sodass beim Transport mehr CO2-Emissionen ausgestoßen werden als bei leichtem Material, beispielsweise Plastik. Porzellan wird aber auch viel in Deutschland hergestellt und hat deshalb nicht so lange Transportwege. Außerdem ist es wie Glas spülmaschinengeeignet. Für Glas, Keramik und Porzellan sowie für alle anderen Produkte gilt: Wenn man sie häufig und lange genug nutzt, relativiert sich die energieintensive Herstellung.

Emaille-Geschirr: Langlebig und recycelbar

Geschirr aus Emaille besteht aus Glas und Metall. Es ist ein kratzfestes und bruchsicheres Material, dass auch hohe Temperaturen aushalten kann. Zudem kann Emaille in Deutschland hergestellt werden, denn es besteht hauptsächlich aus Quarzsand und Feldspat. Wenn Emaille-Geschirr herunterfällt, kann aber die Beschichtung abplatzen. Dann kann es sein, dass das Material anfängt zu rosten. Immerhin: Emaille-Geschirr kann gut recycelt werden.

Eine weiße Tasse mit schwarzem Rand aus dem Material Emaille liegt  auf einem grünen Waldboden.
Geschirr aus Emaille vereint die Eigenschaften von Geschirr aus Edelstahl und von Geschirr aus Keramik, Glas oder Porzellan. Daher ist es gut für Kinder geeignet.

Plastik, Bio-Plastik und Silikon: Kindergeschirr aus Kunststoff kann Mikroplastik abgeben

Kindergeschirr aus Kunststoff ist beliebt, denn es ist leicht und zerbricht nicht so schnell. Allerdings wird Plastik aus Erdöl hergestellt und hat lange Produktionsketten und Transportwege. Zudem können sich Mikroplastikpartikel, wie Weichmacher und Bisphenol A, ablösen und über die Nahrung aufgenommen werden. Bio-Plastik wird hingegen aus nachwachsenden Rohstoffen, wie beispielsweise Mais, Zuckerrohr oder Zellulose, hergestellt. Der Stoff ist aber trotzdem keine nachhaltige Alternative:

Auf einem Tisch steht buntes Plastik-Geschirr für Kinder: Mehrere Schüsseln, Löffel und zwei Trinkflaschen. Im Hintergrund ist ein Stuhl für Baby zu erkennen.
Geschirr aus Plastik gut für Kinder geeignet, weil es bruchsicher ist. Aus dem Kindergeschirr aus Plastik kann sich allerdings Mikroplastik lösen.

"Alle Ökobilanzen sehen bislang keinen Vorteil im Bio-Plastik im Vergleich zu konventionellem Plastik."

Auch aus dem Kunststoff Silikon wird gerne Kindergeschirr hergestellt. Es ist biegsam, einfach abwaschbar und kann meist Temperaturen bis zu 200 Grad aushalten. Aber: Auf Dauer kann das Silikon porös werden. Das macht das Geschirr kurzlebiger.

Fazit

Am nachhaltigsten ist das Kindergeschirr, das lange benutzt wird. Wer in Sachen Schadstoffe auf Nummer sicher gehen will, sollte Kindergeschirr aus Edelstahl, Glas, Porzellan oder Keramik benutzen. Ansonsten gilt: Alle Materialien haben Vor- und Nachteile.

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Christine Grünefeld
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